Patient Null

Blutlache in der Dunkelheit lag. »Irgendjemand wird an dieser Sache hübsch verdienen.«
    »Vielleicht, aber dieser Jemand wird keine Chance mehr haben, das Geld auch auszugeben. Denn wir erwischen ihn garantiert«, versicherte ich ihm.
    Skip ließ ein verächtliches Schnauben hören. »Das DMS vielleicht, aber Sie sicher nicht, Captain. Und selbst wenn man den Kerl erwischt – was kratzt mich das? Ich bin nur ein kleiner Söldner. Wie das Ganze ausgeht, kann mir egal sein. Bevor etwas schiefgeht, bin ich schon über alle Berge. Dort wird niemand wissen, wer ich bin oder was ich einmal war.«
    »Ich werde das hier überleben, Kleiner«, sagte Top leise. »Und du solltest besser aufpassen. Denn eines Tages wirst du dich umdrehen, und ich werde direkt hinter dir stehen.«
    »Mann, jetzt hast du mir aber Angst gemacht.« Er versetzte Top einen leichten Stoß mit der Pistole. »Wenn du auch nur in meine Nähe kommst, alter Mann, werde ich dir die Eier abschneiden und sie dir zum Essen servieren.«
    Wir vernahmen erneut Schüsse aus der Richtung des Glockenraums.
    Grace.
    Skip lächelte. »Wir wissen wohl alle, was da draußen gerade los ist. Der reine Zombie-Wahnsinn – und das live im Fernsehen. Wetten, dass die Zuschauerzahlen diesmal alles Bisherige übertreffen? Aber das heißt auch, dass ich mich allmählich verdrücken sollte. Ein bisschen Hysterie könnte da recht nützlich sein. Meinen Sie nicht, Boss?«
    »Für einen kaltblütigen Killer sind Sie verdammt kommunikativ. Was ist los, Skip? Bekommen Sie kalte Füße, weil Sie jetzt Ihre Kameraden über den Haufen schießen sollten?«
    Er lachte kalt. »Sie sind echt gut. Das stammt ja wohl direkt aus einem Psychobuch, was? So in etwa: ›Versuchen Sie die Gefühle des Entführers zu beeinflussen, indem Sie eine Beziehung zwischen ihm und den Entführten herstellen. ‹ Ehrlich, Captain, ich wollte mich nur garantiert an Ihnen rächen, weil Sie mich am ersten Tag verdroschen haben. Ich bin nicht so gut, wenn es ums Vergeben geht.«
    »Wie wäre es mit einer zweiten Runde? Mit den Fäusten oder lieber mit einem Messer, Skip? Ihrer Akte nach können Sie ganz gut mit einem Messer umgehen …«
    »Sparen Sie sich Ihr Gerede. Glauben Sie, ich bin ein Idiot? Ich weiß, dass ich in einem ehrlichen Kampf gegen Sie verlieren würde. Warum kämpfe ich wohl nicht fair, Dumpfbacke?«
    »Okay … Jetzt bin ich etwas verwirrt. Was hatten Sie denn sonst geplant?«
    »Ich will sehen, wie Sie mal so richtig eins auf die Schnauze kriegen, und zwar von jemandem, der weiß, wie es geht.«
    »Ach ja? Und wer soll das sein?«
    »Ich«, zischte eine Stimme hinter mir.
    Ich wirbelte herum.

    El Mudschahid stand unter der Tür. Und er war tot, auch wenn das in diesem Moment ziemlich nebensächlich schien. Er grinste mich an und fletschte die Zähne.
    »Wenn das mal keine böse Überraschung ist!«, höhnte Skip hinter mir.

121
    Gault und Amirah / Im Bunker
     
    Gault musste sich durch zwei Wartungstunnel kämpfen und vier Metallleitern hinunterklettern, um in das eigentliche Herz der Anlage vorzudringen. Er wollte sich zum Schaltpult vorarbeiten, das er extra dafür hatte einbauen lassen, wenn alle anderen Optionen fehlschlagen würden. Er achtete höllisch darauf, kein Geräusch von sich zu geben, falls ihm Amirah oder einer ihrer Handlager – tot oder lebendig – hierhergefolgt waren. Hier unten herrschte beinahe völlige Dunkelheit und eine unerträgliche Hitze. Es gab nur etwa alle dreißig Meter ein Sicherheitslämpchen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich Schritt um Schritt langsam voranzutasten.
    Unter dem Bunker befand sich ein Bohrloch, das bis zu einem Lavafluss tief unter dem Wüstensand vorgedrungen war. Die geothermische Energie, mit welcher der Bunker betrieben wurde, war mehr oder weniger unerschöpflich, und sechs Entlüftungsschächte – jeder einen Kilometer lang und extra verschalt – schützten den Hitzekonverter vor dem Schmelzen. Selbst wenn die Hälfte der Entlüftungen ausfiel, würde die Station weiter funktionieren, und die Temperaturen würden innerhalb der vorgesehenen Parameter bleiben. Es gab einen Punkt, an dem die Schächte zusammenliefen und zwar in einem riesigen vertikalen Schacht, der direkt in die kuppelförmige Lavakammer gebohrt
worden war. Aufsteigende heiße Gase sorgten dafür, dass sich die Generatoren stetig drehten. Wenn man aber die Hitze blockierte …
    Er musste nur die Entlüftungsschächte blockieren – und zwar jeden