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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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Boxen voller Patronen gegenüber. Tops Lächeln verschwand. Automatische Waffen und geladene Magazine wären willkommener gewesen. Aber wie heißt es doch? Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.
    »Ich brauche etwas Zeit, Bauernjunge«, brüllte er Bunny zu, als er und Grace sich die Waffen schnappten und die Munitionsboxen aufrissen.
    Ich sprang in den von uns geschaffenen Gang, um die nächste Welle Wiedergänger willkommen zu heißen, die gerade über die Leichen ihrer Vorgänger kletterte. Bunny stand mir zur Seite, und gemeinsam attackierten wir. Das Stahlrohr in meiner Hand fühlte sich inzwischen an, als ob es mindestens eine Tonne wog, und jeder Aufprall sendete schmerzhafte Schockwellen durch meinen Körper. Ich besaß kaum noch die Kraft, Atem zu holen; der Schweiß brannte in den Augen. Bunny musste es ähnlich ergehen, aber wir hielten unsere Position und kämpften um unser Leben. Je länger es anhielt, desto schwächer wurden wir
jedoch und mussten schließlich wertvolle Zentimeter und dann Schritt um Schritt zurückweichen.
    »Joe!«, hörte ich Grace brüllen. »Rückzug!«
    Da vernahm ich erneut Schüsse um mich herum. Die Wiedergänger wurden zurückgeworfen. Dann kam eine zweite Salve, und eine Kugel zischte so nahe an meinem Ohr vorbei, dass ich den Luftzug spüren konnte. Ich drehte mich um und sah Ollie, dessen vor Schock verzerrtes Gesicht auf seine noch immer zitternde Hand starrte. War es nur Ermüdung oder war etwas anderes passiert? Hatte er Furcht vor den Wiedergängern? Oder hatte er einfach nur daneben geschossen? Er öffnete den Mund und wollte etwas sagen, aber ich warf ihm nur einen Blick zu und hechtete hinter die Schusslinie.
    Grace und ihr Team hatten weitere Tische zusammengeschoben und so eine Art Festung gebaut. Skip hatte sich am anderen Ende hinter einer Tischkante und dem letzten Aktenschrank verschanzt, während der Rest von uns Schulter an Schulter hinter der behelfsmäßigen Festigungsmauer aufgereiht war. Der Schutzwall erwies sich nicht gerade als stabil. Aber es war alles, was noch zwischen uns und den Wiedergängern stand. Zu Skips Füßen saß der Laborassistent, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen.
    Als mir Top eine Pistole reichte, meinte er: »So ungefähr jetzt wäre eine gute Zeit für die Kavallerie, Captain.«
    »Wie wäre es mit Beten?«, schlug ich trocken vor. »Haben Sie schon einmal eine Kirche von innen gesehen, Top?«
    »In letzter Zeit nicht allzu oft. Aber sollten wir hier heil herauskommen, könnte es wieder öfter werden.«
    Grace und ich standen hinter einem Tisch und teilten eine halbe Box Munition. Wir hatten einen guten Rhythmus entwickelt: Einer schoss, während der andere lud. So wechselten wir einander ab. »Da haben wir Ihnen schön aus der Patsche geholfen«, meinte sie bemüht locker. Ich konnte deutlich die Tränen in ihren Augen sehen.

    »Tut mir echt leid um Ihr Team.«
    Sie räusperte sich. »Wir befinden uns im Krieg. Menschen sterben.«
    Ich warf ihr einen Blick zu und sah, wie sich ihre Miene wie frischer Beton in der Sonne härtete. Als ob das hier noch nicht genug wäre, hatte sie fast ihr gesamtes Team verloren. Das war ein fürchterlicher Schlag, und ich hoffte, dass es ihr nicht den Boden unter den Füßen wegziehen würde. Nicht nur, weil ich mir um uns hier und jetzt Sorgen machte, sondern auch für den Fall, dass wir überleben sollten. Vielleicht konnte Rudy ihr helfen, vielleicht sogar ich. Ich hoffte nur, dass man ihr überhaupt helfen konnte.
    Ich holte Luft und konzentrierte mich dann wieder auf zwei weitere Wiedergänger, die den Gang entlangkam, gefolgt von neun weiteren. Sie stöhnten wie verlorene Seelen, und ich überlegte, ob sie tatsächlich ganz seelenlos waren oder in irgendeiner schrecklichen Art und Weise die ehemaligen Menschen in diesen Körpern gefangen gehalten wurden. Gefangene einer Tötungsmaschine, die einmal ihr Körper gewesen war, ohne Kontrolle darüber, was sie taten. Waren sie dazu gezwungen, zuzusehen, mitzuerleben, was sie anrichteten, ohne selbst eingreifen, ohne sich wehren zu können?
    Das waren keine guten Gedanken, und ich war mir nicht sicher, ob ich unter Schock stand. Scheiße, knurrte ich innerlich. Ich muss mich konzentrieren, ich darf jetzt nicht schwächeln.
    Ich drückte ab, und der Wiedergänger, der uns am nächsten gekommen war, flog rückwärts. Sein Gesicht wurde in Fetzen gerissen und verschwand hinter einer rosafarbenen Wolke. Ich schoss wieder, und neben mir

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