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Pastworld

Pastworld

Titel: Pastworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Beck
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runter«, sagte Caleb.
    Vorsichtig ging er die Treppe hinunter, eine Hand umklammerte den Pistolengriff. Eine Etage tiefer hatte das Telefon keinen Empfang mehr. Jetzt war er ganz auf sich allein gestellt.
    Hier unten war das Licht besser und durch einen gerundeten Torbogen hindurch sah er eine normale Steintreppe. Er ging die nächsten Stufen hinunter und erreichte den Bahnsteig. Offensichtlich hatte hier ein heftiger Kampf stattgefunden. Rauchschwaden waberten über den Wandlampen des Bahnsteigs in den Tunnel hinein. Die Wandfliesen waren von Gewehrkugeln und Handgranaten durchlöchert. Etliche zerlumpte Männer lagen tot auf den Gleisen am Tunneleingang. Der Bahnsteig war blutverschmiert. Der Anblick der blutigen, verdrehten Körper war kaum zu ertragen. Caleb setzte sich an einer Ecke des Bahnsteigs auf den Boden, nahm seine Waffe aus dem Halfter und wartete. Von dem alten Schienensystem und den Gleisen unter seinen baumelnden Füßen ertönten leise trippelnde Geräusche: Ratten, die sich an den Leichen zu schaffen machten – und es waren keine künstlichen.
    Eine Weile saß er da und versuchte zu rekonstruieren, was passiert sein mochte. Er lauschte auf Geräusche, die nicht von den Ratten kamen. Die Gleise verloren sich in beiden Richtungen des Bahnsteigs in der Dunkelheit.
    Kurze Zeit später hörte er Stimmen aus dem Tunnel zu seiner Rechten. Er stand auf, rief sich ins Gedächtnis, was BibleMac gesagt hatte, und erhob den Revolver. Mit ausgestreckten Armen hielt er ihn in beiden Händen und hatte einen Finger leicht auf den Abzug gelegt. Er stand am Rand des Bahnsteigs und wartete, was wohl aus dem Tunnel zum Vorschein kommen würde.
    Eve rannte durch dunkle Tunnel und Gänge. Sie lief eine Treppe hinunter und nahm drei Stufen auf einmal, sicher wie ein Reh und leicht wie eine Feder. Sie konnte so deutlich sehen, als wären alle Lampen eingeschaltet.
    Ohne zu zögern, rannte sie eine weitere Rolltreppe hinunter und landete auf einem Bahnsteig.
    Dort stand mit dem Rücken zu ihr ein Junge mit ausgestreckten Armen, der einen Revolver auf die Tunnelöffnung gerichtet hielt.
    »Caleb«, sagte sie.
    Caleb fuhr herum und sah Eve in einem schwarzen Kleid im Eingang zum Bahnsteig stehen.
    Ihre Augen blitzen, als würden sie von innen her erleuchtet.
    »Eve«, sagte er, »was machst du denn hier?«
    Bevor sie antworten konnte, ertönte irgendwo im Tunnel ein Schuss. Aus der Dunkelheit wurde auf sie geschossen. Caleb konnte nicht genau ausmachen, woher die Schüsse kamen, und wollte nicht warten, bis er es herausgefunden hatte. Den Revolver immer noch in beiden Händen haltend, lief er auf Eve zu. Aus dem Tunnel kam eine weitere Salve von Schüssen. Eve griff nach Caleb und zerrte ihn in einen Nebentunnel. Er steckte den Revolver ins Halfter und gemeinsam gingen sie einen kurzen Gang hinunter, weg von den an den Wänden abprallenden Kugeln.
    »Oh Caleb, ich bin so froh, dich zu sehen. Wie geht es BibleMac? Sie haben ihn zusammengeschlagen und ihn dann wie tot bei Jago liegen gelassen.«
    »Keine Ahnung. Ich habe ihn heute noch nicht gesehen.«
    »Ich muss dir so viel erzählen«, sagte Eve. »Aber jetzt haben wir keine Zeit. Das Phantom ist uns dicht auf den Fersen und er will mir etwas antun und dir auch und trotzdem …« Sie zögerte. »Ach, nichts«, sagte sie. »Komm!« Sie rannte los, doch so schnell wie sie konnte er einfach nicht laufen. Als sie oben an der Rolltreppe ankamen, wurde Caleb durch ihr Tempo und zu viel Schwung auf den Boden der Schalterhalle geschleudert. Sie zog ihn hoch.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich dachte nur, wir müssten uns sehr beeilen.«
    »Wie machst du das?«, fragte Caleb und wischte sich den Dreck vom Mantel.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Eve. »Ich kann es einfach.«
    Über ihnen ertönte eine Stimme.
    »Keine Bewegung, ihr zwei. Das wäre ein Fehler. Wie ihr seht, halte ich eine sehr scharfe Klinge an die Kehle eines sehr wichtigen Mannes, stimmt’s, Eve? Wenn ich mich nicht irre, handelt es sich bei dem Jungen an deiner Seite um Caleb Brown, unseren Bruder. Vielleicht solltest du ihn aufklären, wen ich hier festhalte.«
    Das Phantom kam im Dämmerlicht die Rolltreppe herunter auf sie zu. Caleb sah seinen Vater vor sich, dem ein Messer an die Kehle gehalten wurde.
    »Dad«, sagte er unwillkürlich.
    Sein Vater konnte nichts sagen, aber seine Augen weiteten sich vor Schreck.
    »Ja«, sagte das Phantom, »es ist Papa, unser Daddy, unser Vater, unser Pater, der schlaue,

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