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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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jeglicher Humor chirurgisch herausoperiert worden war. Lächeln wurde hier nicht großgeschrieben, und jetzt verstand ich auch, warum. Wie viele von diesen Menschen hatten wohl Freunde und Kameraden in St. Michael’s verloren?
    »Der eigentliche Grund, warum Sie die Krebsfabrik noch nicht angegriffen haben, ist St. Michael’s, nicht wahr?«, fuhr ich nach einer Weile fort. »Sie befürchten, wenn sogar die Besten der Besten den fatalen Fehler begangen haben, zu zögern, wird es bei den anderen genauso sein. Selbst bei Spezialeinheiten.«
    »Sie würden einen guten Terroristen abgeben«, meinte Grace Courtland mit einem anerkennenden Lächeln.
    »Ich hoffe, dass er sich als Parade-Terrorist entpuppt«, bestätigte Church und öffnete eine Tür.
    Grace Courtland blinzelte mir zu, als sie ihm folgte. Warum war ihr Team nicht für diese Aufgabe auserwählt worden? Vielleicht mussten sie sich noch von dem Schock nach St. Michael’s erholen. Viel wahrscheinlicher war allerdings, dass sie zu wertvoll waren, um bei einer solchen
Kamikaze-Aktion verbraten zu werden. Vielleicht handelte es sich ja auch um eine Falle? Church war sich jedenfalls bestimmt im Klaren darüber, dass mir solche Überlegungen durch den Kopf gingen. Es war jedenfalls ein guter Indikator, wie weit Church ging und wie viel Mitgefühl er sich erlaubte. So weit ich das beurteilen konnte, hatte ich den Eindruck, dass das Mitgefühl minütlich abnahm und die Dringlichkeit eines Erfolgs immer größer wurde.

34
    Baltimore, Maryland Dienstag, 30. Juni / 15:16 Uhr
     
    Wir befanden uns in der Hauptlagerhalle. Der Raum war groß genug, um darin ein mittelgroßes Flugzeug zu parken. Im Hintergrund konnte ich einige Fahrzeuge ausmachen. Bei den meisten handelte es sich um normale PKWs mit dem einen oder anderen Militärhummer und Transportlaster dazwischen. An einer Wand standen zwei große Container. Auf einem stand in großen Buchstaben MATERIALIEN, auf dem anderen WAFFEN. Vor dem zweiten Container hielt ein Soldat mit einer M-16 Wache. Er musterte uns kurz und ließ den Blick dann wieder durch die Halle streifen, den Finger immer auf dem Entsicherungshahn. Eine Ecke der Halle war mit blauen Matten ausgelegt – offensichtlich ein provisorisches Ausbildungslager.
    Die Männer, mit denen ich vorher ausgemacht hatte, wer von uns Teamleader werden würde, saßen auf Stühlen da und gafften mich an. Nur Affenmann, dem ich die Kehle eingedrückt hatte, fehlte. Zwei von ihnen nickten mir misstrauisch zu: Sergeant Mecki und Hulk, Letzterer mit einem Eisbeutel an der Wange.
    Ihnen saß etwa ein Dutzend starr vor sich hinblickender Männer und Frauen in Kampfkleidung und schwarzen
T-Shirts gegenüber. Keiner von ihnen trug ein Rangabzeichen oder sonstige Hinweise darauf, welcher Einheit sie angehörten. Die Hälfte hatte sich mit militärisch anmutenden Tattoos verziert.
    Church trat auf die Matten in der Mitte und warf den beiden Gruppen einen langen, durchdringenden Blick zu. Sogar in dieser Riesenhalle vermittelte er einen Eindruck von Größe und Wichtigkeit. Schlagartig herrschte Schweigen. Alle sahen gebannt auf ihn. Selten hatte ich eine solche Präsenz gespürt, und obwohl alle Augen auf ihn gerichtet waren, hatte es nicht den Anschein, als ob ihn das aus der Ruhe brachte.
    Grace Courtland und ich standen am Rand der Trainingsmatten. Sie befand sich auf der Seite der Soldatentypen, die wohl ihr Team stellten, und ich hielt mich in der Nähe der Leute, die ich von jetzt an leiten sollte.
    »Wir haben nicht viel Zeit«, brach Church die Stille. »Reden wir also nicht lange um den heißen Brei herum. Seit dem Verlust des Alpha- und des Bravo-Teams sind wir personell erheblich geschwächt. Während der nächsten drei Monate werden wir mindestens ein weiteres Dutzend Teams anheuern und ausbilden. Das hilft uns aber heute wenig weiter.« Er hielt inne und richtete den Blick auf Courtlands Team. »Das Echo-Team hat die Aufgabe, sich so schnell wie möglich zu einer kampffähigen, ausgebildeten Einheit zu formen. Ich erwarte von jedem Mitglied des Alpha-Teams, ihnen in jeder erdenklichen Art und Weise beiseitezustehen.«
    Einige Mitglieder des neuen Alpha-Teams begannen zu grinsen, bis Church sie zurechtwies: »Dass mir keine Missverständnisse aufkommen: Sollte jemand – und es ist mir gleichgültig, ob diese Person einen Rang hat oder nicht – den Ausbildungsprozess behindern, werde ich das als eine persönliche Beleidigung bewerten. Sollte so etwas vorkommen,

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