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Patient meines Lebens: Von Ärzten, die alles wagen (German Edition)

Patient meines Lebens: Von Ärzten, die alles wagen (German Edition)

Titel: Patient meines Lebens: Von Ärzten, die alles wagen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Albrecht
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Reduzierung.
Termindruck, Hetze, Zeitnot: Termine besser verteilen.
Totale Verantwortung privat: Aufgaben an Scott abgeben.
Totale Verantwortung geschäftlich: Aufgaben an Mitarbeiter abgeben.
Dauerndes Telefonklingeln: Anrufbeantworter anschaffen.
Streit mit Scott: Erst beruhigen, dann reden und Lösungen suchen.
Ärger mit Eltern und Geschwistern: Keine Erwartungen stellen. Kontakt reduzieren.
Bewegungsmangel: Plan aufstellen. Klein anfangen.
Menschenansammlungen: Aus dem Weg gehen. Je weniger, desto besser.
Finanzprobleme: Finanzplan erstellen.
    In ihren Träumen malte sie sich eine rosige Zukunft aus. Sie würde mehr Zeit für ihre Familie haben und viele Freunde treffen. Sie würde im Garten Gemüse anbauen und Blumen pflanzen, mit Scott auf einer Harley durch Amerika touren und im Schlauchboot auf dem Colorado River raften.
    Voller Tatendrang kam sie aus der Reha in ihr neues Zuhause, das Haus am See, das Scott nun alleine eingerichtet hatte. Die neue Umgebung, die in verschiedenen Farben gestrichenen Zimmer, ein Ohrensessel, den er ihr für ihre Erholung gekauft hatte, alles beflügelte sie. Sie kaufte sich Bücher mit Titeln wie Die Anti-Krebs-Diät, ließ sich täglich Mistelextrakt in den Bauch spritzen, probierte Bachblüten, Kügelchen, Vitamintabletten und übte sich im »positiven Denken«. Ihrer Familie tischte sie Obst, Gemüse und Tofu auf, kurz: Sie plante ihr neues Leben so perfekt, wie sie die Gründung ihrer Werbeagentur betrieben hatte.
    Allmählich aber merkte sie, dass sie vom gesunden Essen kein Gramm zunahm und die Kinder still darunter litten. Dass der Druck, gesund zu leben und alles richtig zu machen, sie so stresste wie der Beruf, der immer noch genauso anstrengend war wie vor der Krankheit. Es war das gleiche Muster wie früher, sie hatte nichts gelernt. Sie warf die Ratgeber in den Müll. Auf den Speiseplan durften wieder Schnitzel, Pizza und Pommes Frites. Für weitere Lehren blieb ihr keine Zeit, sie versank in der Routine des Alltags, der bewältigt werden musste.

    Ein Jahr, einen Monat und einen Tag nach der ersten Operation erhielt Helmke Sears die niederschmetternde Diagnose: Tochtergeschwulst in der Leber. Ihr Arzt schickte sie ins Klinikum Großhadern nach München. Endlos lange Krankenhausflure, Neonlicht, Anonymität, sie sehnte sich zurück in die kleine chirurgische Klinik zu dem netten Chefarzt. Am Morgen nach der Aufnahme strömte ein großer Pulk Ärzte in ihr Zimmer und umkreiste ihr Bett. Der Oberarzt, ein Professor Karl-Walter Jauch, referierte über ihren Tumor, ohne sie anzusehen. Sie ließ es sich nicht lange bieten:
    »Verdammt noch mal, vor Ihnen liegt ein Mensch. Ich habe ein Recht zu erfahren, woran ich bin, und ich will mitentscheiden dürfen.« Er blickte sie verdutzt an. Lächelte. Fragte, wie es ihr gehe.
    Es war ein Moment, den sie nie vergessen sollte. Der Moment, in dem sie einen ihrer beiden späteren Lebensretter anblaffte. Der Moment, in dem sie begriff, dass es möglich war, aus der Masse der namenlosen Patienten hervorzutreten. Sie würde sich nie einfach nur dem fügen, was ihre Ärzte anordneten. Sie wollte beteiligt sein, verstehen, durchdringen.
    Was sie noch nicht ahnte: Bald schon würde ihr nacktes Überleben davon abhängen. Bald schon würde sie von ihren Ärzten alles einfordern, was die Medizin zu bieten hatte – nicht die Standardbehandlung, leitlinienkonform und an Überlebensstatistiken orientiert, sondern die theoretischen Möglichkeiten. Sie würde ihnen flüchtige Gedanken an entlegene Therapiemöglichkeiten entlocken, Gedanken, die einem Arzt normalerweise kommen und die er wieder verwirft, weil es scheinbar zahlreiche gute Gründe gibt, nicht weiter darüber nachzudenken.
    Nur deshalb würde ihre Krebserkrankung später einen einzigartigen Verlauf nehmen.

    Der Eingriff war Routine. Die Ärzte entfernten ihr einen Teil der Leber, Helmke war bald wieder auf der Höhe. Einige Monate später reiste sie auf Rat einer guten Freundin zu einem Zentrum für alternative Krebstherapien nach England. Dort lernte sie, sich vorzustellen, wie die Krebszellen während einer Meditation im Körper zerstört werden. »Visualisierung« – die Methode sollte den Verlauf einer Krebserkrankung angeblich positiv beeinflussen. Viele Onkologen glaubten daran, sicher bewiesen war sie jedoch nicht. Helmke glaubte nicht an alternative Heilmethoden – jedoch fiel es ihr nicht schwer zu visualisieren. Denn schon immer hatte sie sich den Krebs als Feind

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