Patient Null
»Geben Sie mir eine Stunde, und ich verspreche Ihnen, dass niemand Sie wiedererkennen wird – von der Wunde ganz zu schweigen. Ich besitze die notwendige Ausrüstung. Sie befindet sich in meiner Wohnung.«
»Sehr gut.«
Sie vereinbarten, wann Saleem wiederkommen würde, und der junge Mann verschwand. Es war eindeutig, dass er stolz war, nicht nur sich in der Präsenz des großen El
Mudschahid aufhalten zu dürfen, sondern auch noch in der Lage zu sein, ihm zu helfen.
Einer von Ahmeds Agenten beschattete ihn unauffällig, obwohl sowohl Ahmed als auch der Kämpfer selbst von Saleems Einsatz und Hingabe überzeugt waren. Als Saleem die Tür hinter sich geschlossen hatte, zog El Mudschahid das Hemd wieder über und knöpfte es zu.
»Gault weiß mittlerweile, dass ich seinen Killern entwischt bin und wir den Auslösemechanismus haben«, meinte er. »Wenn er Manns genug wäre, sich einen Bart wachsen zu lassen, würde er ihn sich jetzt wohl vor Wut ausreißen. Die Geschehnisse der letzten Stunden müssen ihn sehr verwirren.« Er hielt inne. »Wo ist Amirahs Beitrag?«
»Andrea hat ihn schon vor über einer Woche installiert, und ich muss sagen, er ist wirklich sehr gut getarnt. Es wird niemandem auffallen«, antwortete Ahmed. Andrea war seine amerikanische Freundin – eine Frau, die vor einigen Jahren zu ihrer Art von Islam konvertiert war. Ahmed zeigte auf einen Koffer, den er mitgebracht hatte.
»Welche Version hat Amirah geschickt? Ich habe die siebte Generation an einem Dorf getestet. Sie war sehr beeindruckend.«
»Die zehnte.«
»Die zehnte?«, wiederholte der Kämpfer und riss die Augen überrascht auf. »Soll das heißen, dass die siebte Generation …«
Ahmed lächelte und schüttelte den Kopf. »Meine Schwester ist ehrgeizig und ihre Wut auf den westlichen Teufel übermächtig. Sie hat in der codierten Nachricht nicht viel verraten, aber sie meinte, dass dieses Virus wie der Atem Gottes durch Amerika wehen würde.«
El Mudschahid murmelte ein Gebet.
Ahmed nickte in Richtung Koffer. »Deine Kleidung, die ID, die Waffen … Es ist alles da. Sobald Saleem sein Kunstwerk vollbracht hat, wirst du dich unter ihnen bewegen
können, ohne Aufsehen zu erregen. Alles ist vorbereitet, mein Bruder, und Andrea wird vor Ort sein, um sicherzustellen, dass alles reibungslos über die Bühne geht.« Er hielt inne und fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. »Eine Sache noch. Meine Schwester hat uns etwas geschickt. Und zwar über Gaults Kommunikationskanäle. Es wurde gestern Abend von einem Kurier in einem Krankenhaus in Trenton in New Jersey abgeliefert und war als internationales Gefahrengut markiert. Die beiliegenden Papiere waren makellos, so dass niemand Verdacht geschöpft hat. Meine Schwester ist sehr clever.«
»Wie wahr. Was hat sie uns geschickt?«
Ahmed lächelte. »Auf dem Paket stand etwas über Proben für bakterielle Forschungszwecke. Etwas gegen Mehltau, das aus einem von Gaults Labors aus Indien in die Staaten geschickt wurde. Aber unter den vierundzwanzig Mehltau-Ampullen befanden sich auch zwei, die etwas anderes enthielten.« Er machte eine kleine Pause und holte tief Atem. »Etwas ganz anderes, gelobt sei Allah.«
»Nun erzähl schon.«
»Sie hat uns die zwölfte Generation von Seif-al-Din geschickt.«
»Brauchen wir denn noch mehr? Ich dachte …«
Ahmed schüttelte den Kopf. »Das ist keine Waffe, mein Bruder. Wenn die zehnte Generation das Schwert ist, dann ist die zwölfte der Schild.«
Der Kämpfer war einen Moment lang verwirrt. Doch als er verstand, atmete er erleichtert auf. »Allah ist groß!«
Ahmed ergriff El Mudschahids Arm. »Sie hat es tatsächlich geschafft!«, rief er. »Wir haben ein Gegenmittel. Amirah hat geschafft, was sonst keinem gelungen ist … Sie hat ein Heilmittel gegen die Krankheit gefunden. Wir können das Virus freisetzen, und nur die gottlosen Amerikaner werden sterben. Wir aber – wir, mein Bruder – werden überleben!«
El Mudschahid rutschte von der Bettkante auf seine Knie. Seit Wochen hatte er sich physisch und seelisch auf ein Himmelfahrtskommando eingestellt. Er hatte Allahs Wille akzeptiert, dass Seif-al-Din auch ihn niederstrecken würde, wenn er es in Amerika aussetzte. Es war ein kleines Opfer, um dem Feind einen Schlag zu versetzen, von dem er sich nie mehr erholen würde. Die totale Zerstörung aller Amerikaner und ein Ozean zwischen dem Ödland, das Nordamerika darstellen würde, und dem Rest der Welt. Aber jetzt … Jetzt!
Er
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