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Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Titel: Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Brodrick
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dass Mr. Bradshaw wartete – und das seit mehr als zehn Tagen – weckte ein Gefühl der Dringlichkeit, das Anselm unbeholfen machte und fluchen ließ. Als er zur U-Bahn hastete, packte der Wind den Regenschirm, als wolle er ihn zurückhalten.
    Der Zug war voll und feucht. Nasse Mäntel drängten sich gegen ihn. Er zwängte sich bis in eine Ecke durch und faltete Elizabeth’ Anweisungen auseinander.
     
    Lieber Anselm, vor zehn Jahren habe ich Graham Riley geholfen, den Gerichtssaal als freier Mann zu verlassen. Ich bin sicher, dass er schuldig war. Jetzt brauche ich deine Hilfe, um ihn wieder vor Gericht zu bringen.
    Zuerst musste ich dir den Prozess wieder in Erinnerung rufen, indem du den Brief und den Zeitungsausschnitt liest. Das hat dich hoffentlich auf die Begegnung mit Mrs. Bradshaw vorbereitet. Es war ihre Sache, zu erzählen, was nach dem Riley-Prozess passiert ist. Meine ist, dir zu erklären, was ich dagegen unternommen habe.
     
    Anselm las den ersten Satz noch einmal, weil er nicht fassen konnte, dass ein Anwalt als Organ der Rechtspflege sich so verhalten konnte, auch wenn er in einem noch so tiefen Gewissenskonflikt steckte.
     
    Es wird aller Wahrscheinlichkeit nach kein Beweis dafür auftauchen, wie oder warum Riley John Bradshaw getötet hat. Trotzdem lässt sich etwas machen. George und ich haben uns vorgenommen, Riley das Einzige zu nehmen, was er nicht verdient: einen guten Namen.
     
    Anselm duckte sich unter einem Arm durch, um den Namen der U-Bahn-Station zu lesen. Ein revierverteidigender Stoß beförderte ihn zurück in seine Ecke.
    Riley ist immer noch kriminell aktiv. Die Einzelheiten stehen in einem Dokument, das George verwahrt. Es ist in seiner linken Jackentasche. Seine Aufgabe ist, diese Papiere als Grundlage einer zukünftigen Verurteilung Inspector Cartwright zu übergeben. Deine ist, die beiden zusammenzubringen.
    Du findest ihn unter einer Feuertreppe am Trespass Place, einem Hof an der Blackfriars Road. Er wartet dort. Auf der Straße kennt man ihn als blinden George, obwohl er besser sieht als du und ich (lass dich von der Schweißerbrille nicht täuschen). Ein sinnloser Überfall hat allerdings sein Kurzzeitgedächtnis beschädigt. Er kann Ereignisse nur festhalten, indem er sie aufschreibt.
     
    Anselm zwängte sich in einen engen Zwischenraum näher an der Tür.
     
    Dieser Plan ist für ihn von größter Bedeutung. Ich hoffe, dass er durch seine Umsetzung wieder genügend Selbstachtung gewinnt, um den Weg nach Hause anzutreten. Du könntest ihm in diese Richtung einen Schubs geben, falls du eine Chance dazu bekommst. Er wird es brauchen.
    Mit den besten Wünschen
    Elizabeth
     
    Anselm faltete den Brief zusammen und steckte ihn ein. Seine Erfahrung bei Gericht hatte ihn gelehrt, keinem Dokument ungeprüft zu vertrauen – man musste zwischen den Kommas kratzen und in der endgültigen Analyse den Verfasser auf Herz und Nieren überprüfen. Das Letztere war nicht mehr möglich und unter den gegebenen Umständen auch unnötig. Der Brief bestätigte sämtliche Schlüsse, die Anselm bereits über Elizabeth gezogen hatte: Sie hatte ihr Vertrauen in ein Rechtssystem verloren, das sie vielleicht nie mit der gebotenen Energie in Frage gestellt hatte.
    Anselm seufzte hörbar – nicht etwa, weil ihm jemand auf den Fuß getreten hatte. Er war sich wie ein Idiot vorgekommen, als Nicholas Glendinning ihn aufgesucht hatte. Jetzt wusste er endlich, was er ihm sagen sollte – nun ja, wenigstens in etwa, auch wenn es schwierig in präzise, nuancierte Worte zu fassen war. Wie sollte er ihm erklären, dass Elizabeth sich durch ihre Begegnung mit Riley verändert hatte? Wie ein Geschenk kam ihm das Locard-Prinzip in den Sinn, wonach zwei Objekte sich nicht berühren können, ohne Spuren davonzutragen. Und im stillen Kämmerlein seiner Seele war Anselm insgeheim mäßig zufrieden mit sich und kam sich recht schlau vor – ein angenehmes Gefühl, das allerdings auf der Stelle in der Erinnerung an Mrs. Bradshaw unterging, die gequält in der Haustür stand und jenen grauenhaften Satz sagte: Von nichts kommt nichts.
    Der Zug donnerte in die U-Bahn-Station Elephant and Castle, und Anselm wühlte sich zwischen unnachgiebigen Schultern durch. Schließlich stand er heiß und verschwitzt, aber triumphierend auf dem Bahnsteig. Durch ein Fenster sah er einen an die Scheibe gepressten Kopf, der den Griff von Mrs. Bradshaws Regenschirm inspizierte.

11
    TRESPASS PIACE SCHÜTZTE George normalerweise

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