Patricia - Der Kuss des Vampirs
damals nicht einmal versucht. Es hatte ihm gegraut vor den scharfen spitzen Zähnen, dem Geruch der Verwesung, dem Ausdruck der Bösartigkeit in ihrem schönen Gesicht. Ganz anders als bei Pat. Weil er in Antoinette nur verliebt gewesen war. Pat dagegen liebte er. Mit seinem ganzen Körper und seiner ganzen verdorbenen Seele. Und dennoch hatte er sie nicht mehr retten können. Er zuckte zusammen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Es war Simmons. Seine Stimme klang wie immer völlig beherrscht. »Mylord, was geschieht mit diesem Vampir?«
Maximilian hatte das Gefühl, aus einem bodenlosen schwarzen Loch emporsteigen zu müssen. »Zuerst werde ich ihm einen Pfahl durch sein verrottetes Herz stoßen und falls das nicht genügen sollte, werden wir ihn an einen Baum binden, damit er in der aufgehenden Sonne zu Staub verfällt«, erwiderte er hasserfüllt. Er legte Pat unendlich vorsichtig zurück auf die Jacke und hüllte sie fest in den Mantel ein. Dann stand er, wie von Zentnerlast zu Boden gezogen, auf und ging die Stufen zu der zerfallenen Krypta hinunter. Strigon starrte ihm hasserfüllt entgegen. Simmons war kein Risiko eingegangen, sondern hatte dem Vampir auch noch eine Knoblauchkette umgehängt, während Hagazussa dabeistand und zufrieden zusah, wie er sich wand.
»Das wird dir alles nichts nützen, Churtham«, spuckte er förmlich Gift und Galle, als er Maximilians ansichtig wurde. »Du kannst sie nicht retten und wenn du nicht schnell von hier verschwindest, dich selbst auch nicht mehr. Ich kann sie schon spüren, die Sonne. Bald wird sie aufgehen und ihre Strahlen werden dich verbrennen. Sollte ich sterben müssen, so wenigstens in der Genugtuung, dass auch du zu Asche zerfällst!«
Maximilian gab ihm keine Antwort, sondern packte ihm am Kragen seines staubigen Anzuges und zerrte ihn hinter sich hinaus ins Freie wie einen leeren Sack. Der Vampir heulte vor Zorn auf, wehrte sich, aber noch war Maximilian durch den nahenden Tag nicht geschwächt.
Simmons reichte seinem Herrn einen fast zwei Ellen langen Pfahl. »Esche, Mylord«, sagte er würdevoll, »die Spitze ist im Feuer gehärtet und mit dem besten Weihwasser benetzt, das in Barlem Village zu haben war.«
Maximilian nickte. »Gut, halte ihn fest.«
Strigon fing an zu zetern, zu brüllen und zu wimmern. Er versuchte sich wegzurollen, aber Simmons ergriff ihn am Gewand und zerrte ihn zurück, bevor er sich hinter seinen Kopf kniete und ihn an den Schultern festhielt.
In diesem Moment waren deutlich Rufe zu hören, die sich schnell näherten. Hagazussa, die mit einem erwartungsvollen Lächeln dabei gestanden war, hob den Kopf.
»Da kommt jemand, Gharmond.«
»Das sind Leute aus dem Dorf«, sagte Simmons. »Mit Waffen. Ich habe sie zuvor überholt, als ich hierher geritten bin. Sie müssen gehen und sich in Sicherheit bringen, Mylord. Bevor es zu spät für Sie ist!«
Die Rufe wurden lauter, bedrohlicher und Maximilian starrte aus schmalen Augen den Weg entlang, dann blickte er zu Pat hinüber. Sie durfte ihnen nicht in die Hände fallen. Er musste mit ihr fliehen. Strigon konnte ihm nicht mehr entgehen, die Sonne ging bald auf und würde ihn töten. Der Butler band den Vampir an einen Baum, während Maximilan die leblose Pat aufhob, um zu Simmons Pferd zu laufen. Er hatte bereits zu lange gewartet, konnte nun seine Kräfte nicht mehr ausspielen, die ihn mit dem ersten Schimmer der Dämmerung verließen. Er war jetzt nicht mehr als ein Mensch. Allerdings einer, den die Sonne töten würde.
Der Vampir heulte wie ein Wolf, als er sah, wie das Licht des Tages schon die Baumwipfel erreichte und er die Stimmen der aufgebrachten Dorfbewohner hörte. »Jetzt werdet ihr beide genauso krepieren wie ich! Vermutlich werden sie dieses Weib als Hexe verbrennen, wenn ihnen nicht schon die Sonne die Arbeit abnimmt!« Sein Hohnlachen ging in dem Lärm unter, den die Dorfbewohner machten. Das Pferd scheute, riss sich los und galoppierte davon.
Maximilians Augen blitzten wütend auf, dann lief er mit Pat in den Armen los. Er musste Hagazussa finden, die wie vom Erdboden verschluckt war. Zweifellos war sie wieder mit ihrer Kutsche gekommen, wo er einen gewissen Schutz vor dem Tageslicht finden konnte. Sich in der Ruine oder im Wald zu verbergen war sinnlos. Er versuchte, auf die andere Seite der Ruine zu kommen, aber da waren schon die Leute und schnitten ihm den Weg ab. Er wandte sich um, bereit, Pat bis zum Letzten zu verteidigen. Als er auf die Zinken
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