Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
Vom Netzwerk:
und notierte den Betrag auf seinem Notizblock. Als er die aufbewahrten Belege aus der Geldbörse zog, stellte er fest, dass Xaver seine Übernachtungen und viele Restaurantrechnungen nicht in bar sondern mit Kreditkarte bezahlt hatte. Die Abbuchungszettel der Hotels enthielten alle relevanten Daten: den Namen des Hotels, den Ort, das Datum, den Abbuchungsbetrag und die genaue Uhrzeit der Bezahlung. Die Belege der Restaurants schlüsselten neben Datum und Uhrzeit teilweise sogar die einzelnen Speisen auf. Die Rekonstruktion von Xavers letzter Reise dürfte also nicht besonders schwierig werden. Kilian machte sich an die Arbeit.
    Xaver kam laut Ausdruck der Buchungsbestätigung von Condor am Samstag, den 9. April um 17.25 Uhr am Flughafen von Málaga an. Dort nahm er sich einen Mietwagen von Crown-Car-Hire, wie ein Kassenzettel für die hinterlegte Kaution bewies. Kilian hielt inne und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Warum hatte er daran nicht eher gedacht! Ein Mietwagen …! Xavers Urlaub wäre normalerweise am 23. April zu Ende gewesen, also vorgestern. Der Wagen hätte demnach vor zwei Tagen zurückgegeben werden müssen. Hatte sich überhaupt jemand um diese Sache gekümmert und falls ja, hatte die Guardia Civil den Wagen zuvor auch penibel untersucht?
    Bei seinem Besuch mit Joana auf dem Polizeirevier war jedenfalls davon keine Rede gewesen. Kilian durchsuchte Xavers Sachen erneut und fand den Autoschlüssel zufällig im Innenleben einer Jeansjacke, er war durch ein Loch im Futter der Seitentasche gerutscht. Am Schlüssel war ein Plastikanhänger befestigt, der auf das Kennzeichen hinwies. Kilian überlegte. Konnte es möglich sein, dass die Guardia Civil, die hier angeblich alles so gewissenhaft geprüft hatte, diesem Hinweis nicht nachgegangen war? Er konnte es sich nicht vorstellen. Andererseits befand sich die Mehrzahl der ausländischen Hotelgäste auf Pauschalreise und wurde mit Reisebussen transportiert. Xaver war individuell unterwegs gewesen, das wussten die doch, oder etwa nicht? Selbst der schusseligste Polizist konnte wohl kaum annehmen, dass sein Bruder mit einem Taxi oder einem Fahrrad durch Andalusien reiste. Kilian ballte die Fäuste. Langsam wurde er zornig, denn immer mehr zeigte sich, dass der Tod seines einzigen Bruders wohl nur oberflächlich untersucht worden war. Vorschnell hatte man die für alle Beteiligten angenehmste Todesart festgelegt: Suizid. Natürlich zogen die Behörden daraus einen Vorteil: Sie konnten den Fall ohne weiteren Aufwand zu den Akten legen und das örtliche Tourismusbüro musste sich nicht um reißerische Artikel in der Presse sorgen: Mysteriöser Mord im Urlaubsparadies …
    Kilian drückte auf den daumennagelgroßen Knopf am Autoschlüssel und ließ die Sperrklinge herausschnappen. Seiner Einschätzung nach passte sie zu einem Volkswagen oder zu einem Audi. Eine Weile lang starrte er den Schlüssel an: Er erschien ihm wie ein Symbol, wie ein trauriges aber sehr handfestes Zeichen dafür, dass Xavers Tod die ermittelnden Beamten vollkommen kalt gelassen hatte: Dass die Guardia Civil den Wagen doch untersucht, den Schlüssel gefunden und ihn anschließend wieder ins Loch des Jackenfutters geschoben hatte, war wohl auszuschließen. Kilian erhob sich und vergrub den Schlüssel in seiner Faust. Dieser Fund gab ihm weiteren Antrieb, das Rätsel lösen zu wollen, denn niemand sonst würde es tun. Dessen war er sich jetzt bewusst.
    Er verließ das Zimmer, warf die Tür hinter sich zu und fuhr mit dem Aufzug in das erste Untergeschoss hinab, wo sich eines der beiden Parkdecks befand.
    Durch eine weiße Feuerschutztür betrat er den weitläufigen Raum, der vollkommen in Dunkelheit gehüllt war. Neben der Tür glomm mit rötlichem Schimmer ein Lichtschalter. Kilian betätigte ihn und zögerlich blinkend, fast so, als hätten sie etwas zu verbergen, schalteten sich die Neonröhren der Deckenlampen ein.
    Kilian ließ den Blick schweifen. Rund vierzig Autos parkten hier.
    Er ging durch die Reihen und drückte dabei pausenlos auf die Fernbedienung der Zentralverriegelung, in der Hoffnung, dass irgendwo ein paar Blinklichter aufleuchteten. Aber auf dieser Ebene war Xavers Auto offensichtlich nicht abgestellt.
    Kilian schritt die Rampe hinab, die zu dem tiefer gelegenen Parkdeck führte. Gerade als er dieses betrat – nur etwa ein Dutzend Autos waren dort abgestellt – schaltete sich das Licht aus und er stand wieder im Dunkeln.
    »Verdammte Zeitschaltuhr!«,

Weitere Kostenlose Bücher