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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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zog auch Grace am Hahn. Es ertönten weitere Schüsse um mich herum, und das Labor erbebte vom ohrenbetäubenden Lärm unserer Pistolen, dem Stöhnen der Toten, den Schreien der Lebenden. Die lebenden Toten kamen jedoch immer noch auf
uns zu, eine Welle nach der anderen. Wir gaben unser Bestes. Beinahe jeder Schuss war ein Volltreffer, aber das hielt den Rest von ihnen nicht ab.
    Dann hörte ich ein Klicken neben mir, als Grace abdrückte. Ihre Trommel war leer. »Mist!«, fluchte sie. »Keine Kugeln mehr.«
    Einer nach dem anderen verballerte seinen letzten Schuss. Die Wiedergänger kamen weiter auf uns zu. Aus dem Augenwinkel konnte ich Graces Profil sehen. So schmutzig und angespannt sie auch war, blieb sie doch bildhübsch. Tapfer, edel.
    Als auch ich den letzten Schuss abgefeuert hatte, spürte ich, wie mir das Herz in die Hose rutschte. Sie würden uns überwältigen, uns verschlingen, uns zu den ihren machen. Allein im Labor befanden sich noch etwa vierzig Wiedergänger, und mehr kamen nach.
    Ich wusste, dass mir im Grunde keine Wahl blieb. Es war simpel … Ich musste aufstehen, Graces Kinn und Haare packen. Ein kleiner Ruck, und schon wäre sie frei von alledem. Die Wiedergänger konnten ihr dann nichts mehr antun. Sie wäre frei von dem Terror, frei von allem, was so entsetzlich war auf dieser Welt. Ich konnte es tun. Bei Wiedergängern hatte ich es bereits zweimal gemacht – einmal mit Javad und ein anderes Mal in Raum zwölf. Und jetzt konnte ich es für Grace tun, um sie vor dieser Hölle zu bewahren.
    Da hörten wir den letzten Schuss, das letzte Klicken einer leeren Trommel. Danach war nur noch das hungrige Stöhnen der Untoten zu vernehmen.
    Ich spürte, wie ich mich aufrichtete, wie ich die Hände öffnete, wie ich mich auf Grace zubewegte. Plötzlich jedoch hielt ich inne: Was war, wenn mein Plan nicht klappen würde? Wenn sie sich wehrte? Dann würden uns die Wiedergänger beide erwischen, während wir einander bekämpften …

    Plötzlich flogen die Stahlplatten, die an den Fenstern über uns angebracht waren, aus ihren Angeln.
    Wir blickten auf. Selbst die Wiedergänger wurden kurzfristig abgelenkt, als die schweren Stahlfragmente in den Raum herabstürzten.
    »Achtung!«, brüllte ich und packte Grace gerade noch rechtzeitig, ehe ein Stahlblock wie ein riesiger Hammer auf die Stelle krachte, wo Grace noch vor einer Sekunde gestanden hatte. Die Tischplatte wurde entzweigerissen. Wir taumelten rückwärts, uns aneinander klammernd, bis wir gegen die Wand stießen. Ich umschlang Grace, vergrub meinen Kopf in ihrem Nacken, während Trümmer auf uns niederprasselten.
    Die anderen suchten unter den schweren Tischen oder in Ecken Deckung. Zentnerschwere Stahl- und Wandteile stürzten in den Raum und begruben alles unter sich, was ihnen in den Weg kam. Die vordersten drei Reihen Wiedergänger wurden entweder zerquetscht oder in Stücke gerissen, doch die anderen, nicht fähig, Schock oder Überraschung zu fühlen, bahnten sich in dumpfem Trott ihren Weg – ihr Hirn nur auf das eine konzentriert. Wir waren ihnen noch immer ausgeliefert. Das Einzige, was sich jetzt noch zwischen ihnen und uns befand, waren ein paar Trümmer, und es würde nur wenige Sekunden dauern, ehe sie uns erreichten.
    Doch als wir aufblickten, um uns dem Unausweichlichen endlich zu stellen, ertönte das Knattern von Maschinengewehren. Wir pressten uns gegen die Wand und hielten uns die Hände zu, während der Kugelhagel die Meute der Wiedergänger niedermähte. Querschläger schlugen über uns in die Wand ein, und Putz regnete auf uns nieder.
    Ich sah Top, wie er mir zublinzelte. Dann hob er den Kopf, rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf. Trotz der Unwirklichkeit der Situation formte sein Mund die
Worte: »Hurra auf die Kavallerie!«, und er fing laut zu lachen an.
    Man sah kaum etwas durch den Kugelhagel. Er schien einen eisernen Vorhang zu bilden, und ich spürte einen Knoten in meiner Brust. Würde ich gleich weinen? Stattdessen fing auch ich zu lachen an. Grace starrte uns beide an, als ob wir verrückt geworden wären. Da stimmte Bunny mit ein, und zusammen lachten wir uns den Schmerz von der Seele und ließen unserer Erleichterung freien Lauf.
    »Scheiß Yankees«, meinte Grace und fing ebenfalls sie zu lachen an. Tränen strömten ihr die Wangen herunter, und ich zog sie an mich, als sich ihr Lachen in Schluchzen verwandelte.
    Ich hielt sie immer noch in den Armen, als sich Gus Dietrich mit knatterndem

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