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Patria

Patria

Titel: Patria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Bedrohung für Sie darstellen dürfte. Ich frage nur aus Neugierde.«
    »Ich heiße Dominick Sabre.«
    »Sind Sie aus eigenem Antrieb hier oder im Auftrag von jemand anderem?«
    »Aus eigenem Antrieb. Ich habe beschlossen, Bibliothekar zu werden.«
    Haddad lächelte. »Sie werden feststellen, dass die Arbeit eine Herausforderung ist.«
    Sabre, der sich etwas zu entspannen schien, sah sich um. Der Raum, der fast wie das Innere einer Kathedrale wirkte, hatte nach oben hin schmaler zulaufende Wände mit einem Tonnengewölbe. Der glänzende rote Granit schimmerte wie ein Edelstein. Aus dem Fels gemeißelte Säulen, die mit Ornamenten aus Buchstaben, Gesichtern, Pflanzen und Tieren verziert waren, stiegen zur Decke empor. All diese Säle und Gänge waren einmal Minen des Pharao gewesen, die lange vor Christi Geburt stillgelegt worden waren und in den folgenden Jahrhunderten von Männern ausgebaut wurden, für die Wissen das kostbarste Gut auf der Welt war. Damals hatten sie als Lichtquellen nur Fackeln und Öllampen gehabt. Erst in den letzten hundert Jahren war es technisch möglich geworden, den Ruß zu entfernen und die ursprüngliche Schönheit dieser unterirdischen Anlage wiederherzustellen.
    Sabre zeigte auf ein Wappenmosaik an der gegenüberliegenden Wand. »Was ist das?«
    »Das Vorderteil eines schwer beladenen ägyptischen Schlittens, der mit einem Schakalkopf verziert ist. Die Hieroglyphe für Staunen. Alle Räume der Bibliothek sind mit Symbolen gekennzeichnet, die ihren Namen darstellen. Dies hier ist der Saal des Staunens.«
    »Sie haben mir noch immer nicht gesagt, wo der Strom herkommt.«
    »Es ist Solarstrom. Auch wenn nur eine niedrige Spannung erzeugt wird, reicht sie, um für elektrisches Licht zu sorgen und die Computer und Telekommunikationsgeräte zu betreiben. Wussten Sie eigentlich, dass die Idee der Solarenergie schon vor über zweitausend Jahren geboren wurde? Die Umwandlung von Licht in Energie. Aber die Idee geriet in Vergessenheit, bis jemand sie vor fünfzig Jahren wiederentdeckte.«
    Sabre zeigte mit seiner Pistole auf einen Gang. »Wohin führt dieser Gang?«
    »Zu den anderen vier Kammern. Den Sälen der Provinz, der Ewigkeit, des Lebens sowie dem Lesesaal. Wie Sie hier sehen können, sind in den Sälen Schriftrollen gelagert. Allein in diesem Saal sind es an die zehntausend.«
    Haddad ging zur Mitte des Saals, in der kantige, horizontal ausgerichtete Steinköcher mit lose aufgerollten Schriftrollen in langen Reihen gelagert waren. »Viele dieser Schriften sind inzwischen unlesbar geworden. Die Zeit hat ihren Tribut gefordert. Dennoch sind hier noch einige Schätze zu finden. Werke des Mathematikers Euklid. Schriften des Herophiles über die Heilkunst. Manethos’ Geschichte Ägyptens über die frühen Pharaonen. Werke des Poeten und Grammatikers Kallimachus.«
    »Sie reden zu viel.«
    »Da Sie doch Bibliothekar werden wollen, habe ich gedacht, ich könnte Sie schon einmal in Ihre Pflichten einführen.«
    »Wie konnten diese Schriften bis heute erhalten bleiben?«
    »Die ersten Hüter haben dieses Lager hier gut gewählt. In diesem Felsen hier ist es trocken. Im Sinai regnet es so gut wie nie, und Feuchtigkeit ist – abgesehen vom Feuer – der größte Feind des gedruckten Wortes.« Er zeigte auf die Feuerlöscher, die an verschiedenen Stellen im Saal angebracht waren. »Und auf Brände sind wir vorbereitet.«
    »Lassen Sie uns die anderen Räume ansehen.«
    »Gewiss. Sie sollen alles sehen.«
    Erleichtert führte Haddad Sabre zum Durchgang.
    Offensichtlich wusste Sabre nicht, wer Haddad war.
    Und so gesehen waren seine Chancen gar nicht so schlecht.

    Hermann schlug die Augen auf. Drei Schmetterlinge saßen auf seinem Arm, der lang ausgestreckt auf der braungrauen Erde des Schmetterlingshauses lag. Der Kopf tat ihm weh und erinnerte ihn an den Hieb, den Thorvaldsen ihm versetzt hatte. Er hatte nicht gedacht, dass der Däne so gewalttätig werden konnte.
    Hermann rappelte sich auf und sah den Hauptmann der Wache sechs Meter weiter bäuchlings auf dem Boden liegen.
    Dann merkte er, dass seine Waffe weg war.
    Er taumelte zu seinem Angestellten und war erleichtert darüber, dass niemand ihn so sehen konnte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er zwanzig Minuten bewusstlos gewesen war. Seine linke Schläfe pochte schmerzhaft, und er tastete vorsichtig die Beule am Kopf ab.
    Diese Tat würde Thorvaldsen teuer bezahlen.
    Er fühlte sich immer noch etwas benommen, doch er riss sich

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