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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Pandora-Projekt
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Ich bin echt froh, dass ich sie nicht kenne.«
    »Es tut mir leid, Gasi«, sagte ich zum dreißigsten Mal. Mein
Geduldsfaden wurde verdammt dünn. Er hatte mein tiefstes
Mitgefühl, aber ich war längst an meinen Grenzen
angekommen.
    Ich fuhr ihm durch das feine helle Haar und legte den Arm um
seine Schultern. Sein Gesicht war schmutzig und hatte
Tränenstreifen. Ich wünschte, wir könnten zurück in unser Haus
in den Bergen. Aber die Eraser wussten, wo es war, und es
wimmelte dort in der Gegend von ihnen. Wir konnten nie
zurück. Allerdings wünschte ich mir jetzt vor allem, den
Gasman unter eine heiße Dusche zu stellen und hinterher ins
Bett zu bringen.
Das waren noch Zeiten, Baby.
    »Angel? Es ist schon spät, Schätzchen. Warum schläfst du
nicht ein bisschen? Eigentlich könnte es nicht schaden, wenn
wir uns alle aufs Ohr hauten.«
    »Ich geh auch schlafen«, sagte Nudge. Ihre Stimme war noch
belegt, weil sie so viel geweint hatte. »Ich will nur, dass dieser
Tag zu Ende ist.«
    Ich zuckte zusammen. Das war der kürzeste Satz, den ich je
von ihr gehört hatte.
Wir stellten uns im Kreis auf. Ich streckte meine linke Faust
aus. Fang legte seine darauf, dann alle anderen auch. Als wir
einen Stapel hatten, berührten wir die Handrücken der anderen
mit unserer rechten Hand.
Das tun wir immer, wo immer wir sind. Gewohnheit.
Angel rollte sich zusammen. Ich deckte sie mit meinem
Sweatshirt zu. Der Gasman legte sich neben sie. Auch Nudge
ging schlafen. Ich kniete neben ihr und zog ihr den Kragen hoch.
Ich ging fast immer als Letzte schlafen – nachdem ich sicher
war, dass alle anderen versorgt waren. Ich dämmte das Feuer
ein. Fang kam und half mir.
»Also wurdest du vielleicht ausgebrütet«, sagte Fang. Wir
sechs hatten uns oft damit geneckt, dass wir aus Eiern gekrochen
seien.
Ich lachte gequält. »Ja, schon möglich. Vielleicht haben sie
mich aber auch in einem Kohlfeld gefunden.«
»Irgendwie hast du Glück«, sagte er. »Es nicht zu wissen, hat
seine Vorteile.«
Ich hasste es, wie er Gedanken las, weil er eigentlich gar nicht
Gedanken lesen konnte.
»Ja, das lässt sämtliche Möglichkeiten offen«, fuhr er fort.
»Deine Geschichte könnte schlimmer sein, aber auch verdammt
besser.«
Er setzte sich auf die Fersen, starrte ins Feuer und breitete die
Flügel ein bisschen aus, um sie zu wärmen. »Ein Teenager«,
sagte er angewidert. »Wahrscheinlich war sie ein Crack-Junkie
oder so.«
Das hätte er nie gesagt, wenn die anderen noch wach gewesen
wären. Einige Dinge vertrauten wir nur uns beiden an.
»Vielleicht auch nicht«, sagte ich und häufte Asche auf die
Glut. »Vielleicht war sie ein nettes Mädchen, das einfach einen
Fehler gemacht hat. Schließlich hat sie neun Monate gewartet,
um dich zu kriegen. Vielleicht hätte sie dich gern behalten oder
dich an eine richtig nette Familie zur Adoption gegeben.«
Fang schüttelte ungläubig den Kopf. »Einerseits haben wir da
eine sagenhaft nette Familie, die mich adoptieren will.
Andererseits haben wir einen Haufen irrer Wissenschaftler, die
verzweifelt genetische Experimente mit unschuldigen Kindern
durchführen wollen. Rate mal, welches Los ich gezogen habe?«
Müde und kaputt legte er sich neben den Gasman und schloss
die Augen. Dann legte er einen Arm über die Stirn.
»Es tut mir leid, Fang«, sagte ich leise.
Dann legte ich mich auch endlich hin. Mit einem Fuß berührte
ich Nudge, einen Arm legte ich um Angel. Ich war zu müde, um
mir wegen meiner wahnsinnigen Kopfschmerzen vorhin Sorgen
zu machen. Zu müde, um mich zu fragen, wie wir je dieses
Institut in New York finden sollten. Zu müde, um mir Gedanken
zu machen, die Welt zu retten.
73

H
allo!«, rief ich. »Abmarsch, Leute!«
    D
u wirst mit Erleichterung hören, dass meine
Erschöpfung und mein mangelndes Interesse am
Wohlergehen meines Schwarms total vorüber waren, als die
Sonne am nächsten Morgen meine Lider versengte.
    Ich stand auf und zündete das Feuer wieder an – jawohl, so
eine selbstlose, wunderbare Anführerin bin ich nun mal –, dann
scheuchte ich den Schwarm energisch hoch.
    Ich ignorierte das Stöhnen und Ächzen und hielt vorsichtig
eine Pfanne Jiffy-Popcorn auf einem Ast übers Feuer. Popcorn
zum Frühstück! Warum nicht? Es ist Getreide, allerdings leicht
verfremdet.
    Niemand kann schlafen, während Popcorn wie ein
Maschinengewehr knallt. Schon bald versammelte sich der
Schwarm mit mürrischen Gesichtern ums Feuer und rieb sich
den

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