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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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gemütlich da drin?«
    »Ich wollte ihn gerade aufmachen.«
    »Da bin ich aber gespannt«, meinte der Dunkelhaarige. Der Doktor schloss die Kiste auf und hob den Deckel, ehe er die Flügeltüren öffnete, so dass der Blick auf das Innere freigegeben wurde. Dort befand sich ein großer Mann, der wie ein Baby zusammengekauert dalag, den Kopf in weiße Bandagen gehüllt. Er wandte sich den Neuankömmlingen zu und öffnete die Augen, die vor Erschöpfung und Schmerz rötlich waren.
    »Sebastian«, flüsterte er.
    Gault lächelte ihn an und reichte ihm beide Hände. Zusammen mit Dr. O’Malley half er El Mudschahid auf die Füße, während Toys am Zelteingang verharrte und ihnen zusah. Er lächelte zwar auch, aber seine katzengrünen Augen waren ausdruckslos und kalt. Der Kämpfer stand noch etwas unsicher auf seinen Beinen. Die Bandagen um seinen Kopf waren vor geronnenem Blut verkrustet. Trotzdem strahlte er die Kraft und Lebendigkeit eines wilden Tieres aus. Die Männer halfen ihm zu einem Stuhl, und O’Malley machte sich daran, die besudelten Bandagen zu entfernen.
    Die klaffende Wunde in El Mudschahids Gesicht war hässlich und entstellte ihn beinahe bis zur Unkenntlichkeit. Gault betrachtete sein Gegenüber. Vielleicht hatte er seine Arbeit zu gründlich gemacht. Die Oberlippe des Kämpfers war zu einem spöttischen Grinsen hochgezogen – ein sicherer Hinweis darauf, dass die Nerven und das Muskelgewebe in Mitleidenschaft gezogen waren. Dabei hatte er sich eigentlich nur ein wenig entstellen müssen. Er wird
wissen, was er tut, dachte Gault, er hat mehr Erfahrung in solchen Dingen als ich. El Mudschahid war schließlich Spezialist, wenn es um Hinterhalte und Abschlachtereien ging. Gault warf Toys einen raschen Blick zu, der einen angewiderten Eindruck machte. Ob ihn die Wunde anwiderte oder allein die Präsenz des Kämpfers, war nicht klar. Vermutlich beides zusammen.
    O’Malley gab El Mudschahid eine Spritze mit einem Schmerzmittel, obwohl der Kämpfer sie nicht zu benötigen schien. Außerdem waren in dem Cocktail noch Vitamine, Antibiotika und ein Aufputschmittel. Nachdem er die Bandagen erneuert hatte, dankte ihm Gault und forderte ihn höflich auf, doch draußen nach Schwester Anders zu sehen. Toys begleitete den Arzt nach draußen.
    Als El Mudschahid und Gault allein im Zelt waren, zog sich Gault einen Klappstuhl heran, setzte sich und beugte sich vor. »Da hast du dich aber hässlich zugerichtet, mein Freund. Bist du dir sicher, dass du die Mission fortführen kannst? Du wirst viel reisen, ein weiterer Helikopter, ein Schiff, Laster warten auf dich. Und das alles innerhalb weniger Tage. Es würde einen Gesunden schon aus der Bahn werfen, aber mit einer solchen Wunde …«
    Der Kämpfer knurrte ungeduldig. »Schmerz ist ein Werkzeug. Ein Wetzstein, an dem man seine Entschlossenheit schärft.«
    Gault war sich nicht sicher, ob das ein weiteres Zitat aus dem Koran war oder nicht. Jedenfalls klang es verdammt überzeugend.
    »Der Auslöseapparat befindet sich bereits in den USA«, meinte Gault. »In einem sicheren Hotelzimmer, das wir bereits für dich gebucht haben. Die Kombination setzt sich aus Amirahs Geburtstag zusammen.«
    Er suchte nach einem Anzeichen von Wut in El Mudschahids Miene, fand es und nickte innerlich mit Genugtuung. Ja, dachte er, er weiß über uns Bescheid. Er hatte
sich bereits gedacht, dass der Kämpfer etwas ahnte. Es war ihm schleierhaft, warum der Kämpfer die Sache nicht ansprach.
    Laut fügte er hinzu: »Ich würde vorschlagen, dass du ihn bis zum letzten Augenblick sicher im Safe verschlossen lässt. Schließlich wollen wir nicht, dass etwas schiefgeht, nicht wahr?«
    »Nein«, sagte der Kämpfer leise. »Das wollen wir wirklich nicht.«
     
    Toys stand in der Nähe eines Lagerfeuers unter Dattelpalmen. Er starrte auf den Eingang des Zelts, in dem sich Gault und El Mudschahid besprachen. Sobald er nach draußen getreten war, hatte sich sein Lächeln verflüchtigt – als ob jemand einen Schalter umgelegt hätte. Seine Miene veränderte sich, wenn er sich alleine glaubte, und er verwandelte sich in etwas Neues, etwas anderes.
    »Amirah«, murmelte er kaum hörbar. Sein Gesicht verzog sich zu einer grimmigen Maske, als er den Namen ausspuckte. Ehe Gault sie kennengelernt hatte, ehe er sich erlaubt hatte, sich in sie zu verlieben, war sein Freund und Arbeitgeber das Bild reiner Perfektion gewesen. Brillant, herrlich unbarmherzig und unbeugsam. Kurz – fantastisch. Jetzt war Gault

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