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Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Titel: Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Brodrick
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antwortete Anselm. »So gründlich ich sie mir auch angesehen habe.«
    »Ich nehme an, das ist jetzt nicht mehr so wichtig, nachdem Mr. Bradshaw wieder aufgetaucht ist.«
    Anselm musterte seinen Toast. Es war weiches Weißbrot voller Zusatzstoffe. Nicht die Schlackensteine mit Vollkorn und Nüssen, die es in Larkwood gab. Eigentlich hätte er diesen Augenblick genießen sollen, aber sein Appetit war – mit Mr. Hillsden – verschwunden. »Der Brief von Elizabeth ist vernichtet«, sagte er kurz und bündig. »Georges Kleider sind heute Morgen um drei Uhr in die Mülltonne gewandert. Die Müllabfuhr kam um sechs. Ich war um halb acht hier. Ich denke, das erklärt, was in unserer Abwesenheit passiert ist.«
    »Dann sind wir also geliefert«, stellte Inspector Cartwright fest.
    »Nicht ganz«, wandte Anselm ein. Er wählte seine Worte mit Bedacht, um ihr von einer Idee zu erzählen, die ihm am frühen Morgen gekommen war. »Das Klosterleben zieht alle möglichen seltsamen Vögel an. Manche sind sehr talentiert, müssen aber jahrelang derselben Routine folgen wie wir Übrigen. Und dann eines Tages … gibt der Prior ihnen eine Aufgabe. Und plötzlich brechen sich diese ganzen ungenutzten Talente bei der Wäsche, in der Küche oder – hier habe ich ein konkretes Beispiel im Kopf – bei der Buchführung des Klosters Bahn. Für uns Übrige ist es natürlich die Hölle, aber in diesem einen Bereich haben wir ein Maß an Effizienz, von dem die Bundesbank nicht mal träumen könnte. Das alles bringt mich zu dem Vorschlag, dass wir die Geschäftsunterlagen Bruder Cyril schicken sollten. Er ist ein Mann, der nächtelang Pennys jagt, und er findet sie.«
    Inspector Cartwright hatte die Originalpapiere und würde sie nach Larkwood faxen, sobald sie wieder in ihrem Büro war. Anselm schrieb ihr die Faxnummer auf und erklärte, er werde Pater Andrew telefonisch darauf vorbereiten. »Unterdessen warte ich, bis George aufwacht«, sagte er.
    Was trieb Riley? Diese unausgesprochene Frage verband sie. Inspector Cartwright trank ihre heiße Schokolade, und Anselm knabberte seinen kalten Toast.

2
    RILEY FUNKELTE PROSSER wütend an, seinen Filzhut, die unter den Schnauzbart geklemmte Zigarre. Sie hatten beide ihre Stände im Beckton Park aufgestellt. Es war schneidend kalt, und Frost hatte das Gras hart und wellig gemacht. Der »Kaufmann«, wie er sich nannte, war gemächlich an Rileys Stand gekommen und stöberte nun in seinen Waren herum. Er hatte die Hände auf den Rücken gelegt, ab und an nahm er etwas auf und nickte beifällig.
    »Lass die Finger von Nancy«, knurrte Riley.
    »Wie meinst du das?« Rauch quoll aus Prossers Nasenlöchern.
    »Du hast mich schon verstanden.«
    Prosser ging ein paar Schritte weg, stockte dann aber. »Hör zu, Riley, wir sind beide Geschäftsleute, deshalb will ich ganz offen reden. Ich bin an deinem Laden interessiert, nicht an deiner Frau. Du hast da eine prima Lage. Nichts für ungut, aber ich würde sagen, in das Haus müsste man mal einiges reinstecken, und das kannst du dir bestimmt nicht leisten.«
    »Verschwinde.«
    »Ich zahle dir einen guten Preis.« Augenzwinkernd ging er rückwärts.
    »Ich verkaufe nicht, niemals.«
    Riley schlang die Arme fest um die Brust. Ihm war kalt bis auf die Knochen, und wenn er an Wyecliffes Fragen dachte, krampfte sich alles in ihm zusammen. Sie hatten sich in seinen Kopf gebohrt und alles aufgefressen, was an Gemütsruhe übrig geblieben war. Er hatte gewollt, dass der Anwalt seine Zaubertricks auspackte und etwas Verblüffendes mit den Gesetzen anstellte, was ihn schützen würde. Aber dieses Mal hatte er es nicht geschafft. Stattdessen hatte er alles nur schlimmer gemacht, absichtlich, mit dieser Bemerkung über die Toten, die hinter Riley her wären. Zum ersten Mal gab es keinen Wyecliffe, der ihm zur Seite sprang: Er war ganz auf sich allein gestellt. Riley schlang die Arme noch fester um seine Brust und fühlte sich ausgelieferter denn je. Jemand war hinter ihm her. Sie beobachteten ihn, warteten ab und würden irgendwann kommen. Tief in seinem Hirn setzte ein altbekannter Lärm ein: Er hörte ein Hämmern an der Wand und Schreie oben auf einem Treppenabsatz. Riley hielt sich mit behandschuhten Händen die Ohren zu und sprang auf, um die Geräusche abzuschütteln. Gewalt wütete in ihm, machte seine Augen glasig und trocken.
    Riley blinzelte. Der Beckton Park tauchte auf, als sei er vorher nicht da gewesen. Bäume, Gras und Leute materialisierten sich.

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