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Patricia - Der Kuss des Vampirs

Patricia - Der Kuss des Vampirs

Titel: Patricia - Der Kuss des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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sie mit sich, vorbei an weiteren Särgen, deren Deckel sich im Licht der Kerze zu bewegen schienen.
    Der Weg führte sie durch endlose, einander kreuzende, schaurige Gänge. Pat stolperte hinter Churtham her und versuchte gar nicht erst, sich von ihm loszureißen. Sie wusste nur zu gut, dass sie ohne Kerze in dieser Finsternis nicht mehr hinausfinden konnte, wenn sie sich nicht ohnehin in diesem Labyrinth aus Gängen und Spinnweben verlaufen hätte. Das leise Huschen von Ratten hallte in ihren Ohren und irgendwo tropfte Wasser. Es war feucht und kalt und sie schauderte.
    »Es ist unheimlich hier unten, nicht wahr?« Seine Stimme klang laut durch die Dunkelheit, obwohl er leise sprach. »Hier befand sich einmal ein Friedhof. Das ist allerdings schon so viele hundert Jahre her, dass sich keiner der jetzt lebenden Menschen daran erinnert. Über die Gräber wurde später eine Kirche gebaut und darunter hat man Katakomben angelegt.« Er deutete auf einige halb vermoderte Holzsärge und Knochen, die vor Pats entsetzten Augen im Schein der Kerze zu tanzen begannen. »Während einer Epidemie hat man die Leute hier hinuntergelegt, mehrere in einen Sarg oder einfach nur so hingeworfen. Die Kirche und das Kloster wurden von den Mönchen verlassen, nachdem die Normannen hier Einzug hielten. Einer von ihnen hat dann die Steine der zerstörten Kirche dazu verwendet, um an ihrer Stelle diese Burg zu erbauen. Seitdem wurden diese unterirdischen Gewölbe als Gruft für die Herren dieses alten Gemäuers verwendet.« Er blieb vor einem großen, steinernen Sarkophag stehen, auf dessen Deckel ein Ritter aus Stein ruhte. Er lag auf dem Rücken, hatte sein Schwert auf sich liegen und hielt den Griff fest zwischen den gefalteten Händen. Churtham ließ die Kerze über die Figur schweben. »Das war einer der ersten Earls of Barlem, Ritter John. Er ist schon seit über fünfhundert Jahren tot.«
    Zum ersten Mal, seit er sie hier hinter sich herzerrte, sah er Pat an, die den toten Ritter fasziniert anstarrte. »Wollen Sie ihn sehen, Miss Smith? Soll ich den Deckel für Sie zur Seite schieben, damit Sie sehen, was fünfhundert Jahre aus den sterblichen Überresten eines Menschen machen?«
    »Nein!«, sagte Pat entsetzt. Sie hatte wahrlich bereits mehr als genug gesehen.
    Churtham musterte sie spöttisch. »Doch nicht neugierig genug, Miss Smith? Oder wollen Sie lieber einen der anderen betrachten?«
    »Hören Sie auf damit!«, fuhr Pat ihn an. »Ich will gar nichts mehr hier unten sehen! Ich will sofort wieder hinauf!« Ihre Stimme hallte schaurig wieder, schien sich in den alten Gewölben zu überschlagen und von allen Seiten wieder auf sie einzudringen. So, als würden die Toten, die hier unten lagen, sie verspotten. »Ich will sofort wieder hinauf!«, wiederholte sie, diesmal allerdings mit einem mitleiderregenden Piepsen, weil ihr vor Angst die Stimme zu versagen drohte.
    Churtham musterte sie mit kaltem Hohn, dann ließ er unvermittelt ihren Arm los. »Bitte sehr! Sie können jederzeit wieder hinaufgehen. Ich hindere Sie gewiss nicht daran.«
    Pat sah sich panisch um und war drauf und dran, sich an die elegante Reitjacke des Schlossherrn zu krallen. Er war arrogant, grausam und machte sich über sie lustig, aber er war immerhin noch das einzige lebende menschliche Wesen hier unten und seine Nähe bedeutete eine – wenn auch dürftige – Sicherheit. »Sie sollten sich schämen, mich so zu behandeln«, stieß sie hervor.
    Das unheimliche Glimmen in seinen Augen verstärkte sich. »Es hat Sie niemand aufgefordert, die Geheimtür zu öffnen und hier herunterzukommen«, erwiderte er kalt.
    Nun, wenn es danach ging, konnte er Gift darauf nehmen, dass ihr das kein zweites Mal einfallen würde. »Ich will wieder zurück«, sagte sie zittrig.
    Sekundenlang bohrte sich Churthams durchdringender Blick in ihren, dann nickte er. »Gut.« Seine Stimme klang plötzlich ganz anders, der spöttische Tonfall war daraus verschwunden, als er sich umwandte und auf einen der Gänge zuschritt, der Pat wie ein gähnendes schwarzes Tor zur Hölle erschien.
    »Von hier sind wir aber nicht gekommen«, wandte sie ein.
    »Aber dort geht es auf dem kürzesten Weg hinaus. Nur wenige Stufen und wir sind außerhalb des Schlosses.« Er sah über seine Schulter. »Oder ziehen Sie es vor, den langen Weg zurück zu nehmen?«
    »Nein.« Pat stolperte hinter ihm drein, verzweifelt versuchend, mit ihm Schritt zu halten. Die Luft veränderte sich mit jedem Moment, wurde reiner

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