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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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hinter El Mudschahids Rücken geschmiedet hatten? Wie konnte sie sich wieder in ihn verlieben? Gault holte sich ein neues Glas, machte sich erneut einen Drink und nahm einen großen Schluck. Dann füllte er das Glas mit purem Gin auf.
    Auf einmal begriff er, und für einen Moment blieb sein Herz beinahe stehen. Er konnte seinen heftig klopfenden Puls spüren, während der Gedanke in seinem Kopf Form annahm und aus einer Vermutung unumstößliche Tatsache wurde. Der Gin ließ ihn würgen, als er die Puzzleteile zusammenfügte, bis sie ein Bild ergaben, das er bis vor kurzem nicht einmal in seinen schlimmsten Alpträumen für möglich gehalten hätte.
    Was war, wenn Amirah nie aufgehört hatte, ihren Mann zu lieben? Was war, wenn alles – noch vor ihrem ersten geheimen Treffen in Tikrit – nur Teil eines größeren Plans gewesen war? Ein Plan, mit dem er nichts zu tun hatte? Was war, wenn Amirah und El Mudschahid alles zusammen geplant und ausgeführt hatten? Wenn sie so geschickt und subtil gewesen waren, dass Gault nur geglaubt hatte, sie rekrutiert zu haben? Hatten sie es in Wirklichkeit darauf abgesehen gehabt, dass er ihren Plan finanzierte, und nicht anders herum? Toys hatte so etwas einmal angedeutet, aber Gault hatte ihn damals nur ausgelacht.
    Aber jetzt … Was, wenn das tatsächlich der Wahrheit entsprach?
    Wenn Amirah und El Mudschahid ihm in Wirklichkeit gar nicht halfen, die US-Regierung um Milliarden zu prellen? Was war, wenn es gar nicht ums Geld ging? War das
möglich? Er überlegte kurz, auch wenn er die Antwort bereits kannte. Toys hatte von Anfang an Recht gehabt. Jetzt loderte die Wahrheit auch vor seinen Augen wie ein Leuchtfeuer: Es gab nur eine Sache, die mächtiger als Geld war – vor allem hierzulande …
    Hatte er es tatsächlich mit dem berüchtigten Dschihad zu tun?
    Gault kam ins Wanken und lehnte sich erneut an die Bartheke. Seine Knie wurden weich, und er ließ sich zu Boden sinken. Das Glas fiel ihm in den Schoß. Aber er fühlte weder Nässe noch Kälte. Das Einzige, was ihn jetzt beschäftigte, war wildes Entsetzen. Die Erkenntnis, dass er einen ausgekochten Killer mit der tödlichsten Waffe der Welt ausgestattet und sichergestellt – persönlich sichergestellt – hatte, dass Seif-al-Din nicht mehr gestoppt werden konnte. Statt der schwächeren Version des Krankheitserregers hatte El Mudschahid jetzt die neueste, tödlichste Version bei sich. So viel war klar: Die siebte Generation des Pathogens konnte man nicht mehr aufhalten. Bei ihr war die Infektionsrate so rasant, dass es keine Chance mehr gab, einzugreifen. Der Kämpfer würde das Pathogen freisetzen, und die Plage würde die westliche Erdhalbkugel verschlingen. Glaubte Amirah etwa, dass sie sich durch Ozeane aufhalten lassen würde? Oder war das ihr in ihrem religiösen Fanatismus egal?
    Er kroch in Richtung Tisch und griff nach dem Telefon. Zitternd drückte er eine Schnellwahltaste und wartete. Es klingelte viermal – eine halbe Ewigkeit -, ehe Toys ein gut gelauntes »Halo-oh« in den Hörer trällerte.
    »Komm sofort her!«, krächzte Gault, der kaum Herr seiner Stimme war.
    »Was ist los, Sebastian?«, fragte Toys besorgt.
    »Es …«, stammelte Gault, ehe ihn ein Schluchzer durchschüttelte. »Um Himmels willen, Toys … Ich glaube, ich habe uns alle getötet.«

    Das Handy fiel ihm aus der Hand, und die grauenvolle Erkenntnis detonierte wie ein Atompilz in seinem Inneren.

79
    Crisfield, Maryland Donnerstag, 2. Juli / 15:13 Uhr
     
    Ich verbrachte den halben Tag mit Jerry. Sobald ich ihm meine Theorie erläutert hatte, glichen wir diese mit den Ergebnissen seiner bisherigen Untersuchungen ab. Alles passte. Ich bat ihn, die gesamte Forensikergruppe zusammenzutrommeln – mittlerweile waren alle eingetroffen -, und suchte Church. Auf dem Parkplatz traf ich auf Rudy. Er begleitete mich zum Computer-Bus, wo Church und Grace die Daten auswerteten, die MindReader über Lester Glockengiesser ausgespuckt hatte.
    »Jerry Spencer ist bereit, einen vorläufigen Bericht seiner Ergebnisse zu geben«, sagte ich. »Den sollten wir uns besser früher als später anhören.«
    »Ist er auf etwas gestoßen?«, fragte Grace und sah mich an.
    »Vielleicht. Aber ich möchte erst, dass Sie ihn sich beide anhören. Danach können wir dann zusammen das Waswäre-wenn-Spielchen spielen.«
    Church tätigte einen Anruf, um alles Nötige zu veranlassen.
    Grace brachte mich währenddessen auf den neuesten Stand über Lester Glockengiesser. Unter

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