Patricia - Der Kuss des Vampirs
Hals zu beißen war grauenvoll. Sie drängte sich enger an Maximilian, fühlte die Wärme seines Körpers. Sie roch seine Haut, den ihm eigenen, männlichen Geruch und legte zart ihre Lippen auf seinen Hals, genau dort, wo sie das Pochen seines Pulses fühlte. Seine Haut schmeckte so köstlich, sie wollte noch mehr davon kosten und nun mischte sich auch ein Durst in dieses Verlangen nach ihm, nach seiner Haut und … seinem Blut. Der Druck ihrer Lippen wurde stärker, sie öffnete den Mund, strich mit der Zungespitze über das Pochen, immer und immer wieder, saugte an der Haut und begann zart zu knabbern.
»Pat...« Seine Stimme klang ganz sanft, obwohl er schon ihre Zähne spürte. Er hielt sie ruhig im Arm, machte keine Bewegung, um sie abzuwehren. »Pat, mein Liebstes, du musst dich dagegen wehren. Du darfst es nicht zulassen.«
Der Druck ihrer Zähne verstärkte sich. Pat befand sich in einem Zustand der Unwirklichkeit, des Rausches. Seine Stimme klang wie aus weiter Ferne an ihre Ohren. Das Verlangen wurde stärker, wurde zur Gier. Sie fühlte die liebkosende Berührung seiner Hand auf ihrem Rücken, ihrem Kopf, fühlte, wie seine Finger zärtlich durch ihr Haar fuhren, während er sie, anstatt sie angeekelt von sich zu stoßen, eng an sich gepresst hielt.
»Pat, tu es nicht. Du kannst mich nicht infizieren, dieses Laster ist von allen das Einzige, gegen das ich immun bin. Aber du musst dich dennoch wehren. Du darfst dich nicht in die Dunkelheit hinabziehen lassen. Tu es nicht, mein Liebstes. Tu es nicht...«
Etwas in seiner Stimme durchbrach den Rausch, die Schwärze, den Durst nach Blut. Zitternd schloss Pat die Augen und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. »Maximilian, hilf mir... Bitte...«, flüsterte sie erstickt. »Es ist so stark, ich weiß nicht, wie lange ich mich zurückhalten kann. Es wird immer mächtiger in mir.«
Seine Stimme war seidenweich. »Ganz ruhig, mein Liebchen. Ich werde alles tun, um dir zu helfen.« Er löste sich etwas von ihr und brachte seine Lippen an die beiden blutigen Male an ihrem Hals, wo Strigon seine Zähne in ihr Fleisch geschlagen hatte. Sie zuckte zurück.
»Halt still…«
Pat gab nach, bog den Kopf zur Seite und schmiegte sich in seinen Arm, der sie warm umfangen hielt. Sie spürte, wie seine Lippen über ihren Hals strichen, dort, wo die Wunden brannten und pochten, fühlte die Feuchtigkeit seines Mundes, sein zartes Saugen und ganz langsam hörte der Schmerz auf, wurde leichter, genauso wie damals, als sie sich am Finger verletzt und Maximilian sie dort geküsst hatte. Ein Gefühl der Wärme, Sicherheit und unendlicher Zuneigung erfüllte sie. »Maximilian…« Ihre Stimme war nur ein Hauch, sie lächelte, legte ihre Hand auf sein Haar und schmiegte sich enger an ihn. So, genau so, hatte sie es sich immer vorgestellt, von Maximilian zur Vampirin gemacht zu werden. Mit Zärtlichkeit, Leidenschaft. Der Kuss des Vampirs löste bei der Frau, die sich nicht wehrte, höchste Lust aus, hatte Maximilian ihr einmal erklärt und jetzt hatte sie den Beweis dafür, auch wenn sie keine Lust empfand, sondern nur Geborgenheit und Liebe. Alles andere trat zurück. Seine Gegenwart war das Einzige, was sie in der Dunkelheit, die sie umgab, noch erkennen konnte. Eine Dunkelheit, die trotz seiner Nähe tiefer, bedrohlicher wurde.
»Es wird immer dunkler… und kälter. Mir ist so kalt…, so furchtb …«
Maximilian erstarrte, als ihr Kopf haltlos zurückfiel. »Pat? Pat!!« Er drückte sie an sich, hielt sein Ohr an ihre Brust, brachte seine Lippen an die ihren, aber es war nichts mehr. Kein Atemzug, kein Klopfen des Herzens, das ihm sagte, dass sie noch lebte. Fassungslos sah er auf die beiden Male an ihrem Hals. Sie wurden zunehmend schwächer, kleiner und dann waren sie ganz verschwunden. Nur zarte weiße Haut ohne jede Verletzung. Ihr Körper hatte sich bereits verändert und sie war im Tod zu einem Vampir geworden. Wenn sie mit dem nächsten Sonnenuntergang wieder erwachte, würde sie sein wie Strigon.
Er dachte an die alte Sage. Der Kuss eines Dämons kann das Leben bringen, hieß es, er hatte zwar niemals wirklich daran geglaubt, es nur für ein Märchen, sinnloses Gerede gehalten, aber nun… Er legte seine Lippen auf ihre kalten, presste sie darauf, als könnte er ihr damit wieder das Leben einhauchen, das Gift, mit dem dieser Vampir sie verseucht hatte, entfernen.
Nichts.
Kein Widerhall. Nur die Kälte des Todes antwortete ihm.
Bei Antoinette hatte er es
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