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Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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dem
Hund. Mit einer vorsorglichen Bestechung in Form eines Stückes Wurst stellte er
zusätzlich noch sicher, dass der Abschiedsschmerz Maximilians nicht zu stark
ausfiel. Mit wedelndem Schwanz folgte der Retriever dann auch Palinski und
sprang ohne Zögern auf die Rückbank. Ganz so, als ob ihm das Auto schon immer
vertraut gewesen wäre.
    Während Palinski überlegte, wie seine Kinder, vor allem aber
Wilma auf seine neue Liebe reagieren würden, meldete sich sein Mobiltelefon mit
einer polyphonen Version der Arie der Königin der Nacht. Aufgeregt sprang
Maximilian auf und schob seinen semmelblonden Kopf neben das Ohr, an dem sich
bereits das Handy befand.
    Am anderen Ende der Verbindung meldete sich eine weibliche
Stimme mit „Aigner.” Der Name sagte Palinski nichts.
    „Ich bin Kriminalbeamtin
und untersuche den Fall mit den beiden toten Frauen in Mondsee. Die
BIGENI-Erpressung, Sie wissen schon.” Franca Aigner hatte eine Stafette von
Telefonaten hinter sich und war schließlich bei einem Ministerialrat Dr.
Schneckenburger gelandet. Der hatte ihr aufmerksam zugehört und sie dann
gebeten, die Sache unbedingt mit Herrn Palinski zu besprechen. „Ich kenne Sie
nicht”, meinte Aigner, „aber Sie müssen ein ›wichtiger Mann‹ sein.
Wahrscheinlich so eine Art Sachverständiger”, versuchte die Beamtin, etwas aus
Palinski heraus zu bekommen. „Denn der Herr Ministerialrat hat mich beauftragt,
so rasch wie möglich mit Ihnen Kontakt aufzunehmen.”
    Das Attribut ›wichtiger Mann‹ rann Palinski hinunter wie
Honig und bewies einmal mehr, dass auch er nicht frei von Eitelkeit war.
    „Na ja, so etwas in der Art bin ich wohl”, stimmte er
gutgelaunt zu.
    „Wo kann ich Sie treffen? Falls es notwendig ist, kann ich in
drei Stunden in Wien sein.” Aigner hatte offenbar keine Ahnung, wo sich
Palinski befand. Woher sollte sie auch, da auch Wallner nicht Bescheid wusste.
    „Es wird Sie angenehm überraschen zu hören, dass ich nur zehn
Minuten von der Raststätte Mondsee entfernt bin. Was halten Sie davon, wenn wir
uns dort treffen?”
    „Ich werde in einer halben Stunde da sein, Herr Palinski. Wie
kann ich Sie erkennen?” Aigners Erleichterung, nicht nach Wien fahren zu
müssen, war unüberhörbar.
    „Suchen Sie nach einem Mann mit Sonnenbrille und dem
nettesten Golden Retriever, den Sie sich vorstellen können.”

     
    *

     
    Obwohl der Veranstalter der Viktor-Verleihung
auf Geheiß der Polizei den Saal und den Backstage Bereich nochmals penibel
absuchen hatte lassen und Wallners Mitarbeiter Sandegger persönlich den Tatort
auseinander genommen hatte, blieb die Statuette, die Lettenberg erhalten hatte,
unauffindbar. Da der materielle Wert des Preises trotz der nicht unerheblichen
Herstellungskosten von rund 1400 Euro je Figur im Vergleich zum ideellen Wert
unbedeutend war, konnte Diebstahl aus Gewinnsucht wohl ausgeschlossen werden.
Ein Hehler würde, wenn überhaupt, kaum mehr als 100, vielleicht 150 Euro dafür
bezahlen. Und auch nur dann, wenn er einen diskreten Sammler kurioser Raritäten
an der Hand hatte. Offen mit der erkennbar heißen Ware handeln, würde kein
Mensch riskieren.
    Wahrscheinlicher war daher, dass sich ein Fan oder sonst ein
Verrückter das Stück im Trubel der Verleihung einfach gegriffen hatte. Spontan
dachte Wallner an die Suchmeldung von heute Morgen. Eine Leonie Sowieso.
Lettenbergs ›greatest fan in the world‹. Sie oder Menschen ihrer Art waren die
idealen Kandidaten für Blödheiten dieser Art. Wallner nahm sich vor, sich bei
Gelegenheit nochmals die Aufzeichnung anzusehen. Vielleicht konnte diese
irgendeinen Hinweis liefern. Im Augenblick hatte er aber dringendere Sachen zu
erledigen.
    Am meisten irritierte ihn, dass von dem gesuchten Roman
Schuster nach wie vor jede Spur fehlte. Nachdem der Mann gestern Morgen das
Hotel in der Wagramer Straße verlassen hatte, hatte er sich anscheinend in Luft
aufgelöst. Oder er hatte die Stadt sofort verlassen. Konnte der Mann ein
Auftragskiller gewesen sein, der in die Stadt gekommen war, seinen Job erledigt
hatte und nun schon wieder weg war? Eher nein, die Methode entsprach nicht der
Handschrift eines Killers, der auch nur im Geringsten auf sein Renommee
achtete. Erschießen, erstechen oder in die Luft sprengen, das waren männliche
Methoden. Gift, Erwürgen oder Ersticken, noch dazu nach oder bei einem echten
oder auch nur vorgetäuschten Geschlechtsverkehr wiesen dagegen eher

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