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Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Titel: Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Brodrick
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hat.«
    »Ja.«
    »Und sie hat rausgefunden, was er treibt – es stand da drin, in den Zahlen, ganz offensichtlich. Sobald sie es geknackt hatte, ist sie zu ihm gegangen.«
    »Zu wem?«
    »Zu Riley.«
    Damit hatte Anselm nicht gerechnet. »Was ist dann passiert?«
    »Sie ist gestorben«, antwortete George. »Ich will ja nicht sagen, dass er was gemacht hat, es ist nur so, dass der Tod ihm auf Schritt und Tritt folgt.«
    Zögernd sagte Anselm: »Hat sie Ihnen Rileys Machenschaften erklärt?«
    »Mehrmals.«
    »Erinnern Sie sich noch, was sie gesagt hat?«
    Es bestand kein Zweifel: Georges Miene verriet seine Gedanken. Und im Augenblick war offensichtlich, dass er Anselm für ziemlich begriffsstutzig hielt. »Was glauben Sie wohl?«
    »Nein«, antwortete Anselm entschuldigend.
    »Genau.« George war allerdings nicht sonderlich bekümmert. »Elizabeth hat es aufgeschrieben. Es ist in meiner Jacke.«
    Behutsam erklärte Anselm, was mit Georges Kleidern und somit auch mit dem Brief passiert war, aber der alte Knabe sagte nur: »Ach«. Offenbar war das nur ein weiterer Stein, der im Fluss landete. Anselm wunderte sich. Wie um sich selbst zu trösten sagte er: »Aber es besteht noch Hoffnung. Inspector Cartwright hat mit der Post sämtliche Geschäftsunterlagen bekommen.« Ihm kam eine Idee. »Haben Sie sie abgeschickt?«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    Anselm schnappte ein Grinsen auf. »Natürlich nicht. Entschuldigung.«
    »Aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass ich was mit der Post geschickt habe.« George rieb sich mit einem Finger die Stirn und versuchte, einen zersplitterten Gedanken an die Oberfläche zu kneten. Er wollte nicht kommen. Achselzuckend sagte er: »Wird die Inspektorin schlau draus?«
    »Nein.«
    »Aha.«
    »Aber jemand, der einen Blick für solche Dinge hat, wird sie sich bald ansehen.«
    »Sehr gut.«
    »Sie haben Ihren Teil erledigt«, sagte Anselm, weil er diesem Mann, der so viel gegeben hatte, etwas zurückgeben wollte.
    »Jetzt können Sie sich ausruhen.«
    George hob seine Beine und schaute auf seine bandagierten Füße. »Ich habe meine Schuhe verloren und bin furchtbar nass und kalt geworden.« Er war verwirrt, sein Geist hing in der Schwebe; es kam ihm vor, als hätte er ein Geräusch gehört, ein Kratzen hinter der Wand. Leise sagte er zu sich selbst: »Nein … nein … es ist weg.«
    Später würde Anselm Inspector Cartwright anrufen und ihr erzählen, wie wenig und wie viel George wusste. Aber zuerst gab es noch etwas anderes zu erledigen. Er griff tief in den ältesten Teil eines jeden Gedächtnisses und fragte: »Möchten Sie nach Hause, George?«

4
    NICK GLENDINNING SASS im Wohnzimmer in St. John’s Wood und drehte ein Stück Papier zwischen seinen Fingern. Darauf stand die Telefonnummer der Frau, die nach »ihrem Jungen« gefragt hatte, der Frau, mit der seine Mutter wahrscheinlich als Letztes gesprochen hatte. Sie hatte nicht Charles, die Polizei oder einen Krankenwagen angerufen, sondern diese Fremde. Was hatte sie gesagt, bevor sie gestorben war?
    Anfangs sagte Nick sich, dass Pater Anselm sich um Elizabeth’ letzte Verfügungen kümmerte – so hatte sie es geplant –, daher versuchte er die Frage zu vergessen: Er gab die Stellvertreterrolle auf und versuchte, ein normales Leben zu führen, bis ihm dämmerte, dass er auf ein weiteres Geheimnis seiner Mutter gestoßen war, das letzte, und dass das, was sie gesagt haben mochte, wichtiger war als der Schlüssel oder der gesamte Inhalt des Schließfachs. Diese Erkenntnis verfolgte ihn. Sie ließ ihn zum Telefon greifen.
    »Mein Name ist Nicholas Glendinnig«, sagte er. »Soviel ich weiß, kannten Sie meine Mutter.«
    Er presste den Hörer ans Ohr, um das Zittern seiner Hand zu unterdrücken. Er hörte nur mühsames Atmen.
    »Darf ich Sie besuchen?«, fragte Nick drängender.
    Die Luft pfiff in sein Ohr. »Hat sie Ihnen von mir erzählt?«
    »Nein.«
    »Was wollen Sie?«
    »Über meine Mutter sprechen.«
    Das Atmen wurde ruhiger. »Das möchte ich sehr gern.«
    Nachdem Nick sich die Adresse notiert hatte, stand er auf und wirbelte auf dem Absatz herum. Im Türrahmen stand sein Vater. Seine Arme waren fast erhoben. Er sah aus wie einer der Straßenkünstler in Covent Garden, die sich erst bewegten, wenn jemand ihnen etwas Geld gegeben hatte.
    Sie schauten sich beide reglos an. Abrupt schnitt Charles eine Grimasse und hob einen Finger in die Luft, als wäre ihm wieder eingefallen, was er suchte. Dann flüchtete

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