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Patricia - Der Kuss des Vampirs

Patricia - Der Kuss des Vampirs

Titel: Patricia - Der Kuss des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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Moment. Das war der Mann von dem Bild! Ganz eindeutig! Und hätte er nicht diesen Reitanzug getragen, sondern die dunkelblaue Samtweste eines Edlen des siebzehnten Jahrhunderts, so hätte sie geglaubt, der verstorbene Schlossherr selbst wäre vom Bild gestiegen, um hier vor ihr zu erscheinen. Sie starrte mit offenem Mund und fühlte, wie sich ganz langsam sämtliche Härchen auf ihrem Körper sträubten.
    »Ich habe einen Schrei gehört«, sagte Simmons höflich, »und wollte mich davon überzeugen, dass Miss Smith wohlauf ist.«
    »Miss Smith vermutlich«, ließ sich ihr neuer Bekannter unterkühlt vernehmen, »aber der Rest des Schlosses wird wahrscheinlich noch tagelang unter tauben Ohren zu leiden haben.«
    »Ich bedaure den Vorfall, Mylord«, sagte Simmons, würdevoll bis in die letzte Haarspitze.
    Pat gab ein hilfloses Ächzen von sich.
    Der Doppelgänger ihres gutaussehenden Ahnherrn wandte sich ihr zu und verbeugte sich ironisch, »Ich habe mich übrigens noch nicht vorgestellt. Ich bin Maximilian Churtham.«
    Pat ließ keinen Blick von seinem Gesicht, das dem Mann auf dem Bild so ähnlich war. Nun wäre angesichts der zweihundert Jahre, die zwischen ihnen lagen, schon eine gewisse Familienähnlichkeit überraschend gewesen, aber dass sie das genaue Abbild dieses faszinierenden Mannes vor sich hatte, verblüffte sie bis zur Fassungslosigkeit. »Ich hatte Sie mir älter vorgestellt«, würgte sie hervor.
    Von Simmons Seite her kam ein dezentes Räuspern.
    »So?« Der Schlossherr musterte sie von oben bis unten und löste seinen Blick auch nicht von ihr, als er seinen Butler fortwinkte. »Schon gut, Simmons, ich werde die junge Dame hinausbegleiten.«
    »Gewiss, Mylord.« Simmons zog sich zu Pats Missvergnügen mitsamt dem heimeligen Kerzenleuchter wieder in die oberen Regionen zurück und Pat blieb unsicher neben dem Schlossherrn stehen. Einerseits tat es gut, einen lebendigen Menschen neben sich zu wissen, aber andererseits schien ihr die kleine Kerze doch nur wenig Schutz zu bieten.
    Sein Blick wurde noch intensiver. »Darf ich fragen, was Sie bewogen hat, sich zuvor hinter dem Vorhang zu verbergen?«
    Pat wurde blutrot und war mit einem Mal wieder dankbar für die schlechte Beleuchtung. »Sie haben mich bemerkt?«
    »Sie waren nicht zu übersehen, Miss Smith.«
    Sie räusperte sich. »Ich fand mich nicht angemessen gekleidet.«
    Churtham blickte an ihr hinab. »Der Schlafrock erschien Ihnen nicht angemessen genug, mir in der Bibliothek zu begegnen, aber durchaus akzeptabel, um mir damit in die Kellergewölbe zu folgen?«
    »Sie sind sehr ... ungalant«, brachte sie heraus, während sie ihre eiskalten Zehen in den leichten Pantöffelchen krümmte. »Nicht nur wegen dieser Bemerkung, sondern auch, weil Sie genau wussten, dass ich in der Bibliothek war, als Sie meine Arbeit in Zweifel gezogen haben.«
    »Habe ich das? Wie unhöflich von mir.« Er klang spöttisch und zu Pats Ärger erschien ein arrogantes Lächeln um seine schmalen Lippen, das ihr deutlich zeigte, dass er sich nicht im Geringsten darum kümmerte, ob er eine seiner Bediensteten beleidigt hatte.
    Aber Pat war ja keine der üblichen Bediensteten, die darauf angewiesen waren, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und demütig jede Kränkung erdulden mussten. Wenigstens hatte der Ärger wieder ihre Fassung zurückgebracht. Sie drehte sich auf dem Absatz herum, um energisch Richtung Treppe zu stapfen, war jedoch keine zwei Schritte weit gekommen, als eine Hand nach ihrem Arm griff.
    »Aber Miss Smith, Sie sind doch hier heruntergekommen, um sich ein wenig umzusehen. Es wäre schade, wenn Sie diese Gelegenheit, die vielleicht nicht so schnell wiederkommt, versäumten.«
    Churtham hatte ganz ruhig gesprochen, aber Pat zuckte sowohl vor diesem gefährlich sanftem Tonfall zurück wie auch vor dem befremdlichen blauen Glitzern in seinen Augen. Es war nicht nur der Schein dieser Kerze, der seine Augen leuchten ließ, sondern das Glimmen kam von ihnen selbst. So wie zuvor, als es völlig dunkel gewesen war. Sie trat zurück. »Ich habe schon genug gesehen«, erwiderte sie, wobei sie ihrer Stimme möglichst Festigkeit zu verleihen suchte. Sie wollte ihren Arm von seinem Griff losmachen, er hielt sie jedoch fest.
    »Aber doch nur einen Teil dieser unterirdischen Gewölbe«, entgegnete er sanft, während er sie tiefer hinein in die Dunkelheit zog. »Kommen Sie, Miss Smith. Ich werde Sie mit den Sehenswürdigkeiten dieses Schlosses vertraut machen.« Er zerrte

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