Pastetenlust
etwas befürchtet, tatsächlich war es aber
der erhoffte Inspektor Wallner.
Wie sagte der legendäre österreichische Schirennläufer Rudi
Nierlich einmal so treffend: „Wauns laaft, daun laafts.” Im Moment lief es für
Freund Miki gut, denn die Nachricht von der neuen Verdächtigen und den doch
sehr erheblichen Indizien waren genau der Stoff, mit dem der Minister die
versammelten Medienvertreter ein wenig zum Träumen bringen könnte.
Etwas später war auch der Herr Minister dieser Meinung, eine
Viertelstunde später auch die anwesenden Journalisten und am Abend ›ganz
Österreich‹ vor dem Fernseher.
Lediglich die ohnehin schon schwer geprüften Eltern Martina
Tesslers waren von den schweren Vorwürfen gegen ihre tote Tochter äußerst
betroffen. Nach Franca Aigners einfühlsamen und doch bestimmten Erhebungen
hatten sie zwar mit etwas Unangenehmen gerechnet, nicht aber mit derart
massiven Anschuldigungen.
Vor Aufregung erlitt Herbert Tessler einen Kreislaufkollaps
und musste in das Landeskrankenhaus Salzburg eingeliefert werden. Während sich
die Ärzte noch bemühten, den Zustand des alten Mannes zu stabilisieren, saß der
Minister schon in der Maschine, die ihn nach Rom zu einem Arbeitsessen mit
seinem italienischen Kollegen Marco Fagiolini brachte. Dass das ›Arbeitsessen‹
des Ministers an einem Freitagabend nicht in Rom, sondern immer in einer
kleinen Wohnung nahe der Piazza del Campo in Siena stattfand und der
italienische Kollege eine 27-Jährige ›Kollegin‹ namens Rosina delle Pianti war,
wussten fast alle im Ministerium. Nur die Frau des Chefs hatte keine Ahnung,
angeblich. Zunächst wurde tatsächlich gegessen, später aber so gut wie nichts
gesprochen. Nur gearbeitet. Dennoch verstand man sich sehr gut. Auch ganz ohne
Dolmetscher.
Selbst Schneckenburger hatte schon davon gehört. Seiner
leicht spießigen Art entsprechend wusste er nicht, ob er den Minister für einen
tollen Hecht halten oder Mitleid mit der Ehefrau haben sollte. Im Augenblick,
nach einer und einer halben Flasche Champagner war ihm aber beides völlig egal.
*
Während sein Freund Miki mit seiner auch für ihn
überraschenden Stellungnahme Eindruck beim Minister schindete, saß Palinski
schon in seinem Büro und ging die seit gestern eingelangten Mails und
Nachrichten durch.
Für Maximilian hatte er in einer Ecke des Vorraumes ein
zumindest vorläufiges Plätzchen eingerichtet und ihn mit einer Schüssel Wasser
und einer zweiten mit Hundekuchen, den er unterwegs besorgt hatte, verwöhnt.
Maximilian schien sein neues Zuhause zu gefallen. Interessiert schnüffelte er
sich durch die drei Räume, um es sich dann unter dem Schreibtisch gemütlich zu
machen. Auch gut.
Wieder zwei Anfragen an die Datenbank. Langsam begannen sich
die Hunderte von Stunden Arbeit auszuzahlen. Ein ihm unbekannter Verlag bat um
Rückruf. Kein Problem! Der Rückruf an Dr. Bader wäre wohl schon besser gestern
erfolgt, so dringend klang seine Stimme. Wozu hatte der seine Handynummer? Aber
bitte gerne, bitte gleich.
Das war aber wirklich interessant. Eine weibliche, um
Sinnlichkeit bemühte Stimme entpuppte sich als die von Sophie Lettenberg.
„Meine Mutter musste heute überraschend nach Salzburg
zurückfahren. Hätten Sie Lust, an ihrer Stelle mit mir in die ›Tosca‹ zu gehen.
Ich würde mich sehr freuen.” In jedem Fall wollte sie die Karte an der Abendkasse
der Staatsoper deponieren.
Ein durchaus verlockendes Angebot. Palinski liebte die Musik
Puccinis sehr und die Tosca ganz besonders. Und vielleicht konnte er aus der
lustigen Witwe noch etwas heraus bekommen. Der Mann wurde vor vier Tagen
ermordet und sie geht schon wieder aus. Zwar nur in die Oper, aber trotzdem.
Nun, jeder Mensch wurde mit seiner Trauer eben anders fertig. Falls er
überhaupt Trauer empfand, was für Palinski im Fall Sophie Lettenbergs nicht mit
Sicherheit feststand.
Er blickte auf seine Uhr.
Es war bereits kurz nach 18 Uhr. Falls er der Einladung folgen wollte, musste
er sich beeilen. Als e rstes
müsste er jemanden finden, der auf Maximilian achten und ihn bei Bedarf äußerln
führen würde.
Einen Anruf und zwei Minuten später war das Problem auch
schon gelöst. Ein freudig erregter Harry, der sich schon immer einen Hund
gewünscht hatte, bisher aber immer am Widerstand seiner Mutter gescheitert war,
war nur zu gerne bereit, die Verantwortung für das neue Familienmitglied für
die nächsten Stunden
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