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Pastworld

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Titel: Pastworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Beck
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Lucius die Hand auf den Kopf. »Und dein anderer Sohn, mein Bruder, wo ist er heute Abend, wenn die Stadt ihr Jubiläum feiert? Ist er bei der großen Party dabei? Glaubst du, er freut sich auf das Feuerwerk? Ich würde ihn für mein Leben gern kennenlernen, aber bis jetzt ist er mir aus dem Weg gegangen. Doch das größte Geschenk, das mir zu diesem Jubiläum zuteilwird, ist doch, dass ich sie endlich gefunden habe, mein Opfer, meine wahre Braut im Tode, meine Eve.«
    »Sie muss nicht dein Opfer sein. Du hast die Wahl, du hast einen freien Willen.«
    »Tatsächlich? Wie seltsam, dass ich dann das Gefühl habe, es wäre mir vorherbestimmt, ihr zu gefallen … Sie will doch, dass ich ihr Mörder bin. Dafür habt ihr doch gesorgt, du und Dr. Jack, nicht wahr?«
    Eve hatte ihnen weiter von den Lippen abgelesen. Sie sah den zerlumpten Mann neben sich an. Ihr Verstand war jetzt glasklar, wie eine frisch geputzte Fensterscheibe. Sie hob den Arm im schwarzen Samtärmel und stieß dem zerlumpten Mann ihren Ellbogen so schnell und fest sie konnte ins Gesicht. Er taumelte und fiel lautlos zu Boden. Die Welt um sie herum verlangsamte sich, wie die Regentropfen im Wald ganz langsam geworden waren. Jemand schrie, das Phantom, aber seine Stimme war verzerrt, leise und langsam. Eve rannte die Rolltreppe hinunter und ihre Füße schwebten fast über die verrosteten Stufen. Für das Phantom in der Schalterhalle wirkte sie wie ein dunkler Streif, ein Hauch, eine unscharfe Bewegung.
    »Was hast du getan?«, rief das Phantom. Er war von Eves plötzlicher Verwandlung völlig überrumpelt – eine Verwandlung vom Opfer in … in was, konnte er nicht sagen.
    Er legte die Hände um Lucius’ Hals, sein Gesicht wutverzerrt, seine Augen brannten in einem leuchtenden, kalten, grünlichen Blau. »Was zum Teufel hast du getan? Wieso ist sie einfach so weggelaufen?«
    Dann ließ er den Hals wieder los.
    »Es tut mir leid, Vater«, sagte er leise. »Ich will dir nicht wehtun, aber wie konnte das geschehen?«
    »Vielleicht hat Jack etwas in ihr umprogrammiert, in all der Zeit, die sie zusammen waren«, krächzte Lucius.
    »Sie ist im Zirkus auf dem Hochseil herumgetanzt, um Himmels willen!«, sagte das Phantom erregt. »In zehn Meter Höhe und nie ist sie heruntergefallen. Irgendjemand muss etwas Besonderes für sie getan haben.«
    »Ich habe keine Ahnung, was das sein könnte«, sagte Lucius. »Und jetzt ist es zu spät, Jack danach zu fragen. Dafür hast du gesorgt.«

52
     
    Caleb stand in einer Nische des alten U-Bahnhofs, in dem der zerlumpte Mann, den er verfolgt hatte, verschwunden war. Scharen von Gaffern drängten sich auf dem Weg zum Feuerwerk an ihm vorbei. Dies hier musste der Schlupfwinkel sein. Er zog das Telefon aus der Tasche, stellte es an und drückte auf die Eins. Ein Gaffer blieb stehen und sah ihn an.
    »Nun seht euch das an, da bezahlt man einen Haufen Geld für diese authentische Atmosphäre und direkt vor einem steht so ein verdammter Bengel auf der Straße und benutzt ein Mobiltelefon.«
    »Du willst uns wohl auf den Arm nehmen?«
    »Keineswegs, seht ihn euch an, in voller Lebensgröße und doppelt so hässlich!«
    Caleb lauschte verzweifelt dem wiederholten Klingeln, aber Mr Leighton antwortete nicht.
    Er sah gerade noch rechtzeitig auf, um zwei große Gaffer auf sich zukommen zu sehen, die ihn wegen Störung der Authentizität festhalten wollten. Rasch duckte er sich unter den Bretterzaun und verschwand in der Dunkelheit. Er rollte sich ein paar harte Stufen hinunter und verlor dabei das Telefon. Dann landete er auf einem Steinfußboden, blieb einen Moment liegen und wartete.
    Niemand folgte ihm.
    Er setzte sich auf und sah sich um, nachdem seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Er befand sich auf ebener Erde. Irgendwo im Dunkeln hörte er eine schwache Stimme, die aus dem Telefon krächzte. Er tastete um sich, bis er es gefunden hatte.
    »Hallo?«
    »Caleb?«
    »Ja.«
    »Wo bist du?«
    »Ein alter U-Bahnhof, glaube ich.«
    »Kannst du jemanden sehen?«
    »Nein, nur eine Treppe, die nach unten führt.«
    Es war eine Rolltreppe, die nicht mehr in Betrieb war. Von unten drang ein schwacher Lichtschein nach oben. Er stand auf, ging zur Treppe und sah hinunter. Die Stahlstufen führten steil zum nächsten Stockwerk hinab, von wo das Licht kam, ein sehr schwaches Licht.
    »Ich gehe nach unten«, sagte er.
    »Der Alarm wird losgehen«, erwiderte Leighton.
    »Ich weiß, aber ich kann es nicht ändern. Ich muss da

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