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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Pandora-Projekt
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ihre Aufmerksamkeit. Fang
streckte ganz langsam seine Flügel aus.
Alle Habichte drehten die Hälse gleichzeitig und hefteten die
Augen wie Laser auf die Flügel.
»Ich lasse sie meinen Duft schnuppern.« Fangs Lippen
bewegten sich kaum.
Nach einer Zeit, die sich wie ein Jahr anfühlte, schienen die
Habichte sich ein wenig zu entspannen. Diese Vögel waren
riesig, mit einer Flügelspanne von fast anderthalb Metern. Sie
wirkten kalt und mächtig. Die Rückenfedern waren rostbraun,
am Bauch hatten sie helle Streifen. So ähnlich wie Nudges
Flügel, abgesehen davon, dass diese doppelt so groß waren.
Einige Habichte fütterten jetzt wieder ihre hungrige Brut.
Andere flogen fort, um Nahrung zu suchen. Wieder andere
kamen mit Nahrung zurück.
»Pfuiii!«, flüsterte Nudge, als ein Habicht mit einer sich
immer noch windenden Schlange zurückkam. Die Kleinen
waren ganz aufgeregt und kletterten übereinander, um den ersten
Bissen zu ergattern. »Doppel pfui!«
Fang drehte langsam den Kopf und grinste. Nudge war so
überrascht, dass sie zurücklächelte.
Das war echt cool. Sie wollte gern weg und wünschte, Max
würde kommen. Außerdem wünschte sie sich, dass sie mehr zu
essen hätten. Es war ziemlich scheußlich, hier in der Sonne zu
sitzen, umgeben von großen schönen Vögeln. Sie hatte ihre
Flügel ausgebreitet und ruhte sich aus. Eigentlich konnte es
nicht schaden, wenn sie sich noch ein bisschen länger ausruhte.

A
ber nicht so lang.
     
»Angel wartet auf uns«, sagte Nudge vorwurfsvoll. »Ich
meine, sie ist wie eine kleine Schwester – von uns allen.«
    Sie wischte etwas Steinstaub von ihren braunen Beinen und
kratzte an dem Schorf einer Wunde am Knie. »Abends, wenn
wir eigentlich schlafen sollen, reden Angel und ich oft. Wir
erzählen uns Witze und so.« Ihre großen braunen Augen trafen
Fangs. »Ich meine, muss ich jetzt in dem Zimmer allein
schlafen, wenn wir heimkommen? Max muss zurückkommen.
Sie würde Angel nicht im Stich lassen, oder?«
    »Nein«, antwortete Fang. »Sie würde Angel nie im Stich
lassen.. Siehst du den großen Habicht? Der mit dem dunklen
Streifen auf den Schultern – siehst du, wie er einen Flügel
schneller als den anderen bewegt, wenn er eine Kurve fliegt?
Das sollten wir auch versuchen.«
    Nudge schaute ihn an. Das war wohl die längste Rede, die sie
je von Fang gehört hatte.
Sie blickte zu dem Habicht, den Fang ihr gezeigt hatte. »Ja, ich
sehe, was du meinst.« Kaum hatte sie ausgesprochen, stand
Fang schon auf, rannte zum Rand der Klippe und stieß sich ab.
Seine großen, dunklen Flügel fingen die Luft ein und trugen ihn
empor. Fang flog näher an die Habichte heran, die in einer Art
Ballett kreisten.
Nudge seufzte. Sie wünschte sich sehnlichst, Max wäre da.
War Max verletzt? Sollten sie zurückfliegen? Sie würde Fang
fragen, wenn er kam.
In diesem Moment schwebte er direkt vor der Höhle an ihr
vorbei. »Komm, los!«, rief er. »Versuch es! Du fliegst viel
besser.«
Nudge seufzte wieder und wischte Schokoladenkrümel von
ihrer Bluse. Machte er sich wegen Angel keine Sorgen? Wenn
doch, würde er es bestimmt nicht zeigen. Da war sie sicher.
Aber sie wusste, dass Fang Angel liebte – er hatte ihr immer
vorgelesen, ehe sie selbst lesen gelernt hatte. Und jetzt nahm er
sie in die Arme, wenn sie Kummer hatte.
Na schön. Ich kann ja ein bisschen üben. Besser als hier
rumzusitzen und nichts zu tun. Sie stieß sich von der Klippe ab.
Trotz allem empfand sie eine bittere Süße in der Brust. Es war
einfach zu herrlich, so durch die Luft zu schweben, mit den
Flügeln zu schlagen und sich frei wie ein Vogel zu fühlen.
Sie flog neben Fang. Er zeigte ihr seine neue Technik. Sie
beobachtete und imitierte ihn. Es funktionierte super.
Sie flog in großen Kreisen, übte die neue Technik und näherte
sich im Flug den Habichten, die sie zu tolerieren schienen.
Solange sie nicht an Angel oder Max dachte, war alles okay.
Am Abend lag Nudge auf dem Bauch, die Flügel flach
ausgebreitet, und beobachtete die Habichteltern, wie sie ihre
Brut putzten. Sie waren so liebevoll, so behutsam. Diese wilden,
starken Vögel glätteten vorsichtig den weißen Flaum, fütterten
die Jungen und halfen ihnen, das Nest zu verlassen und zu
fliegen.
Sie hatte einen Kloß im Hals. Sie schniefte.
»Was?«, fragte Fang.
»Diese Vögel«, antwortete Nudge und wischte sich die Augen.
Sie kam sich blöd vor. »Diese blöden Habichte haben eine
Mutter, und ich hab keine. Die

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