Patricia - Der Kuss des Vampirs
Einbruch der Dämmerung erwacht. »Es dauert nicht lange, Pat mein Liebstes, es ist gleich vorbei. Ich liebe dich…«
In dem Moment, als der erste Lichtstrahl ihn erreichte, sank er mit Pat in den Armen zu Boden und legte seinen Mund auf ihren. Diesen blassen Mund, der noch vor kurzem so rot und lebendig gewesen war. Den er niemals geküsst hatte, weil er ihr damit hätte schaden können. Sie würden jetzt beide verbrennen, aber er wollte diesen ersten und letzten Kuss noch auskosten. Den einzigen, den er ihr jemals gegeben hatte. Er streichelte über die kalten Lippen, liebkoste sie mit seinen. So weich waren sie, so anziehend, trotz der Kälte des Todes… Er presste seinen Mund auf ihren, als könnte er ihr seinen Atem einhauchen und sie zum Leben erwecken. Aber das war eine Kraft, die er nicht besaß, Wesen wie er waren nur imstande, den Tod oder die Verdammnis zu bringen.
Bildete er es sich nur ein oder gaben ihre Lippen tatsächlich nach? Waren sie nicht wärmer als noch zuvor? Die Sonne stieg höher, durchbrach die Schatten der Bäume und erfasste sie beide. Und er küsste Pat. Küsste warme Lippen, die den Kuss erwiderten. Ein endloser Kuss, ihre Arme lagen wie durch ein Wunder um seinen Hals, er spürte ihren warmen Atem, den Schlag ihres Herzens. Sie schmiegte sich eng an ihn, küsste ihn wieder, als gäbe es nichts außer ihnen beiden. Maximilian hatte jedes Zeitgefühl verloren, es war, als wären sie die einzigen Lebewesen in einer Unendlichkeit von Licht und Wärme. Wenn das eine Illusion im Moment des Todes sein sollte, dann war sie ihm willkommen.
Irgendwann, nach einer Ewigkeit, lösten sie sich voneinander. Pat lag in seinen Armen und lächelte ihn an. Er starrte sie minutenlang, ohne etwas zu begreifen, an und sah dann hoch. Die Leute waren immer noch da. Es war alles unverändert. Er wandte den Kopf. Dort, wo Strigon festgebunden gewesen war, befand sich nur mehr ein kleiner Rest von Staub.
Die Sonne stand am Himmel, beleuchtete die Dorfbewohner, ließ Pats dunkelbraunes Haar rötlich schimmern und lag warm auf seiner Haut. »Pat…?«
Ihre Augen waren die eines Menschen. Warm und zärtlich, auch wenn sie müde und erschöpft aussah und sehr blass war. »Ich bin froh, dass du da bist, bei mir, Max…«
Er presste sie an sich, blickte hinauf in den Himmel und schloss die Augen. Licht. Er hatte vollkommen vergessen gehabt, wie wunderbar dieses Gefühl war. Zum ersten Mal seit undenklichen Zeiten war er wieder im Licht. Und Pat lebte.
Die Menge löste sich langsam auf und die Leute gingen fort, wieder dem Dorf zu, dabei scheue Blicke auf Maximilian und Pat zurückwerfend. Simmons stand daneben, hatte seinen Hut abgenommen und starrte sie beide fassungslos an.
»Sind sie weg?«, fragte Pat, die keinen Blick von Maximilians Gesicht gelassen hatte. Er nickte, zog sie enger an sich und legte seine Wange auf ihr Haar. Er konnte nicht fassen, was geschehen war. Er war von diesem unglaublichen Glücksgefühl durchströmt gewesen, das alles Denken ausgeschaltet hatte. Es war wie eine leuchtende Erinnerung gewesen an längst vergangene Zeiten und er hatte sich tatsächlich dem Himmel näher gefühlt als der Hölle.
Sein Blick fiel auf Hagazussa, die aus ihrem Versteck hervorgekommen war und sich zögernd näherte. Sie war sehr blass und der Blick, mit dem sie ihn ansah, war unsicher und ängstlich.
»Hagazussa, meine Liebe, du bist ja immer noch da.«
Sie starrte ihn nur wortlos an.
Er stand mit Pat in den Armen auf. »Wo ist deine Kutsche?«
»Kutsche…?«
»Nun, du wirst wohl kaum auf einem Besen hierher geflogen sein«, erwiderte er mit leichter Ungeduld. Er wollte diesen Ort endlich verlassen und Pat nach Hause bringen. Sie war erschöpft und musste ruhen, wieder Kräfte sammeln. Und er selbst sah auch keinen Grund, noch länger hier zu verweilen.
Hagazussa deutete zur Straße hin, wo man nun das Nahen einer Kutsche hörte. Sie rollte, von vier prächtigen Rappen gezogen, unter den Bäumen hervor und blieb genau vor ihnen stehen. Ein Lakai sprang herab und öffnete die Tür.
Maximilian hob Pat hinein, während Simmons, zum ersten Mal seit er ihn kannte, von einem Ohr bis zum anderen grinsend, sich auf sein Pferd schwang, das von einem der Dorfbewohner zurückgebracht worden war. Als Maximilian neben der offenen Tür stehen blieb und der schönen Hexe die Hand hinhielt, um ihr beim Einsteigen behilflich zu sein, zuckte sie zurück, als hätte er eine ansteckende Krankheit.
Er
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