Patricia - Der Kuss des Vampirs
schon langsam satt, Simmons.«
»Sehr wohl, Mylord.« Der Butler wandte sich mit einem abgrundtiefen Seufzen zum Gehen.
»Simmons?«
»Mylord?«
Maximilian lächelte ihn an. Etwas, das seinem Butler in all den langen Jahren, in denen er nun schon in Lord Churthams Diensten stand, noch niemals passiert war und ihn fast um die Fassung brachte. »Ich mag Miss Smith sehr, alter Freund. Sie können Mrs. Simmons ausrichten, dass Miss Smith nirgendwo besser aufgehoben ist als unter meinem Dach.«
Ihre Blicke trafen einander sekundenlang, dann nickte der Butler. Er musste sich zweimal räuspern. Alter Freund ? »Jawohl, Mylord. Das wird sie sehr freuen.«
Als er gegangen war, starrte Maximilian selbstvergessen ins Feuer und lächelte dabei.
Als Pat einige Tage später von einem Ausflug ins Dorf zurückkehrte, den Maximilian ihr unter Andrews Obhut erlaubt hatte, bat Simmons sie, sofort in Lord Churthams private Gemächer zu kommen. Sie nahm sich kaum Zeit, den Hut abzunehmen, warf ihn hinter sich auf den kleinen Empiretisch in der Halle, auch die Handschuhe, und dann lief sie auch schon die Wendeltreppe zum Turm hinauf, bis sie vor Maximilians Zimmer stand. Die Tür öffnete sich, ohne dass sie anklopfen musste, Maximilian zog sie herein und in seine Arme. Wie immer waren die Fensterläden fest verschlossen, die Vorhänge zugezogen und der Raum wurde nur von Kerzen erhellt.
Maximilian sah in Pats Augen. Sie waren licht wie der Himmel, unter dem sie sich gerade aufgehalten hatte. »Du riechst so wunderbar«, flüsterte er, während seine Lippen den Weg von ihrem Hals über ihre Schultern und Arme nahmen. »Du duftest nach Licht und Sonne, unzähligen Pflanzen… und nach dem Leben.« Eine gewisse Sehnsucht klang aus seiner Stimme und Pat, die ahnte, was in ihm vorging, schmiegte sich eng an ihn.
Maximilian zog ihre Haarnadeln heraus, bis Pats braunes Haar voll und lockig über ihre Schultern fiel. Er grub seine Finger hinein, als er begann, ihr Gesicht zu küssen. Als er ihre Lippen erreichte, hielt er inne, viele Herzschläge lang.
»Warum küsst du mich nie?«, fragte Pat enttäuscht, als er auch diesmal wieder weiterglitt, ohne sie auf diese gewisse Art zu küssen, die ihr schon lange vorschwebte. Nämlich innig. Sie nicht nur den Hauch seiner Lippen fühlen ließ, sondern alles. Sie auskostete und auch ihr erlaubte, ihn auszukosten, seine Zunge mit der ihren zu streicheln. Bisher hatte er jedoch ihre schüchternen Versuche entweder ignoriert oder sie mit anderen Zärtlichkeiten abgelenkt. »Ich sehne mich so sehr danach.«
»Du hast doch in deinen klugen Büchern gelesen«, erwiderte er leichthin, als sie die Frage zum zweiten Mal gestellt hatte, »küsse niemals einen Vampir.«
»Ich glaube gar nicht mehr, dass du wirklich einer bist, Maximilian«, erwiderte Pat streng. »Und dass du nie in die Sonne gehen kannst, liegt an dieser elenden Krankheit.« Sie löste sich von ihm. »Ich war heute nicht ohne Grund im Dorf«, erklärte sie weiter. »Ich habe Bücher bestellt, die ich in einigen Wochen abholen kann. Du bist einfach nur krank, Maximilian. Ich weiß es jetzt genau. Es ist eine Blutkrankheit, die es dir unmöglich macht, dich dem Tageslicht auszusetzen, weil deine Haut und deine Augen zu empfindlich sind.« Jedenfalls hatte sie sich entschlossen, fest daran zu glauben.
»Und dass ich mich nicht spiegle…«, lächelte Maximilian bitter, »kommt das auch von der Krankheit? Oder sind etwa die Spiegel ebenfalls infiziert?«
»Ich habe dich noch nie vor einem richtigen Spiegel gesehen«, sagte Pat energisch. »Nur vor dem Fenster und wer weiß, was ich da alles übersehen habe, vor lauter Aufregung, weil ich so sehr in dich verliebt war.«
»Warst du das tatsächlich?« Der bittere Zug war aus Maximilians Gesicht verschwunden und er lächelte zärtlich. »Aufgeregt aus Liebe zu mir?« Er nahm sie wieder in die Arme. »Und jetzt? Bist du jetzt auch noch aufgeregt?«
»Nein… ja… natürlich! Aber jetzt sei bitte ernst, Maximilian!«
»Später, mein Vampirliebchen, später.«
Pat fühlte, wie Maximilians Finger über ihren Körper glitten, sich am Verschluss ihres Kleides zu schaffen machten. Es dauerte nicht lange, da fiel das dunkelgraue Gewand zu Boden. Für Sekunden erinnerte sie sich daran, dass sie es noch immer nicht geschafft hatte, sich ein anderes Kleid nähen zu lassen, aber dann ging dieser Gedanke unter seinen Zärtlichkeiten verloren und sie hielt still, als er mit Bedacht die
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