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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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Leben.
    Captain Gwyneth Dunne hatte sich mit der Zeit an diese traurige Wahrheit gewöhnt. Sie leitete das britische Feldlazarett in Camp Bastion, und es kam ihr so vor, als ob sie in der überfüllten Notaufnahme irgendwo am Rande der Hölle arbeitete. Zumindest schilderte sie es so ihrem Mann, der mit dem Ersten Royal Anglian Regiment in Tikrit stationiert war. Sie war eine qualifizierte Krankenschwester, die sich eigentlich auf Kinderheilkunde spezialisiert hatte.
Die Leute im HQ fanden allerdings, dass sie das zur idealen Kandidatin qualifizierte, um die Sichtung der verwundeten Soldaten zu übernehmen. Absoluter Bockmist, lautete Gwyneth Dunnes Meinung.
    Sie saß an ihrem Schreibtisch in einer Wellblechhütte. Über ihr schoben zwei Deckenventilatoren die heiße, abgestandene Luft hin und her, brachten aber keine Erfrischung. Sie las einen Computerausdruck über drei verwundete Soldaten, die in einen Hinterhalt in der Nähe von Nadschaf geraten waren. Es handelte sich um Lieutenant Nigel Griffith, dreiundzwanzig; Sergeant Gareth Henderson, dreißig; und Corporal Ian Potts, zwanzig. Sie kannte keinen der drei und würde sie wahrscheinlich auch nie kennenlernen.
    Die Tür öffnete sich, und Dr. Roger Colson trat ein. Er war der ranghöchste Chirurg des Lazaretts.
    »Und? Was liegt heute auf dem Metzgertisch?«, erkundigte sich Dunne und gab ihm ein Zeichen, sich hinzusetzen.
    Stöhnend ließ er sich auf einen Stuhl fallen, rieb sich die Augen und warf ihr einen übermüdeten Blick zu. »Viel, aber nicht sehr vielversprechend. Der Offizier, Griffith, hat eine Brustwandverletzung, die wir hier nicht behandeln können. Zum Glück gibt es an Bord der HMS Helda einen kompetenten schwedischen Chirurgen. Ich bereite Griffith gerade auf eine Luftüberführung vor.«
    »Wie stehen seine Chancen?«
    Dr. Colson zuckte mit den Achseln. »Schrapnell in der Brustwand. Den linken Lungenflügel konnten wir wieder aufpumpen, aber es befinden sich noch Splitter nahe am Herzen. Es bedarf einer geschickten Hand, um die dort herauszuholen.«
    »Und die anderen beiden?«
    Colson schürzte die Lippen. »Beide sollen mit demselben Flieger wie Griffith abtransportiert werden. Corporal Potts wird wahrscheinlich sein linkes Bein unterhalb des Knies
verlieren. Vielleicht kann man noch seine Hand retten. Wir besitzen hier ja leider keinen Mikrochirurgen. Das Gleiche gilt für das Lazarettschiff. Selbst wenn wir die Hand retten könnten, würde er sie kaum noch benutzen können. Armer Teufel.« Er rieb sich erneut die roten geschwollenen Augen. Er hatte zu lange auf Wunden starren müssen, die wegen fehlender Materialien oder einem Mangel an qualifiziertem Personal nicht behandelt werden konnten. »Am meisten Glück hat Sergeant Henderson gehabt. Schwere Gesichtslazeration. Er wird für den Rest seines Lebens entstellt sein, aber die Augen sind verschont geblieben.«
    »Ich kenne Henderson zwar nicht, aber ist das nicht der Neue vom Suffolk-Regiment?«
    »Mm«, brummte Colson uninteressiert. Solche Details waren ihm egal. »Hätte besser in Suffolk bleiben sollen.«
    »Halten Sie es für notwendig, dass er auch überführt wird?«, erkundigte sich Dunne.
    »Wenn möglich. Eine solche Verletzung braucht Zeit, um zu heilen. Viel Zeit. Schade eigentlich. Nach dem zu urteilen, was von seinem Gesicht noch übrig geblieben ist, sah er einmal gut aus. Entstellungen dieser Art ziehen gewöhnlich eine schwere Traumatisierung nach sich.«
    Dunne überflog noch einmal die Akten der Überlebenden, die vor ihr auf dem Schreibtisch lagen. Sie ergriff die von Henderson und betrachtete das Foto. »Stimmt – er war gut aussehend.« Sie schüttelte den Kopf und reicht Colson die Akte.
    »Tja«, meinte der Chirurg traurig. »Das war einmal. Der arme Hund.«

33
    Baltimore, Maryland Dienstag, 30. Juni / 15:12 Uhr
     
    Church und Courtland gingen voran, ich hinterher. Sie führten mich durch ein Labyrinth von Gängen und Fluren. »Ich hätte noch gerne eine Sache gewusst. Diese ganze Prionen-Geschichte hat nicht viel mit unseren normalen religiösen Fanatikern zu tun – oder?«, meinte ich nach einer Weile.
    »Was Sie nicht sagen«, erwiderte Church.
    Die Lagerhalle war riesig und beherbergte eine Unmenge von Büros, Werkstätten und größeren Hallen. Unzählige Leute in Arbeitsanzügen waren dabei, Paletten durch die Gegend zu schieben, Kabel zu verlegen oder Hämmer zu schwingen. Jeder Flur war mit Wachpersonal besetzt, und alle sahen sie so aus, als ob ihnen

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