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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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gekleidet war. Grace trat auf die Bremse. Rudy öffnete eine der hinteren Wagentüren und kletterte hinein.

    Ich drehte mich zu ihm um. »Halloween ist erst im Oktober.«
    »Wenn ich in diesem Anzug atmen könnte, würde ich mich jetzt totlachen«, knurrte er. Dann hellte sich sein Gesicht auf, und er reichte mir seine ID.
    Ich nahm sie und las laut vor. »Rudolfo Ernesto Sanchez y Martinez, MD. Special Agent, United States Secret Service. Soll das ein Witz sein?«
    »Wenn ja, dann ist es ein Insider-Witz, den nur Mr. Church versteht.«
    Grace lächelte. »Mr. Church ist von Ihnen sehr beeindruckt, Doc.«
    »Rudy«, korrigierte er sie.
    »Rudy. Er meinte, Sie hätten ihn mächtig in die Mangel genommen.«
    Ich war überrascht. »Das hat er zugegeben?«
    »Er ist nicht ins Detail gegangen, aber er hat angedeutet, dass Sie ihn recht gut einschätzen.«
    »Interessant«, meinte Rudy. »Joe … Er will, dass ich dabei bin, wenn du die Gespräche mit diesen Direktoren führst.«
    »Kein Problem, Rudy. Aber falls wir auf etwas Interessantes stoßen …« Ich beendete den Satz nicht.
    »Dann nehme ich die Beine unter die Arme und verschwinde. Keine Sorge, Cowboy. Ich bin ein Menschenfreund, kein Kämpfer.«
    Grace drehte sich zu ihm um und musterte ihn neugierig. »Ich wette, Sie würden mit der einen oder der anderen Situation problemlos fertig werden.« Rudy neigte den Kopf zur Seite und lehnte sich zufrieden in die Ledersitze zurück.
    »Hast du auch eine Waffe dabei?«, wollte ich wissen. Auf sein Drängen hin hatte ich ihm vor zwei Jahren kurz nach seinem Eintritt als Psychologe der Polizei das Schießen beigebracht. Er war der Meinung gewesen, dass es ihm helfen
würde, seine Patienten besser zu verstehen, wenn er die Macht – die echte und die eingebildete – einer Waffe verstand.
    »Hast du mich schon mal schießen sehen, Cowboy? Bin ich überhaupt dazu befähigt, eine Schusswaffe in der Öffentlichkeit zu tragen?«
    »Es wäre vielleicht nicht im Interesse der öffentlichen Sicherheit.«
    »Also – warum fragst du?«
    Grace legte den Gang ein, und wir verließen die Lagerhalle. Der Rest des Echo-Teams befand sich in einem Wagen direkt hinter uns. Als wir auf der Interstate 95 Richtung Philadelphia fuhren, fragte Rudy: »Der echte Sicherheitsdienst wird bestimmt wissen, dass wir nicht aus dem gleichen Holz geschnitzt sind wie sie – oder etwa nicht?«
    Grace zuckte mit den Achseln. »Nur wenn wir es ihnen verraten. Und das tun wir bloß, wenn es notwendig ist. Unsere IDs sind echt, vom Präsidenten selbst autorisiert.«
    »Wow«, murmelte Rudy. Er hatte den derzeitigen Präsidenten zwar nicht gewählt, aber der Posten, den er innehatte, war größer und besaß mehr Bedeutung als ihn eine einzelne Person zu füllen vermochte. Vielleicht sogar größer als alle bisherigen Amtsinhaber zusammen. Das verlangte zumindest einen gewissen Respekt – ganz gleich, was man sonst von diesem Mann halten mochte. »Das nenne ich Macht.«
    »Mr. Church hat …«, fing Grace an, aber Rudy unterbrach sie.
    »Nein, ich meinte, dass wir viel Macht haben. Unser Team.« Er hielt inne. »Wir acht.« Ich drehte mich zu ihm um. »Wir haben noch immer einen Maulwurf unter uns«, fuhr er fort, »und das heißt, dass einer von uns entweder ein Spion oder ein Killer ist. Oder schlimmer – ein Sympathisant.
« Er wedelte mit der ID-Karte in der Luft herum. »Und das hier ist die Eintrittskarte zum Präsidenten, seiner Frau und dem halben Kongress. Ich frage mich, wie clever das ist.«
    Grace lächelte ihn durch den Rückspiegel an. »Mr. Church vertraut darauf, dass wir die Situation im Griff haben.«
    »Da kann ich nur sagen: Raum zwölf«, entgegnete Rudy grimmig.

94
    Sebastian Gault / Helmand-Provinz, Afghanistan 4. Juli
     
    Gaults Helikopter landete zweihundert Kilometer vom Bunker entfernt in der Nähe eines WHO-Lagers. Der Leiter, ein Hautarzt älteren Jahrgangs namens Nasheef, zeigte sich bereit, Gault ein Auto zu leihen, wies aber eindringlich auf die Gefahren hin, die in der afghanischen Wüste lauerten, wenn man keinen Militärschutz hatte.
    »Es wird uns nichts passieren«, versuchte Gault ihn zu beruhigen. »Wir sind vom Roten Kreuz und der WHO. Das sollte unsere Chancen ungleich erhöhen.«
    Nasheef bestand trotzdem darauf, ihnen einen Fahrer zur Verfügung zu stellen – und zwar seinen stämmigen Neffen, der früher einmal gegen die Sowjets gekämpft hatte. Sie konnten Nasheef nicht abhalten. Wenn sie sich zu sehr gewehrt

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