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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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Dogge?«
    »Ein Hund. Ein großer, schwarzer Hund. Er lag neben dem Bett mit dem Plastiküberzug.« Kilian schüttelte den Kopf. Der Geruch des abgestandenen Rauchs, das aufdringliche Parfum aus dem Drogeriemarkt und die ranzige Vaseline, die an ihren nikotinvergilbten Fingern klebte, mit denen sie ihm immer wieder in die Wange kniff, als ob sich dort erogene Zonen befänden, das alles konnte er jetzt beinah wieder riechen. »Die Dogge knurrte jedes Mal, wenn ich diese Frau anfassen wollte. Aber mich ekelte es ohnehin. Ihre Haut war kalkweiß und wabbelig, sie roch aus den Achseln und dem Mund und hatte fettige graue Haare unter der blonden Perücke. Es fehlte nur noch, dass sie ihr Gebiss herausnahm. Aber ich suchte – ich weiß es klingt bescheuert – in meinem Suff nur nach Geborgenheit. Und da lag ich also nackt auf diesem Bett, und während sie mein verschrumpeltes Glied knetete, erzählte ich ihr, dass ich vor Kurzem noch Priester hatte werden wollen.«
    »Das hast du ihr wirklich gesagt? Und was war dann?«
    »Sie hat laut und ordinär gelacht und der Hund begann wieder zu knurren. Na ja, es war eher schon ein Zähnefletschen. Unheimlich. Also hab ich meine Sachen gepackt und bin raus, so schnell ich konnte. Draußen habe ich dann die Schuhe angezogen. Sie hatte ihr Fenster geöffnet und ihr obszönes Wiehern hallte durch die ganze Straße. Tja, das war mein erster Sex! Dann bin ich … dann wollte ich zur Isar, aber …«
    Joana wollte etwas fragen, aber Kilian kam ihr zuvor: »Die Isar ist der Fluss, der durch München fließt. Und in den wollte ich springen. Es war Februar, eiskalt, Minusgrade, und ich irrte durch München und fand die Isar nicht. Ich war am Ende.« Er schüttelte den Kopf. »Die Nacht endete dann so, dass ich mich irgendwo auf die Straße kniete, und den Rosenkranz herunterleierte, bis die Polizei kam und mich auf die Wache brachte.«
    »Die Polizei hat dich einfach so mitgenommen?«
    »Wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses. Sie haben meine Personalien aufgenommen und festgestellt, dass ich auf Bewährung …« Kilian biss sich auf die Lippen und hoffte, Joana hätte die Bedeutung des letzten Wortes nicht verstanden, aber ihr Deutsch war leider zu gut.
    » Bewährung … heißt das, du warst auch noch im Gefängnis?«
    »Ich wurde zu acht Monaten verurteilt, musste aber nur vier davon absitzen, der Rest wurde umgewandelt.«
    Joana erhob sich ruckartig und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Hör zu, es ist ja in Ordnung, dass du nicht über deine ›Sünde‹ sprechen willst, obwohl du mir sogar von dieser Nuttengeschichte erzählst, aber wenn du einer von diesen Heiligen bist, die sich an kleinen Jungs vergreifen, dann möchte ich, dass du jetzt sofort verschwindest!«
    »Joana, bitte denk so was nicht!«, sagte er und hob seine Hände, um sie zu beschwichtigen.
    »Nein? In den Medien hört man öfter von solchen Fällen, als du denkst, und bis jetzt habe ich noch nie von einem Priester gelesen, der wegen Steuerbetruges oder Bankraub ins Gefängnis musste!«
    Kilian verstand ihre Reaktion. Er hatte sich da in etwas Kompliziertes und für Außenstehende Undurchschaubares hineinmanövriert. Es war seine Schuld. Jetzt musste er ihr alles erzählen. Immerhin setzte sie sich wieder.
    »Joana, ich habe etwas getan, was ich wieder tun würde, was aber gesetzlich verboten ist, und weil ich einen schlechten Anwalt hatte, kam ich ins Gefängnis.« Kilian rieb sich das Kinn und beschloss, Joana auch noch vom schwärzesten Tag seines Lebens zu berichten. Darauf kam es nun auch nicht mehr an. Aber da klopfte es an der Tür.
    Joana empfand das wiederholte Klopfen zunächst als Störung, bis ihr bewusst wurde, dass sie eigentlich auf ihre Mutter wartete, und nicht auf die Fortsetzung der Geschichte des gefallenen Engels.
    Mit einem Satz war sie bei der Haustür. Adrenalin strömte durch ihren Körper und ließ ihre Finger kribbeln, als sie kurz innehielt, bevor sie die Tür öffnete. Sie war alles andere als gläubig, im Gegensatz zu ihrer Mutter oder Kilian, dem gescheiterten Priester, trotzdem dachte sie in diesem Augenblick: Lieber Gott, lass es diesmal meine Mutter sein!
    Vor der Tür standen zwei uniformierte Beamte der Guardia Civil. Der rechte von ihnen war Paco. Sie hielten ihre Mützen in der Hand und standen mit gesenktem Blick auf dem Flur.
    An den Rest dieses Tages erinnerte Joana sich später nur noch vage. Sie musste wohl einen Zusammenbruch erlitten haben. Sie lag die meiste

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