Patterson James
Orleans.«
»Aber einen fremden Computer kontrollieren, wie geht das?«,
meinte Iggy skeptisch.
»Ich habe keine Ahnung«, erklärte ich. »Aber nachdem ich
null weiß, wer oder was das macht, kann ich nichts
ausschließen.«
»Hmmm. Meinst du, dass es was mit der Schule oder dem
Institut zu tun hat?«, fragte Fang.
»Entweder das oder ich wurde so geboren«, antwortete ich
sarkastisch. »Aber vielleicht auch nicht. Morgen müssen wir
unbedingt das Institut finden. Wenigstens wissen wir jetzt, nach
welchem Namen wir suchen müssen.«
Das Institut für Höheres Leben.
Klingt super, oder?
88
B
ist du schon hundertmal müder aufgewacht, als du warst,
ehe du eingeschlafen bist?
Am nächsten Morgen – zumindest glaubte ich, dass es Morgen
war, da wir alle aufgewacht waren – fühlte ich mich wie eine
dieser zwölf tanzenden Prinzessinnen, die die ganze Nacht
getanzt hatten, bis Löcher in ihren Schuhen waren. Aber leider:
a) bin ich keine Prinzessin; b) schlafen in einem U-Bahntunnel
mit Kopfschmerzattacke ist nicht, als tanze man die ganze
Nacht; und c) waren meine Springerstiefel noch total gut.
Ansonsten fühlte ich mich genauso.
»Ist es schon Morgen?«, fragte Angel und gähnte.
»Ich habe Hunger«, lauteten – wie vorauszusehen – Nudges
erste Worte.
»Okay, besorgen wir was zu essen«, sagte ich hundemüde.
»Dann aber los, das Institut finden.«
Fang, Iggy und ich hatten beschlossen, den jüngeren Kindern
nichts von dem Hacker oder meinem letzten Anfall zu erzählen.
Warum sollten sie sich auch noch Sorgen machen?
Wir brauchten ein paar Minuten, um den Weg durch die UBahntunnel hinauf zu Licht und Luft zurückzulegen. Man weiß,
dass man echt schlechte Luft eingeatmet hat, wenn die Straßen
New Yorks frisch und sauber riechen.
»Es ist so hell«, sagte der Gasman und hielt die Hände über
die Augen. Dann: »Gibt’s da drüben geröstete Erdnüsse?«
Diesem unglaublichen Duft konnte man einfach nicht
widerstehen. Wenn ein Eraser diese Erdnüsse verkauft hätte,
wären wir trotzdem hingelaufen und hätte welche gekauft. Ich
musterte den Verkäufer scharf. Nein. Kein Eraser.
Wir kauften Erdnüsse und gingen die Fourteenth Street
hinunter. Ich überlegte krampfhaft, wie wir die Stadt sinnvoll
durchkämmen könnten. Ein Telefonbuch. Wir sahen eine
Telefonzelle, aber dort hing nur eine Kette, wo das Telefonbuch
gewesen war. Würde ein Geschäft uns eins leihen? He!
Auskunft! Ich holte ein paar Münzen aus der Tasche, nahm den
Hörer und wählte 411.
»Die Nummer vom Institut für Höheres Leben in New York
City«, sagte ich, als die automatische Auskunft sich meldete.
»Unter diesem Namen haben wir leider keinen Eintrag. Bitte
überprüfen Sie Ihre Angaben und rufen Sie wieder an.«
Frustration war mein ständiger Begleiter! Am liebsten hätte
ich gebrüllt. »Was zum Teufel sollen wir jetzt machen?«, fragte
ich Fang.
Er schaute mich an und dachte angestrengt über unser Problem
nach. Dann streckte er mir eine kleine Tüte entgegen.
»Erdnüsse?«
Wir gingen weiter und staunten über die Schaufenster. Auf der
Fourteenth Street in New York gab es alles in der Welt, was
man kaufen konnte. Selbstverständlich konnten wir uns gar
nichts leisten. Aber es war sehr beeindruckend.
»Lächeln, Sie werden gefilmt«, sagte Fang und deutete auf ein
Schaufenster.
In einem Elektronikgeschäft zeigte eine Überwachungskamera
die Passanten auf mehreren Fernsehern. Automatisch zogen wie
die Köpfe ein und wandten uns ab. Wir litten an
Verfolgungswahn, dass jemand unsere Bilder bekäme.
Plötzlich zuckte ich zusammen. Ein scharfer Schmerz traf
meine Schläfe. Gleichzeitig erschienen Worte auf den
Fernsehschirmen. Ungläubig starrte ich darauf. Guten Morgen,
Max, stand auf jedem Fernseher.
»O Gott«, stieß Fang hervor und blieb wie angewurzelt stehen.
Iggy prallte auf ihn und fragte: »Was ist denn?«
»Meinen die dich?«, fragte der Gasman. »Wieso kennen die
dich?«
Spielen ist Lernen, Max, sagte die Stimme in meinem Kopf. Es
war dieselbe wie in der vergangenen Nacht. Aber ich konnte
nicht sagen, ob es sich um einen Erwachsenen oder ein Kind
handelte, ob Mann oder Frau, ob Freund oder Feind. Super.
Spiele testen deine Fähigkeiten. Spaß ist für die menschliche
Entwicklung entscheidend. Los, Max, amüsiere dich!
Ich stand da und bemerkte die vielen Menschen um uns auf
der Straße überhaupt nicht. »Ich will keinen Spaß haben! Ich
will Antworten!«, rief ich, ohne
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