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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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wartenden Beamten um. »Sie werden dafür sorgen, dass die erforderlichen Formulare mit meinen Daten ausgefüllt werden. Ich trage die abzurechnende Zeit dann nach meiner Rückkehr ein.«
    Flinx hätte den beiden hilfreichen Bürokraten erneut gedankt, doch sie hatten sich bereits umgedreht und waren zurück an ihre Arbeit gegangen. Nun stand er allein mit seiner Eskorte da.
    »Haben Sie die Koordinaten?«, fragte sie ihn. Er nickte. Daraufhin drehte sie sich um und ging auf den Ausgang zu. »Die Zeit, die wir hier mit Reden verbringen, verpufft nutzlos. Und sie kostet nur Ihr Geld.«
    Er wusste ihre Einstellung zu schätzen und war ganz ihrer Meinung, daher drehte er sich um und trottete hinter ihr her.
     
    Norin Halvorsen sah nicht nur nicht nach dem aus, was er war, sondern er machte seinem Namen überdies auch keine Ehre. Er war klein und fast glatzköpfig, nur ein paar vereinzelte, launische Strähnen braunen Haares hatten sich noch an der Seite seines Kopfes gehalten, und er hatte einen so großen Bauch, über den man einfach nicht hinwegsehen konnte. Das alles wurde komplettiert durch ein aufgeblähtes Gesicht, eine knorrige und ständig von Sonnenbrand gezierte Nase, Augen, die nicht mal blinzeln konnten, weil sie derart schielten, und einem Mund, der unerklärlicherweise ständig zu grinsen schien. Er sah eher aus wie ein mächtig aus der Form geratener Elf als wie jemand, der sich am Elend anderer bereicherte, was noch eine sehr höfliche Formulierung für das war, was er tat, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
    Halvorsen spürte die Leute auf, die ehrlichen Unternehmen, oft aber auch solchen mit weniger gutem Ruf, Geld, Dienste oder Teile von sich selbst schuldeten. Und dies tat er mit absoluter Gleichgültigkeit gegenüber den persönlichen Hintergründen des jeweiligen Unglücklichen. Für Halvorsen war der Begriff mildernde Umstände ein Widerspruch in sich. Jene, die das Pech hatten, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, konnten ein Fahrzeug, ein Unternehmen, ihr Heim – oder auch gleich einen bedeutenden Körperteil verlieren. Er hatte absolut kein Problem damit, körperliche Gewalt anzuwenden, um seinen Job zu erledigen, und dazu gehörte auch, dass er unschuldigen Partnern oder Kindern seiner Opfer physische Schäden androhte. Für Halvorsen war ein argloses Kind nur ein mit dem jeweiligen Fall zusammenhängender Aktivposten, wenngleich ein ziemlich lauter. Allerdings konnte man die Knochen eines Kindes wesentlich einfacher brechen als die der Erwachsenen, hinter denen er her war, und sie setzten sich auch so gut wie nie zur Wehr.
    Kurz gesagt – und kurz war ja ein auf ihn zutreffender Begriff – die Person Norin Halvorsen war ebenso widerlich wie sein Beruf – eine ungesunde, wenngleich passende Mischung. Er war ein Mensch, dessen Gesellschaft kaum zu ertragen war, wenn man ihn nicht gerade bezahlt hatte. Den Rest der Zeit konnte er mit der Menschheit nur wenig anfangen, und noch viel weniger mit anderen empfindungsfähigen Wesen. Außerdem war er sehr stolz auf die Tatsache, dass er für jede einzelne bekannte nichtmenschliche Spezies eine persönliche, einzigartige und ausgesprochen anstößige Beleidigung erfunden hatte.
    Anders als viele andere, die demselben abstoßenden Beruf nachgingen, war Halvorsen ausgesprochen stolz auf seine Professionalität. Es verstrich kein Tag, an dem er nicht jede verfügbare Medienform – legal oder nicht – überflog, um mögliche Jobs zu finden. Ferner achtete er genau auf den lokalen und planetaren Klatsch, unabhängig davon, wie primitiv er war und aus welcher zwielichtigen Quelle er kam. Man kann den regelmäßig übersehenen Diamanten gelegentlich auch unter Exkrementen vergraben finden, pflegte er philosophisch zu sagen. Und er hatte absolut kein Problem damit, sich durch Letztere zu pflügen, um Ersteren zu finden.
    Dazu gehörte beispielsweise auch die geheime Anfrage, die seine hochspezialisierte Suchsoftware soeben dekodiert hatte. Versteckt in einer Zeile der normalen Commonwealth-Nachrichten, die täglich per Nullraum-Transmission verbreitet wurden, handelte es sich dabei um eine beträchtliche Belohnung, die von einer exzentrischen Organisation, die sich selbst »Orden von Null« nannte, ausgesetzt worden war. Diese Summe sollte beim bestätigten Ableben eines offensichtlich nicht weiter bemerkenswerten Bürgers mit dem Namen Philip Lynx ausgezahlt werden, der gelegentlich auch unter seinem kurzen Spitznamen Flinx auftrat.

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