Patient Null
wieder herum. El Mudschahid kam bereits wieder wie eine unsterbliche Tötungsmaschine auf mich zu gerast. Der Zusammenprall mit den Aktenschränken hatte ihm offenbar nicht das Geringste ausgemacht.
Wieder stellte ich mich ihm. Doch diesmal schwang ich die große Klinge des Papierschneiders wie ein Schwert. Ich erwischte ihn direkt am Hals, und die Schneide drang tief bis in sein Genick ein. Der Hieb war so heftig, dass El Mudschahid mitten im Laufen anhielt und mich ungläubig anstarrte. Seine Augen spiegelten den Schock wider, den er empfand, und sein Mund hörte auf, nach mir zu schnappen. Er hob die Arme, tastete nach dem fremden Gegenstand, das seinen Hals beinahe durchtrennt hatte und jetzt tief in seinem Muskelgewebe steckte. Sein Kopf saß noch auf seinem Hals, aber die schwere Klinge hatte sich bis in sein Rückgrat eingegraben.
Noch ein Zentimeter …
Seine unglaubliche Kraft schien schlagartig dahinzuschmelzen. Er verlor die Kontrolle über seine Muskeln und fiel wie ein Sünder auf die Knie, der um Vergebung flehte. Keuchend platzierte ich meinen Fuß auf seine Brust und riss dann an der Klinge, bis sie frei kam. Blut spritzte durch den Raum.
»Du kannst … den Willen Gottes … nicht aufhalten …«, meinte El Mudschahid. Er war schwer zu verstehen, da sein Hals voller Blut war.
»Das hat nichts mit Gottes Willen zu tun, du Monster!«, entgegnete ich, als ich die Klinge hob und sie dann mit einem lauten Schrei durch die Luft zischen ließ.
Die Klinge durchtrennte seinen restlichen Hals. Ich ließ sie fallen, und sie blieb zitternd im Linoleumboden stecken.
El Mudschahids Kopf rollte über den Boden. Als er liegen blieb, konnte man sehen, wie seine wilden Augen schockiert Richtung Himmel starrten.
Ich stolperte rückwärts und verlor beinahe das Gleichgewicht.
Die First Lady schrie.
Dann vernahm ich einen weiteren Schrei. Ich drehte mich um. Jede Faser meines Körpers prickelte noch vor Anspannung, während in meinem Kopf ein heilloses Durcheinander herrschte. Da sah ich, wie sich Skip Tyler erhob und auf mich zu torkelte, ein blutiges Messer in seiner Hand. Er starrte mich an und blickte dann auf den geköpften Terroristen, ehe er mich mit blutigen Zähnen angrinste.
»Verdammt«, sagte er. »Da habe ich es ja mit einem gottverdammten Helden zu tun!«
Dann rollten seine Augen nach hinten, und er stürzte vornüber der Länge nach auf den Boden.
Ungefähr ein halbes Dutzend Bleistifte ragten aus seinem Rücken heraus. Sie steckten alle tief in seiner rechten Niere.
Eine blutende, zitternde Gestalt erhob sich hinter den Tischen. Top war mit Stichwunden übersät. Blut lief in Strömen an ihm herab.
»Ein hartes Arschloch«, ächzte er, hustete und fiel dann auf die Knie. Mühsam hielt er sich mit einem Arm am Tisch fest. Die First Lady und ich eilten ihm zu Hilfe. Sie kam mir zuvor und setzte Top etwas bequemer hin. Ihr Gesicht war gerötet. Auf einmal wurden meine Knie weich, so dass ich beinahe hinfiel. Top lächelte müde. »Ich werde schon nicht sterben, Captain. Aber … Geben Sie mir ein bisschen Zeit, um wieder zu Atem zu kommen.« Er senkte den Kopf und blieb so sitzen. Noch immer tropfte Blut von ihm herab. Die First Lady strich ihm übers Haar und hielt ihn in ihren Armen.
»Habt ihr … Habt ihr ihn erwischt?«, erkundigte sich jemand hinter uns. Ich drehte mich um. Ollie Brown sah mich aus einem halb geöffneten Auge an. Ich torkelte zu ihm hinüber und setzte mich neben ihn. Er sah nicht gut
aus. Ich blickte Top an und schüttelte den Kopf. Top zuckte zusammen und ließ den Kopf noch weiter herabhängen.
»He, Kleiner«, sagte ich und klopfte Ollie auf die Schulter. »Halte durch.«
»Das Schwein hat mich von hinten angegriffen. O’Brien … dieser verdammte Hurensohn …« Er hustete. Blutiger Schleim trat ihm aus dem Mund. »Ich hätte … Ich hätte es wissen müssen. Tut … Tut mir leid, Captain, Sie so hängengelassen zu haben …«
Seine Stimme war kaum noch zu hören. Ich nahm seine Hand und hielt sie genauso wie die von Roger Jefferson. Ollie klammerte sich genauso fest an mich, als ob er sich ans Leben selbst klammern wollte.
»Er hat uns alle reingelegt. Es war nicht Ihr Fehler. Wenn überhaupt, Ollie«, sagte ich, »dann war es meiner.«
Er schüttelte den Kopf. »War es … Skip? War er der Verräter?«
»Ja.«
»Haben Sie ihn erwischt?«
»Das hat Top erledigt.«
»Er hatte so ein harmloses Milchgesicht.« Ollie lächelte schwach. »War wohl einfacher
Weitere Kostenlose Bücher