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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Pandora-Projekt
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den Kopf und rannte weiter, bis
ich die anderen eingeholt hatte.
»Celeste!«, schrie Angel. »Celeste!« Sie klang herzzerreißend.
Es brachte mich fast um, dass ich sie zwingen musste, ihr
geliebtes Spielzeug zurückzulassen. Aber wenn ich die Wahl
zwischen Angel und Celeste hatte, würde ich jedes Mal Angel
wählen. Selbst wenn sie mich deshalb hasste.
»Ich besorge dir einen neuen Bären«, versprach ich voreilig.
Ich hatte Mühe, mit Fang mitzuhalten.
»Ich will aber keinen anderen!«, schrie sie. Dann schlang sie
die Arme um Fangs Hals und brach in Tränen aus.
»Haben wir sie abgehängt?«, fragte der Gasman über die
Schulter.
Ich blickte zurück. Zwei Streifenwagen mit Sirenen bahnten
sich durch den dichten Verkehr einen Weg zu uns.
»Nein!« Ich senkte den Kopf und lief noch schneller.
In diesem Moment hatte ich das Gefühl, als würden wir nie
frei oder sicher sein. Nicht, solange wir lebten. Was vielleicht
nicht viel länger war.

W
ir rannten nach Südost, aus dem Park heraus, und
hofften, in den ständig vorhandenen Menschenmassen
auf den Straßen unterzutauchen.
    Fang setzte Angel ab. Gehorsam rannte sie weiter. Ihr kleines
blasses Gesicht war von Tränen überströmt. Mir tat das mit
Celeste ehrlich leid. Neben mir lief Iggy. Seine Hand berührte
kaum die meine. Er hielt so fantastisch Schritt mit uns, dass man
leicht vergessen konnte, dass er blind war. Wir kamen an der
Fifty-fourth Street vorbei – die Polizei war uns immer noch auf
den Fersen.
    »In ein Geschäft rein?«, fragte Fang. »Und durch den
Hinterausgang wieder weg?«
Ich dachte nach. Wenn wir doch nur fliegen könnten! Den
Boden verlassen, samt dem Lärm und den vielen Menschen und
den Bullen … Oben schweben im blauen freien Himmel …
Meine Flügel juckten. Zu gern hätte ich sie geöffnet und Sonne
und Wind eingefangen.
»Ja, vielleicht nicht blöd«, sagte ich. »Auf der Fifty-first nach
rechts.«
Das taten wir. Wir sausten dahin. Beinahe hätte ich gelacht, als
ich bemerkte, dass wir in einer Einbahnstraße waren. Die
Streifenwagen mussten einen Umweg fahren.
Wenn wir doch nur eine Zuflucht finden würden, ehe sie uns
einholten …
»Was ist das? « , rief Nudge und deutete nach vorn.
Ich blieb so abrupt stehen, wie man es in Cartoons sieht. Vor
uns ragte ein riesiges graues Steingebäude auf. Es hatte eine
auffällige Spitze, gar nicht wie die anderen Wolkenkratzer. Es
sah eher so aus, als seien Kristalle in den Himmel
emporgewachsen. Es gab drei Eingänge unter Rundbögen. Der
in der Mitte war der größte.
»Ist das ein Museum?«, fragte der Gasman mit großen Augen.
Ich suchte nach einem Schild. »Nein«, erklärte ich. »Das ist
Saint Patrick’s Cathedral. Es ist eine Kirche.«
»Eine Kirche!« Nudge sah begeistert aus. »Ich war noch nie in
einer. Können wir reingehen?«
Ich wollte sie gerade daran erinnern, dass wir um unser Leben
rannten und nicht Touristen spielten, aber da sagte Fang ruhig:
»Asyl.«
Da erinnerte ich mich, dass Kirchen in der Vergangenheit eine
Zuflucht für Menschen gewesen waren – und dass Bullen nicht
hineindurften. Aber das war vor hundert Jahren so gewesen.
Heute war es wohl nicht mehr so. Aber die Kirche war riesig
und voll von Menschen. Man konnte sich dort ebenso gut wie
woanders unter die Menge mischen.

D
    urch das mächtige Doppelportal in der Mitte floss stetig
ein Menschenstrom. Wir bemühten uns, nicht aufzufallen.
Die Luft drinnen war sofort kühler als draußen und roch
irgendwie uralt und kirchlich – ja, irgendwie religiös.
    Innen verteilten sich die Menschen. Eine Gruppe folgte einer
Führung, andere schlenderten allein umher, lasen die Schilder
und nahmen Pamphlete mit.
    Es war unglaublich still, wenn man sich vorstellte, dass der
Raum so groß wie ein Footballfeld war und Hunderte von
Menschen darin umherliefen.
    Vorne saßen oder knieten Menschen im Kirchengestühl und
hatten die Köpfe gesenkt.
»Kommt, wir gehen nach vorn«, sagte ich leise.
Wir sechs marschierten auf dem kühlen Marmorboden zu dem
riesigen weißen Altar vorn in der Kirche. Nudge starrte ihn mit
offenem Mund an. Dann legte sie den Kopf nach hinten und
blickte nach oben, wo das Sonnenlicht durch die vielen bunten
Glasscheiben drang. Die Decke über uns war drei Stockwerke
hoch und gewölbt und verziert wie ein Palast.
»Das hier ist Wahnsinn«, stieß der Gasman hervor. Ich nickte.
Ich hatte hier ein gutes Gefühl, obwohl Eraser oder Bullen wie
alle anderen

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