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Pastworld

Pastworld

Titel: Pastworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Beck
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Zeichen, vielleicht ein Klopfen auf diesen Tisch hier oder irgendetwas anderes, um uns deine Anwesenheit in diesem Raum spüren zu lassen.« Einen Moment später, nachdem sich jemand geräuspert hatte und Caleb meinte, ein unterdrücktes Lachen gehört zu haben, klopfte es heftig auf den Tisch. Eine der Frauen schrie vor Überraschung auf und entschuldigte sich rasch.
    »Wir dürfen den Kreis nicht unterbrechen«, sagte Leighton, »sonst müssen wir von vorn anfangen. Klopf noch einmal, wenn du da bist.«
    Irgendwo auf dem Tisch klopfte es erneut.
    »Ist das die kleine Miss Burgess? Einmal klopfen für ja, zweimal für nein.«
    Klopf.
    »Guten Abend, Miss Burgess. Seien Sie willkommen.«
    Alle am Tisch schwiegen, die Köpfe waren gesenkt. Im Zimmer wurde es spürbar kälter.
    »Werden Sie sich uns heute Abend zeigen?«
    Klopf, klopf
    »Werden Sie heute Abend mit uns sprechen?«
    Klopf
    Wieder hielt das Schweigen etwa eine Minute lang an und dann erklang die Stimme eines jungen Mädchens. Woher sie kam, konnte Caleb nicht feststellen. Sie schwebte einfach von irgendwoher durch den Raum und war umgeben von anderen nicht identifizierbaren Geräuschen.
    »Hallo, Hilfe. Ist jemand da? Hilfe, Hilfe.«
    Die Aufregung wuchs, Caleb sah zu, wie die Gäste die Hälse reckten und sich im Raum umsahen, woher die krächzende, flüsternde Stimme wohl kam.
    Leighton sagte: »Unterbechen Sie nicht den Kreis! Wie können wir Ihnen helfen, Miss Burgess?«
    Wieder ertönte die heisere Stimme und wiederholte die Worte: »Hilfe, Hilfe.«
    Die Besucher wurden unruhig, eine Frau begann leise zu weinen. Die Frau im pflaumenblauen Samtkleid sagte: »Das hört sich an wie meine Amy«, und auch sie begann leise zu weinen. »Das hört sich genauso an wie meine Amy.« Der Mann neben ihr reichte ihr sein Taschentuch.
    »Nicht den Kreis unterbrechen! Eine Stimme hat sich manifestiert, ein Wunder in unserer Mitte«, sagte Leighton.
    »Ich will meine Mutter«, sagte die Stimme vernehmbar. Die Frau in blauem Samt unterbrach den Kreis, indem sie die Hände vors Gesicht schlug und schluchzte. Dann sagte Leighton langsam und deutlich mit einer gewissen Müdigkeit in der Stimme, als wäre ihm diese Art der Unterbrechung vertraut: »Mr Brown, würden Sie bitte das Licht höherdrehen? Unser Experiment ist beendet, jedenfalls für den Moment.« Caleb riss sich aus seiner Benommenheit und stellte das Gas höher. Es wurde deutlich heller im Raum. Die Besucher reckten sich auf ihren Stühlen und murmelten enttäuscht vor sich hin.
    »Ich denke, wir werden jetzt eine Erfrischung zu uns nehmen. Danach versuchen wir erneut, einen Kontakt herzustellen. Vielleicht materialisiert sich unsere Miss Burgess sogar für uns«, sagte Leighton.
    Caleb stand an der Tür und sah zu, wie die Gaffer geduldig warteten, während Leighton an einem Beistelltisch die Gläser mit Sherry füllte. Die Frau im pflaumenblauen Samtkleid stand sichtbar erschüttert allein da, bis Leighton Caleb schließlich bat, sie hinauszubegleiten.
    In der Diele half Caleb ihr, sich in ihren Umhang zu hüllen. Sie sah ihn an und sagte unter Tränen: »Das sind doch nur alberne Tricks, oder?« Sie hob den Kopf. »Grausame, hässliche Zaubertricks.« Dann trat sie auf die Straße hinaus und Caleb schloss hinter ihr die Tür.
    Oben saßen die Gaffer wieder um den Tisch herum. Leighton bat Caleb, die Gaslampen herunterzudrehen, bis das Zimmer erneut im Dämmerlicht lag. Die Hände der Anwesenden bildeten einen neuen Kreis, Leighton räusperte sich und sagte: »Sind Sie noch bei uns, Miss Burgess?«
    »Ich bin hier«, krächzte die Stimme.
    Caleb stand wartend neben den Lampen.
    »Werden Sie sich uns zeigen?«, fragte Mr William ins Dunkle.
    Dieses Mal ertönte ein lautes Klopfen auf dem Tisch.
    Vor der Tür erschien ein milchigweißes Licht. Es flackerte auf, dann verschwand es wieder ein paar Sekunden lang in der Dunkelheit. Das Licht erglomm von Neuem und blieb wie ein wabernder weißer Schimmer schweben, ähnlich den Nebelschwaden vor den Fenstern, nur heller. In der Mitte des Lichts war ganz schwach eine Figur zu erkennen. Die Besucher keuchten und holten hörbar Luft. Caleb merkte sofort, dass es sich um die Art von Illusion handelte, mit der sich sein Vater immer gebrüstet hatte. Genau so etwas hatte er in den Anfängen von Pastworld entwickelt, als er Geister und dergleichen Dinge erfunden hatte.
    »Nicht den Kreis unterbrechen«, beschwor Leighton. »Konzentrieren Sie sich auf die Erscheinung. Sind

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