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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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einzelnen -, so dass sich die Hitze unter den Generatoren staute. Durch die Lava würde es nur wenige Minuten dauern, bis die Generatoren entweder schmolzen oder explodierten. In jedem Fall würden alle Alarme im Bunker aktiviert werden. Es gab festgeschriebene Abläufe, die im Netz der Anlage gespeichert waren und so viele eigene Kontrollsysteme aufwiesen, dass selbst ein Versuch, den Alarm manuell auszuschalten, fruchtlos bleiben würde. Sobald er einmal ausgelöst war, schloss sich jede Tür im Bunker automatisch anhand von explosionsgetriebenen Bolzen, die sich selbstständig festschweißten. Anschließend würden spezielle, mit Asbest beschichtete Ventilatoren in jedem Raum, jedem Winkel und jeder Ritze des Bunkers eine sagenhafte Hitze verbreiten. Dieses kleine Detail hatte Gault vorsichtshalber einbauen lassen, damit das Pathogen unter keinen Umständen ausbrechen konnte. Schließlich wollte er nur der reichste Mann der Welt werden – und nicht die Welt und somit seinen Reichtum zerstören.
    Er kroch den Tunnel weiter entlang. Schweiß strömte an ihm herab und tropfte auf den Boden. Zentimeter um Zentimeter kämpfte er sich näher an das Schaltpult. Er malte sich bereits aus, wie er es ertastete. Es war mit blindenschriftartigen Markierungen versehen, die Gault in die Metallplatten hatte einritzen lassen. Hinter den Metallplatten befanden sich sechs hydraulische Hebel. Jeder würde eine Tonne Gestein auf einen der Entlüftungsschächte niederprasseln lassen. Gar nicht kompliziert.
    Noch zehn Meter.
    Neun Meter … Sechs Meter. Dann hörte er sie. Eine Stimme flüsterte in der Dunkelheit hinter ihm.
    »Sebastian«, wisperte sie. Tief, liebreizend und grauenvoll.

122
    Liberty Bell Center Samstag, 4. Juli / 12:19 Uhr
     
    Ich stolperte rückwärts, als sich mir El Mudschahid aus der Dunkelheit näherte.
    »Heilige Maria«, hörte ich Top flüstern.
    Das Make-up in El Mudschahids Gesicht war verschmiert und verlieh ihm ein noch unheimlicheres Aussehen. Es sah fast so aus, als ob sein Gesicht geschmolzen wäre. Außerdem sah man nun eine schreckliche Narbe, die von einem Messer oder etwas ähnlich Scharfem stammen musste und quer über sein Gesicht verlief. Sie trennte es quasi in zwei Teile. Es war das erste Mal, dass ich so nahe vor ihm stand. Er war beinahe zwei Meter groß und wog gute zweieinhalb Zentner. Jetzt riss er sich das Jackett, das Teil seiner Verkleidung als Secret-Service-Agent gewesen war, vom Leib. Dann kam die Krawatte an die Reihe, die er ebenfalls angewidert auf den Boden schmiss. Sein weißes Hemd war blutig rot. Er tastete die Kugellöcher ab. Ich hatte gut gezielt – mitten ins Herz. El Mudschahid lächelte.
    »Es hat funktioniert«, murmelte er mit einer erstaunt klingenden Stimme. »Meine Prinzessin hat es tatsächlich geschafft.«
    »He, Boss«, sagte Skip zu mir. »Das sollte doch etwas für Sie sein! Meine Auftraggeber planten vielleicht nicht das Ende der Welt … Aber dieser Hurensohn? Verdammt, das ist einer der apokalyptischen Reiter. Wenn der hier lebendig rauskommt, dann heißt es wirklich ›Game over‹.«
    El Mudschahid knurrte Skip an. Ich konnte sehen, wie dieser den großen Mann mit einer Mischung aus Bewunderung und Abscheu betrachtete. Auf einmal merkte ich, wie Top mich heimlich ansah. Ich hielt die Hände an den Seiten, und als ich mein Gesicht El Mudschahid zuwandte, zog ich meinen Daumen und meinen kleinen Finger ein, so
dass nur noch drei Finger zu sehen waren. Danach kamen der Ringfinger, gefolgt vom Mittelfinger dran. Zum Schluss zog ich den Zeigefinger ein. Jetzt konnte ich nur noch hoffen, dass Top mich richtig verstanden hatte.
    Dann stürzte ich mich auf El Mudschahid und schlug ihm so hart gegen die Kehle, wie ich es nie zuvor bei einem Menschen getan hatte. Im gleichen Augenblick drehte sich Top blitzartig um. Adrenalin, Furcht und Wut verliehen ihm Extrageschwindigkeit. Er schnappte sich Skips Handgelenk und rammte dem jungen Mann mit voller Wucht den Ellenbogen in die Magengrube. Skip drückte ab, und seine Kugel verfehlte um Haaresbreite Tops Schläfe, verbrannte aber seine Haut. Er brüllte vor Schmerz auf. Dann warf er sich erneut auf Skip und riss ihn durch das halbe Zimmer, bis sie gegen einen Schreibtisch krachten. Skip entglitt seine Pistole, die über den Boden in eine Ecke schlitterte.
    Skip rappelte sich sogleich wieder auf und stieß Top von sich. Er riss mit der Rechten ein Messer heraus und öffnete den Mund, um vermutlich wieder einmal

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