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Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Titel: Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Brodrick
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Stirn. »Hast du einen Stift?«
    Elizabeth lachte. Sie steckte sich eine Tomate in den Mund und nahm das Heft.
    »Und hör mit dem Stein- und Gartenzeug auf. Ich will es schwarz auf weiß.«
    »Du kriegst beides.«
    Als Elizabeth fertig war, holte sie griechischen Honig und Joghurt heraus. George las gerade das Etikett, als ein in Plastik gehüllter Umschlag ihm die Sicht nahm.
    »Leg das an einen sicheren Ort«, sagte sie. »Da drin sind Rileys Machenschaften ausführlich erklärt. Sie sind kompliziert und alles andere als offensichtlich.«
    »Was soll ich damit machen?«
    »Vorerst gar nichts. Morgen ist er auf einem frühen Weihnachtsmarkt im Mile End Park. Bei allem, was wir unternommen haben, habe ich mir einen kleinen Teil für mich vorbehalten: ihm noch einmal gegenüberzutreten und mit den Vorwürfen zu konfrontieren.«
    »Und was ist mein Teil?« Er musterte den Joghurtbecher. Nino hatte gesagt, das Zeug sei schlecht für die Arterien.
    »Du wirst Inspector Cartwright diesen Umschlag bringen. Es sind die Unterlagen, die zu Rileys Verurteilung führen werden. Der Teil gehört dir.«
    George rutschte vor Wichtigkeit und Stolz hin und her. Es war ein feierlicher Augenblick. Er hatte das Gefühl, er sollte aufstehen und eine Rede halten.
    »Hast du einen Löffel?«, fragte er.
    Elizabeth schnitt eine Grimasse. »Hab ich völlig vergessen.«
     
    Elizabeth blieb an jenem Abend lange. Als es dunkel wurde, tauchten auf dem Fluss zitternde Lichter auf.
    George sagte: »Du hast mich mal gefragt, ob ich je über das Böse nachgedacht hätte … ob es sich aus der Welt schaffen lässt. Ich habe es aufgeschrieben, aber ich habe den Gedanken nie vergessen können. Es ist unmöglich. Es ist größer als alles, was ich mir vorstellen kann.«
    Elizabeth schrieb in Georges Heft (notierte, was am nächsten Morgen passieren würde und wo sie sich treffen sollten). Ohne aufzusehen sagte sie: »Vor vielen Jahren hat mir ein wunderbarer Mönch gesagt, wir könnten das Böse nur in dem Maße aus der Welt schaffen, wie es uns berührt hätte. Ich kann es nicht für dich tun, du nicht für mich. Es ist eine ganz persönliche Sache.«
    George fand, es sollte ein Handbuch für solche Dinge geben – Anleitungen mit Schaubildern und hinten eine Seite zur Fehlersuche. Es würde das Leben verdammt viel einfacher machen.
    »Ich habe gehört, es soll tödlicher sein als Rache«, sagte sie mit zusammengekniffenen Augen, als ob sie auf etwas zielte.
    »Was?«
    »Die Vergebung des Opfers«, murmelte sie und machte einen präzisen Punkt. »Sie trifft mitten ins Herz.«
    George war nicht sonderlich beeindruckt. Er hatte eine Offenbarung erwartet, etwas, was einen aufhorchen ließ.
    »Man hat mir gesagt, das sei der einzige Weg, Böses aus der Welt zu schaffen«, erklärte sie und schloss das Heft. Sie wandte sich wieder praktischen Dingen zu und sagte streng: »Was auch passiert, warte am Trespass Place.«
    Hinter dem Trümmerfeld aus Backsteinschutt, auf der anderen Seite des Zaunes, hupte ein Auto drei Mal. Elizabeth stand auf und schaute George an. Sie gab ihm fünfzig Pfund, vergewisserte sich, dass er alles verstanden hatte, was am nächsten Tag passieren sollte, und bekräftigte noch einmal, dass sie sich nachmittags am Trespass Place treffen würden.
    »George«, sagte sie seufzend, »willst du nicht heute Nacht drinnen schlafen? Wie wär’s mit dem Bonnington?«
    Er lehnte ab. Sie lächelte ihn voller Zuneigung an, legte beide Hände auf seine Schultern und küsste ihn zum ersten Mal, soweit er sich erinnern konnte. Ihre Hände lagen schwer und beruhigend auf seinen Schultern. Vielleicht lag es an der Offenheit ihres Gesichts, dass George etwas sagte, was er nicht geplant hatte. Sie war daraufhin anscheinend am Boden zerstört, ausgerechnet an diesem Abend, an dem sie Grund zu feiern hatten.
    »Johns Tod hatte nichts mit dir zu tun. Du hast Riley nicht vor Gericht gebracht, das war ich.«
    »Ja, ich weiß.« Sie klang gehetzt, als meine sie nicht, was sie sagte. Sie ließ die Arme sinken und ging vorsichtig am Rand des Kais entlang. Am anderen Ende blieb sie stehen und starrte eine Ewigkeit ins schwarze Wasser. Es schlug an die Holzpfeiler wie eine kaputte Uhr, die stoßweise tickt.
    Noch drei Mal hupte das Taxi.

10
    DER REIBUNGSLOSE ABLAUF großer Pläne hängt von Kleinigkeiten ab. Elizabeth’ Wegbeschreibung zum Trespass Place war recht vage, daher ging Anselm in einen Zeitungsladen und schaute in einen Stadtplan. Die Tatsache,

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