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Pastworld

Pastworld

Titel: Pastworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Beck
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zentrierte es und ließ es über sechs der kleineren Monitore laufen. Eine Verfolgerkamera, eine der neueren E-Spion-Überwachungskameras, übertrug ein Bewegungsmelderbild aus einem der Sperrgebiete.
    Er betätigte das Alarmsignaltag, überprüfte die Koordinaten und zoomte das Bild heran. Schnell stellte er Code Orange ein, was automatisch die Aufmerksamkeit von DI Hudson auf sich ziehen würde, der in seinem Arbeitsraum einige Türen weiter saß. Catchpole verkleinerte die Bilder der weiterlaufenden E-Spion-Kamera und speicherte gleichzeitig den bisherigen Ablauf. Es dauerte keine Minute, bis sein Partner Hudson erschien. Die Reihe der eingeschalteten Monitore spiegelte sich in leuchtend blauen Quadraten auf seiner Uniformjacke, als er den Raum betrat.
    »Was hast du da?«, sagte Hudson, als er seinen kompakten Körper in einen Stuhl neben Catchpoles Workstation zwängte. Er hatte die Arme so abwehrend über der Brust verschränkt, als wolle er sagen: »Bloß keine Scherereien«.
    »Sieh dir das an.« Catchpole tippte mit dem Kaffeerührstäbchen auf die mittleren Monitore.
    »Seit ungefähr einer Viertelstunde ist eins der Alarmlämpchen auf dieser Stromschleife aktiv. Ich habe es mehrfach überprüft – die Aktivierung war kein technischer Fehler, sondern es handelt sich tatsächlich um einen Eindringling. Denn eine Minute später hat eine ungewöhnliche Bewegung eine E-Spion-Kamera in Gang gesetzt und seitdem erscheint dieses Bild.« Catchpole holte es wieder auf den Hauptmonitor. Im grün gefärbten Nachtlicht war der obere Teil des alten Tower 42 Gebäudes zu sehen. Eine Gestalt in wehendem Umhang stand bewegungslos hoch oben auf dem zerstörten Dach.
    Leise sagte Hudson: »Geh näher ran, damit wir sehen können, wer es ist.«
    Catchpole fuhr mit der Hand über den Monitor auf der Konsole. Das Bild veränderte sich und zeigte nach einem kurzen weißen Schneegestöber ein maskiertes Gesicht mit zwei leuchtenden Aussparungen für die Augen.
    »Mein Gott, sieht genau aus wie er«, sagte Hudson. »Er ist wieder da.«
    Catchpole fror das Bild des maskierten Gesichts ein und verschob es in ein separates Fenster.
    Hudson hatte recht, die Figur sah ihm wirklich täuschend ähnlich.
    Catchpole bewegte seine Hand von Neuem und zoomte die Gestalt noch näher heran. Hinter der dünnen Maske konnte man den zu einem O geöffneten Mund und das ruhige Ein- und Ausatmen deutlich erkennen.
    »Er hält etwas fest«, sagte Hudson. »Geh mal dichter ran.«
    Catchpole zoomte auf das, was die Gestalt in den Händen trug. Während sie zusahen, legte der maskierte Mann den Gegenstand sehr sorgfältig auf einen flachen Vorsprung, die oberste Ecke eines Eisenträgers, unmittelbar über seinem Kopf.
    »Oh, mein Gott«, sagte Hudson.
    Dann verschwand die Gestalt, indem sie einfach von der Ecke des Gebäudes einen Schritt ins Leere machte.
    »Tja«, sagte Catchpole, »wer sonst würde so etwas tun?«
    »Sieht so aus, als wäre er wirklich wieder da«, sagte Hudson, »halt das lieber mal schwarz auf weiß fest. Druck alles aus, damit wir es beim nächsten Flug mit zum Inspektor nehmen können.« Bei der Erwähnung des Inspektors verbesserte sich Catchpoles Laune schlagartig. Wenn die Ermittlungen jetzt ganz offiziell wieder aufgenommen würden, bedeutete das einen Besuch in Pastworld. Und das bedeutete neue Perspektiven, natürlich einen Kleidungswechsel, den Anbruch einer neuen Ära und vielleicht würde sich damit alles andere auch ändern …

4
     
    Das Phantom sah auf die Ratte hinunter. »Na gut, jetzt wissen sie, dass ich hier bin«, sagte er und leuchtete mit der Lampe durch die kaputte Decke hinauf auf eine Leiter. Das Phantom testete, ob sie sein Gewicht aushielt, und kletterte dann schnell nach oben. An den noch verbliebenen Stützbalken zog er sich in die windige Dunkelheit. Durch eins der großen klaffenden Löcher flogen die Tauben an die frische Luft und in die plötzliche Freiheit.
    Über die zerbrochenen Dachbalken und die riesigen, mit Nieten beschlagenen Eisenträger kletterte das Phantom weiter nach oben. Er überquerte eine wacklige hölzerne Plattform, die sich unter seinem Gewicht bog und senkte.
    Jetzt stand er ganz oben auf dem Turm und blickte nach unten. Er befand sich auf dem äußersten Ende eines stark verformten Eisenträgers und musste einen Moment lang um sein Gleichgewicht kämpfen. Von irgendwo da unten auf dem Fluss ertönte das traurige Klagen der Nebelhörner. Die morgendliche Brise fuhr unter seinen

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