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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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er die Zahl »5« und legte auch dieses Blatt zur Seite. Sein Bruder war nicht einfach so weggekippt! Auf den Zettel mit dem Wort Unfall malte er eine Weile lang verschnörkelte Kreise, weil ihm dazu gar nichts einfiel. Xaver hatte friedlich in seinem Bett gelegen, als man ihn auffand. Aber genauso fand man auch den einen oder anderen VIP, der durch unkontrollierte Einnahme von Antidepressiva, Schmerzmitteln oder Schlaftabletten unbeabsichtigt zu Tode gekommen war. Ein Beispiel war der Schauspieler Heath Ledger und sogar von Michael Jackson wurde das behauptet … aber sein Bruder, Xaver Huber aus Bayern? Schmarrn! Und selbst wenn es so gewesen wäre, hätte man ebenfalls die nach wie vor nicht vorhandenen leeren Tablettenschachteln in seinem Zimmer sicherstellen müssen. Außerdem war Xaver nicht jemand, der grundlos Medikamente in sich hineinstopfte wie Popcorn im Kino. Also notierte er: fehlende Medikamentenschachteln und k eine Medikamentensucht und legte auch dieses Blatt weg. Nun aber kam er, nach drei unwahrscheinlichen Möglichkeiten, wie sein Bruder verstorben sein könnte, zur undenkbarsten von allen: Mord ?
    Kilian kreiste die Überschrift ein und schrieb in großen Lettern WER darunter. Daneben zog er einen Pfeil und notierte FEINDE? Als ihm dazu niemand einfiel, fügte er noch ein WARUM und ein WIE hinzu und starrte auf den Zettel, als würden sich die Buchstaben nun endlich auf wundersame Weise wie von selbst zu einer Antwort formen.
    Kilian schloss die Augen, aber die Wörter flimmerten hinter seinen Lidern weiter, ganz besonders eines: WER ? Dies war die Frage, auf die es sich zu konzentrieren galt. Eine Antwort darauf würde auch den Rest erklären. Eine Idee reifte in ihm: Er konnte durchaus selbst Ermittlungen anstellen und war nicht alleine auf die lokale Polizei angewiesen. Eine Möglichkeit, an die er in der Aufregung um die Bibel bisher noch nicht gedacht hatte.
    Heute Morgen war er in den Besitz von Xavers Tasche gelangt, und damit hatte er nicht gerechnet. Vor Joana in dieser Wäschekammer hatte er nicht in Xavers Sachen wühlen wollen; er öffnete die Tasche erst im Wagen, wo er die Bibel zuoberst auf den restlichen Gepäckstücken fand. Die Bibel hatte er sich geschnappt und war damit direkt zu Joana gegangen. Aber erst jetzt kam ihm der Gedanke, Xavers gesamtes Reisegepäck zu durchsuchen. Er dachte vor allem an sein Handy, die Digitalkamera und Xavers Portemonnaie. Wie genau – und ob überhaupt – die Guardia Civil diese Gegenstände untersucht hatte, konnte er nicht einschätzen, aber vielleicht gaben die Telefonate, Digitalfotos und Kreditkartenabrechnungen ja Aufschluss darüber, wie Xaver seine letzten Tage verbracht hatte und möglicherweise fand er dadurch sogar einen Hinweis auf die alles entscheidende Frage: WER ?
    Kilian kniete neben Xavers Tasche nieder und öffnete mit feuchten Händen den Reißverschluss. Zuerst legte er die Bekleidung seines Bruders beiseite. Die Hosentaschen einer Jeans enthielten ein paar Münzen und eine Eintrittskarte für die Alhambra in Granada. Des Weiteren fand er einen Toilettenbeutel, eine Sonnenbrille, zwei Romane, ein Deutsch-Spanisches Wörterbuch und eine Andalusienkarte. Zurück blieben eine Flugbestätigung, Xavers Geldbörse, die Digitalkamera, ein Reiseführer und das Handy. Er nahm Notizblock und Stift zur Hand und ignorierte das Grollen seines leeren Magens. Er wollte keine Zeit verlieren und machte sich daran, die Andalusienreise seines Bruders zu rekonstruieren.
    Xavers Reise begann am 9. April und endete am 20. April in Almuñécar. Kilian hoffte, es würde sich nicht als besonders kompliziert erweisen, den Reiseverlauf vom Münchner Flughafen bis in das Zimmer Nummer 328 dieses Hotels nachzuvollziehen. Als Erstes probierte er Xavers Handy aus, aber der Akku war leer. Kilian kramte zwischen den Kleidungsstücken und fand ein Ladegerät, das aber nicht zum Handy passte, sondern nur zur Digitalkamera. Erneut untersuchte er alles, einschließlich der Seitentaschen und des Toilettenbeutels, fand aber kein Ladekabel für das Handy. Was bedeutete das? Hatte sein Bruder es irgendwo vergessen oder verloren? Oder hatte jemand … vielleicht sogar sein Mörder …? Kilian wurde sich seiner Paranoia bewusst, und notierte: Warum fehlt Handyladekabel? Dann wandte er sich Xavers Brieftasche zu. Das Portemonnaie enthielt genau 428 Euro und 70 Cent. Ein gelernter Ermittler würde wohl schon alleine deswegen einen Raubmord ausschließen, dachte er,

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