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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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müssen ihnen Angst machen, so richtig Angst … Sie müssen das Grauen bis in ihre Zehen spüren, so dass sie etwas tun müssen . Sobald El Mudschahid seine Show abgezogen hat, werden sie in Bewegung kommen. Da besteht kein Zweifel.«
    »Seine Show?«, wiederholte Amirah, und Gault hörte die Veränderung in ihrer Stimme. Das war nicht mehr die liebenswürdige, sich nach ihm verzehrende Frau … »Das würde ich kaum als Show bezeichnen. Ein solches heroisches Opfer ist weder eine ›Show‹ noch ein ›Streich‹.«
    »Tut mir leid«, meinte er besänftigend. »Ich will sein Opfer nicht herunterspielen. Habe ich dich gekränkt?« Als sie antwortete, bemerkte er ihr Zögern, wenn es sich auch nur um Millisekunden handelte.

    »Nein, natürlich nicht.« Sie klang wieder versöhnlicher. »Aber ich glaube, wir sollten voreinander Respekt bewahren. Schließlich ist er … Schließlich ist er ein Freiheitskämpfer. Er glaubt an die Sache, selbst wenn wir es nicht tun.«
    Da war es schon wieder da. Ein kurzes Zögern, ehe sie das Wort »wir« aussprach. Es brach ihm beinahe das Herz.
    »Wie läuft es mit der Abschaltung?«, fragte er, um das Thema zu wechseln.
    »Es läuft … gut.« Schon wieder! Verdammt. »Bis zum Ende der Woche haben wir abgeschaltet.«
    »Und das Personal?«
    »Darum werde ich mich persönlich kümmern.«
    Es war von Anfang an ihr Plan gewesen, jegliche Mitarbeiter, die nicht unabdinglich waren, zu beseitigen. Die Quartiere würden hermetisch abgeriegelt werden und dann mit Gas gefüllt. Nur die Wichtigsten würden verschont, die dann den Kern für neue Forschungsarbeiten bilden würden. Jegliche Informationen über die Entwicklung des Seif-al-Din sollten auf verschlüsselte Datenträger gespielt und in Gaults Privatsafe gelagert werden. Alles andere würde gelöscht beziehungsweise zerstört, einschließlich der Computer. Das alles war Amirahs Aufgabe, und sie hatte versprochen, sie genau auszuführen. Aber etwas in ihrer Stimmte verstörte Gault.
    »Es freut mich, dass du die Sache in die Hand nimmst, Liebling. Soll ich vielleicht kommen und dir bei dem einen oder anderen helfen?«
    »Nein«, antwortete sie rasch. »Ich habe alles unter Kontrolle. Du hast Wichtigeres zu tun.«
    »Ja, da hast du wohl Recht.« Er hielt inne und fügte dann sanft hinzu: »Ich liebe dich, Amirah.«
    Ein letztes Zögern, dann murmelte sie: »Ich liebe dich auch.«

    Als sie aufgelegt hatten, blieb Gault noch eine Weile am Fenster stehen und blickte auf den Platz vor dem Hotel. Jegliche erotischen Gefühle, die sich in ihm geregt hatten, als er ihre Stimme zuerst vernommen hatte, waren verschwunden. Nein, das stimmte nicht ganz. Es war noch genug Gefühl übrig, um ihn tief zu treffen.
    »Amirah …«, flüsterte er in die Nacht hinaus. Melancholie legte sich wie ein schwerer Stein auf seine Brust. Gault war ein viel zu versierter Betrüger, um selbst betrogen zu werden. Amirah war clever, aber sie besaß nicht genug Übung, wenn es um Arglist ging. Wie sagten die Amerikaner so schön? Never bullshit a bullshiter. Ihr Zögern war zu offensichtlich gewesen. Ihr Tonfall hatte nicht echt geklungen. Ob sie sich dessen bewusst gewesen war? Er bezweifelte es eigentlich. Sie war sich ihrer sexuellen Anziehungskraft viel zu sicher.
    Jedenfalls log sie ihn an, so viel war klar, und zwar sowohl über das Labor als auch über das Personal. Das konnte sich noch als ein echtes Problem entpuppen, und er würde sich wohl oder übel persönlich darum kümmern müssen. Er musste selbst noch einmal nach Afghanistan zurück, ganz gleich, welche Risiken das in sich barg. Höchst ärgerlich, da gerade jetzt alles so gut lief … Amirah log außerdem, was El Mudschahid betraf. Ihr Kommentar zu seinem angeblichen Opfer war Hinweis genug, und die Implikationen brachen ihm fast das Herz.
    Er ging zur Minibar und mixte sich einen Gin Tonic. Als er die Eiswürfel hinzufügte, merkte er, dass seine Hände zitterten.
    »Hol sie der Teufel!«, brüllte er und schleuderte das Glas durchs Zimmer an die gegenüberliegende Wand, wo es zerbrach.
    Er lehnte sich gegen die Theke. »Hol sie der Teufel!«, wiederholte er. Tränen standen ihm in den Augen.

    Was sollte er aus dem letzten Gespräch und anderen Ungereimtheiten schließen, die er über die letzten Wochen bemerkt hatte? Hegte sie wirklich Gefühle für das Stück Vieh, das sie ihren Mann nannte? Wie konnte das sein? Nach dem fantastischen Sex, der ständigen Untreue, den Plänen, die sie zusammen

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