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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Pandora-Projekt
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ohne
Zusammenhang zu dem, was ich durchlitt. Ich biss die Zähne so
fest zusammen, dass mir die Kiefer wehtaten. Ich schmeckte
Blut – ich hatte mir auf die Lippe gebissen.
    Wann würde ich diesen sprichwörtlichen Tunnel mit weißem
Licht sehen, von dem ich gehört hatte? Wo Menschen lächelnd
am Ende mit ausgestreckten Händen auf mich warteten?
Kommen Kinder mit Flügeln nicht in den Himmel?
Dann drang eine empörte Stimme durch die Schmerzen:
» Welches Arschloch hat meinen Mac ruiniert? «

W
    ie zuvor ebbten die Schmerzen langsam ab. Am liebsten
hätte ich vor Frust gebrüllt. Wenn es ein Ende nahm, war
ich nicht tot. Wenn ich nicht tot war, konnte die Qual
wiederkommen.
    Hinter den geschlossenen Lidern zuckten Bilder vorbei, aber
sie waren unscharf, nicht zu deuten. Wäre ich allein gewesen,
hätte ich laut geheult. Aber ich musste mich zusammenreißen,
um die Kleinen nicht zu wecken (falls sie nicht bereits wach
waren). Ich durfte auch unsere Position nicht preisgeben.
    »Wer seid ihr?«, ertönte wieder die zornige Stimme. »Was
macht ihr? Ihr habt mein ganzes System zum Absturz gebracht,
ihr blöden Wichser!«
    Normalerweise wäre ich jetzt kampfbereit auf den Beinen. Mit
furchteinflößender Miene stünde ich vor Angel und den anderen.
Aber in dieser Nacht war ich ein wimmernder Ball, der sich
den Kopf hielt, die Augen fest geschlossen, und nur gegen den
Wunsch ankämpfte, loszuheulen wie eine richtige Heulsuse.
»Wovon redest du überhaupt?«, fragte Fang, mit einem Klang
wie von Stahl in der Stimme.
»Mein System ist abgestürzt. Ich habe die Störung aufgespürt.
Sie kommt von euch! Deshalb sage ich euch jetzt: Hört auf – sonst …«
Ich holte tief Luft. Mir war es unendlich peinlich, dass ein
Fremder mich in so elendem Zustand sah.
»Was ist denn mir der? Schlimmer Trip?«
»Es geht ihr gut«, erklärte Fang. »Wir wissen überhaupt nichts
von deinem Computer. Wenn du nicht hirntot bist, verpisst du
dich.«
Niemand konnte bösartiger und kälter als Fang klingen, wenn
er will.
»Ich gehe nirgendwohin, wenn ihr nicht aufhört, meinen Mac
zu stören«, erwiderte der Mann ungerührt. »Warum bringst du
deine Freundin nicht in ein Krankenhaus?«
Freundin? O Gott, würden mich die anderen damit aufziehen!
Vor Empörung schaffte ich es, mich auf einen Ellbogen
aufzustützen, bis ich saß.
»Wer, zum Teufel, bist du?« Mein Versuch der Einschüchterung ging durch meine mickrige Stimme total daneben. Obwohl
mir sogar das Dämmerlicht im Tunnel in den Augen wehtat,
zwang ich mich, den Fremden genau zu mustern.
Unscharf sah ich einen Jungen, ungefähr so alt wie ich, der
alte Armeeklamotten trug. Er trug einen verdreckten Laptop an
Schultergurten wie ein Xylophon mit sich rum.
»Verarscht mich nicht!«, brüllte er. »Hört einfach auf, mein
Motherboard zu ruinieren.«
Mir war immer noch übel, und ich hatte grauenvolle
Kopfschmerzen. Ich fühlte mich zittrig. Dennoch glaubte ich,
dass ich einen zusammenhängenden Satz hervorbringen könnte.
»Wovon redest du?«
»Davon.« Der Junge drehte uns seinen Mac zu. Als ich den
Monitor sah, rang ich nach Luft.
Es war eine Mischung unterschiedlicher Bilder, Zeichnungen,
Landkarten, Filmclips von Leuten, die sich unterhielten. Genau
dieses Zeug war mir während der Schmerzattacke durch den
Kopf gegangen.
FÜNFTER TEIL
DIE STIMME – DAS HEISST, MEINE
STIMME
86

M
eine Augen wanderten zu dem schmutzigen Gesicht des
Jungen. »Wer bist du?«, fragte ich noch mal, allerdings
immer noch mit zittriger Stimme.
    »Ich bin der Typ, der euch in den Arsch tritt, wenn ihr nicht
aufhört, mein System zu stören«, erklärte der Junge wütend.
Im nächsten Moment war sein Monitorbild völlig leer und
ebenso verwaschen grün wie seine Armeeklamotten. Danach
rollten große rote Buchstaben über den Bildschirm: Hallo, Max!
Fang starrte mich ungläubig an. Ich blickte hilflos in seine
großen dunklen Augen. Dann drehten wir beide gleichzeitig die
Köpfe wieder zum Monitor. Dort stand: Willkommen in New
York.
In meinem Kopf sagte eine Stimme: Ich wusste, du würdest
kommen. Ich habe große Pläne für dich.
»Kannst du das hören?«, fragte ich flüsternd. » Hast du das
gehört?«
»Was gehört?«, fragte Fang.
»Diese Stimme«, erklärte ich. Ich hatte Kopfschmerzen, aber
die Schmerzen waren nicht mehr so heftig wie zuvor. Es sah so
aus, als müsse ich nicht kotzen. Wieder massierte ich mir die
Schläfen. Meine Augen hingen an dem

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