Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Pandora-Projekt
Vom Netzwerk:
Schlaf aus den Augen.
    »Wir fliegen zum Big Apple, Leute. Zu der Stadt, die nie
schläft. Ich schätze mal, wir brauchen sechs oder sieben
Stunden.«
    Zwanzig Minuten später flogen wir los – einer nach dem
anderen. Ich hinter Angel als Letzte. Ich rannte knapp sieben
Meter, dann sprang ich in die Luft und drückte meine Flügel
hinunter. Kaum war ich drei Meter hoch, passierte es wieder:
Irgendeine unsichtbare Macht bohrte mir einen Eisenbahnschienennagel in den Schädel.
Ich schrie auf und stürzte ab. Ich landete so hart auf dem
Boden, dass mir die Luft wegblieb.
    Ich rollte mich zu einem Ball zusammen und hielt mir den
Kopf. Tränen strömten mir über die Wangen, ich bemühte mich,
nicht zu schreien.
    »Max?« Fang berührte zaghaft meine Schulter. »Ist es wie
gestern?«
Ich konnte nicht mal nicken. Ich musste meinen Schädel
zusammenpressen, damit mein Hirn nicht auf meine Freunde
spritzte. Dann hörte ich einen gellenden Schrei. Das war ich!
Hinter meinen Augen blitzten rote und orangefarbene Flammen auf, als explodiere in meinem Kopf ein Feuerwerk. Es war,
als hätte jemand eine Filmleinwand direkt in meine Netzhäute
eingebaut. Blitzschnelle Bilder schossen so schnell durch mich
hindurch, dass mir übel wurde. Ich konnte sie kaum deutlich
erkennen: verschwommene Gebäude und Landschaften,
Gesichter von Menschen, die ich nicht erkannte, Essen, Zeitungsschlagzeilen, altes Zeug in Schwarz-Weiß, psychedelische
Wirbel …
Ich weiß nicht, wie lang es dauerte – Jahre? Langsam, gaaaanz
langsam wurde mir bewusst, dass ich mich bewegen konnte.
Sofort kroch ich zu einem Gebüsch und kotzte mir die Seele aus
dem Leib.
Dann lag ich da und rang nach Luft. Es dauerte eine Zeit lang
bis ich die Augen öffnen und den blauen Himmel mit den
weißen Schäfchenwolken sehen konnte – und fünf besorgte
Gesichter.
»Max, was ist denn bloß los mit dir?«, sagte Angel. Sie klang
so verängstigt wie sie aussah.
»Meinst du, du brauchst einen Doktor?«, fragte Fang, seine
Augen waren durchdringend.
»Ja, eine Superidee « , sagte ich leise. »Wir müssen unbedingt
noch mehr Leute, die was zu sagen haben, über unsere Existenz
aufklären.«
»Hör mal«, begann Fang, aber ich unterbrach ihn.
»Mir geht’s wieder gut«, erklärte ich mit der lauten Stimme
einer Lügnerin. »Vielleicht habe ich mir den Magen verdorben
oder so.« Ein Virus, das Hirnkrebs verursacht. Ein Virus, das
man hat, wenn das ganze genetische Make-up sich auflöst. Das
Virus, das man bekommt, ehe man stirbt.
»Los, fliegen wir nach New York«, sagte ich.

F
    ang musterte mich lang und durchdringend, dann gab er
dem Gasmann ein Zeichen, abzufliegen. Zögernd gehorchte
er, die anderen folgten. »Nach dir«, sagte Fang und deutete mit
dem Daumen zum Himmel.
    Ich biss die Zähne zusammen, stand auf lief los. Ich zitterte,
als ich meine Flügel öffnete und in die Luft sprang. Ich rechnete
mit der nächsten Schmerzexplosion. Aber nichts kam. Trotzdem
hatte ich ein schrecklich unsicheres Gefühl und Angst, mitten im
Flug abzustürzen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Nudge besorgt, als wir
dahinflogen. Ich nickte.
»Ich habe über meine Mom und meinen Dad nachgedacht«,
sagte sie. Ihre hellbraunen Flügel bewegten sich synchron mit
meinen. »Ich wette – wenn sie vor elf Jahren geglaubt haben,
dass ich gestorben bin, dann müssten sie jetzt doch richtig
glücklich sein, mich wiederzusehen, oder? Ich meine, wenn sie
die ganze Zeit über gewünscht hätten, dass ich mit ihnen nach
Hause gegangen und bei ihnen aufgewachsen wäre. Dann
müssten sie froh sein, mich wiederzusehen, oder?«
Ich sagte nichts.
»Allerdings …« Sie runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht, dass
ich so bin, wie sie erwartet hätten, oder? Das ist nicht meine
Schuld, aber … aber ich habe Flügel! «
Ja, stimmt, dachte ich.
»Vielleicht würden sie mich nicht haben wollen, weil ich
Flügel habe und so komisch bin«, sagte Nudge leise. »Vielleicht
möchten sie eine normale Tochter haben, und wenn ich so
abartig bin, würden sie mich gar nicht haben wollen. Was
meinst du, Max?«
»Ich weiß es nicht, Nudge«, antwortete ich. »Aber wenn sie
deine Eltern sind, dann sollten sie dich lieben, ganz egal, wie du
aussiehst, auch wenn du Flügel hast.«
Ich erinnerte mich, wie Ella mich akzeptiert hatte, obwohl ich
Flügel hatte und irgendwie komisch war. Auch Dr. Martinez
entsprach meinem perfekten Bild einer Mom. Sie hatte mich
auch akzeptiert.
Ich

Weitere Kostenlose Bücher