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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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regelrecht. Ich musste unbedingt mit jemandem sprechen. Ich hätte mich ja auch dir anvertraut, aber du warst ja schon weg …«
    »Aber wieso bist du damit nicht zur Guardia Civil?«, unterbrach er sie und deutete auf das Kuvert. »Da steht doch drin, dass Antonio Carmen angefahren hat!«
    Joana winkte ab. »Damit hätte ich meine Mutter hintergangen, Kilian. Und was die Guardia anbelangt, mein Vertrauen in diesen Verein war sowieso auf dem Tiefpunkt, du kannst dir ja denken, warum. Der Ohrring zählte nicht als Beweis und warum hätte es dann der Brief meiner Mutter tun sollen? Nein, ich bin sicher, dass der Brief nicht für eine Anklage gegen Antonio ausgereicht hätte. Man hätte die Zeilen wahrscheinlich als die irren Fantasien einer todkranken, geistig umnachteten Frau abgetan. Kilian, meine Mutter und Elena waren tot und andere Zeugen oder Beweise gab es nicht mehr! Außerdem wollte ich das Andenken meiner Mutter nicht beschmutzen und genau das wäre passiert, wenn ich zur Guardia Civil gegangen wäre. Am nächsten Tag hätte ganz Almuñécar über sie – die fromme Mörderin! – getuschelt. Und was hätte wohl ihr Freund, der Pfarrer, dann gedacht?«, fügte sie sarkastisch hinzu. Joana wischte sich mit dem Ärmel über die Augen, schon seit Langem hatte sie nicht mehr geweint. »Doch ich musste etwas tun, verstehst du das nicht?«
    Kilian nickte. Er verstand ihr Dilemma von damals. Es blieb ohnehin nur noch die Frage übrig, wie Joana es anstellte, Antonio zu erschlagen, ohne dabei erwischt zu werden.
    »Also tat ich das, was alle Frauen tun, wenn sie verzweifelt sind oder Rat brauchen«, fuhr sie fort, »ich habe mich meiner besten Freundin anvertraut …« Joana legte den Brief auf den Schreibtisch und schüttelte den Kopf. »Aber das hätte ich nicht tun sollen«, sagte sie so leise, dass Kilian es kaum verstand.
    »Und warum nicht?«
    »Ich erzählte Maite alles. Von Elenas Anruf, von der Seebestattung deines Bruders, vom Ohranhänger, sogar den Brief habe ich ihr als Einzige zu lesen gegeben – und sie wurde genauso wütend auf Antonio wie ich. Sie wollte mir helfen.«
    »Sie wollte dir helfen, ihn umzubringen?«, fragte Kilian erstaunt.
    »Ich hatte große Lust dazu, aber daran dachte ich nicht ernsthaft. Ich wollte, dass er vor Gericht gestellt wird und Maite kam da eine Idee … Ein Jahr, bevor alles geschah, hatte sie eine Affäre mit Antonio und sie meinte, sie könnte sich das zunutze machen und ihn zu einem Geständnis verführen. Das Wort ›verführen‹ betonte sie dabei ausdrücklich und erst später sollte ich erfahren, warum. Im Büro hatten wir ein Diktiergerät, das auch dann funktionierte, wenn es in einer Handtasche steckte. Damit bewaffnet wollte sie sich alleine mit ihm treffen und das Gespräch auf die Todesfälle lenken. Und falls er sich dabei verplapperte, hätten wir das aufgezeichnete Gespräch der Guardia Civil vorspielen und damit Antonio für Mord oder Totschlag an Carmen und Elena ins Gefängnis bringen können – das jedenfalls war der Plan.« Joana brachte ein schiefes Lächeln zustande.
    »Aber der Plan ging schief. Ich wusste vorher nicht einmal, warum Antonio gerade Maite seine Taten gestehen sollte, aber sie sagte nur: ›Lass das mal meine Sorge sein. Vertrau mir!‹ Und das tat ich dann auch. Wir warteten ab, bis die Cafeteria schloss und Maite klopfte an die Hintertür. Antonio öffnete und ließ sie ein. Ich versteckte mich hinter einem Müllcontainer und lauschte an der Tür und tatsächlich gab Antonio zu, Carmen angefahren und Elena in den Abgrund gestürzt zu haben. Aber dann hörte ich, wie ein Topf zu Boden fiel und Maite ›socorro, socorro ‹ rief, wobei beim zweiten Mal das Wort wie abgewürgt endete. Also riss ich die Tür auf und …« Joana schloss die Augen. »Und da sah ich, wie Antonio Maite würgte. Ihre Augen schienen aus den Höhlen zu treten und die Zunge hing ihr aus dem Mund. Antonio stand mit heruntergelassener Hose da und hatte mir den Rücken zugewandt. Ich griff nach dieser Schinkenkeule, die auf der Anrichte lag, und an den Rest kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich glaube, ich habe wohl damit zugeschlagen, bis er sich nicht mehr regte. Erst dachten wir, er sei nur bewusstlos, aber dann …« Joana zog ein Taschentuch aus ihrer Hose und putzte sich die Nase. Kilian lehnte sich neben sie an den Schreibtisch und legte ihr die Hand auf die Schulter.
    »Aber er war tot, und ich habe ihn mit einer Pata-Negra-Schinkenkeule erschlagen,

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