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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Pandora-Projekt
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beim nächsten Automaten. Erst tippte ich unsere Initialen ein. »MFINGA.« Nichts.
Ich probierte »Pandora« und »Maximum«.
Dann empfahl man mir auch hier, mich an die Kundenbetreuung zu wenden.
Beim nächsten Automaten tippte ich »Fang« ein und »Iggy«
und »Gasman«.
Beim nächsten versuchte ich es mit »Nudge« und »Angel« und
aus irgendeiner Laune mit dem heutigen Datum.
Alle empfahlen mir die Kundenbetreuung.
Ich weiß, was du denkst. Hast du es mit den Geburtstagen oder
den Sozialversicherungsnummern versucht?
Nein. Keiner von uns kannte das genaue Geburtsdatum. Wir
hatten uns einen Tag herausgesucht, der uns gefiel, und diesen
nannten wir unseren Geburtstag. Und die irren Wissenschaftler
an der Schule hatten es wohlweislich vermieden, uns bei der
Sozialbehörde zu registrieren. Also, Rente gab es für uns nicht.
Frustriert blieb ich vor dem nächsten Geldautomaten stehen
und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht mehr, was ich machen
soll«, gestand ich. Ich glaube, es war erst das zweite Mal, dass
diese Worte über meine Lippen gekommen waren.
Angel schaute mich mit ihren traurigen blauen Augen an und
sagte: »Warum versuchst du es nicht mit ›Mutter‹?« Dann
kratzte sie mit der Schuhspitze in einer Ritze des Bürgersteigs.
»Wie kommst du da drauf?«, fragte ich verblüfft.
Sie zuckte mit den Schultern. Dann wollte sie Celeste an sich
pressen, ließ aber den leeren Arm enttäuscht sinken.
Fang und ich schauten uns wortlos an. Dann steckte ich die
Karte hinein und drückte die Tasten, die »mother« buchstabierten.
WELCHE TRANSAKTION MÖCHTEN SIE DURCHFÜHREN?, fragte der Bildschirm.
Sprachlos hob ich zweihundert Dollar ab und steckte sie
schnell in die Tasche.
»Woher hast du das gewusst?«, fragte Fang die kleine Angel.
Sein Ton war neutral, aber an seinen Schritten sah ich, wie
angespannt er war.
Angel zuckte wieder mit den Schultern. Ihre schmalen
Schultern hingen herab. Selbst ihre Locken wirkten schlaff. »Es
ist mir einfach so eingefallen«, antwortete sie.
»Von einer Stimme?«, fragte ich. Hüpfte meine Stimme jetzt
herum?
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das Wort war plötzlich in
meinem Kopf. Ich weiß nicht wieso.«
Wieder wechselten Fang und ich Blicke, sagten aber nichts.
Ich wusste nicht, was er dachte, aber ich musste daran denken,
dass Angel mehrere Tage in der Schule gewesen war, ehe wir
sie gerettet hatten. Wer weiß, was da geschehen war? Was für
üble, widerliche Experimente hatte man mit der Kleinen
gemacht? Vielleicht hatte man ihr auch einen Chip eingepflanzt.
Oder Schlimmeres.
101

N
    ach wenigen Blocks bogen wir nach links ab und
marschierten zum East River. In mir verstärkte sich die
Spannung. Ich war kurzatmig. Jeder Schritt brachte uns näher zu
dem Gebäude, das das Institut sein konnte, zu dem Ort, wo
vielleicht die Geheimnisse unseres Lebens enthüllt, all unsere
Fragen beantwortet wurden.
Mein Problem war, dass ich nicht sicher war, ob ich die
Antworten auf meine Fragen überhaupt wollte. Was, wenn
meine Mom mich absichtlich weggegeben hatte wie beim
Gasman und bei Angel? Was, wenn meine Eltern schreckliche
Menschen waren? Was, wenn sie zwar wunderbare Menschen
waren, aber keine Mutantentochter mit Flügeln mit einer
Spannweite von knapp vier Metern wollten? Irgendwie schien es
mir leichter zu sein, nichts zu wissen.
Aber wir marschierten weiter und musterten jedes Gebäude.
Immer wieder schauten mich die anderen fragend an, aber ich
schüttelte ständig den Kopf. Wir gingen vieeeeele Blocks. Bei
jedem Schritt wuchs die Spannung in mir – und auch bei den
anderen.
»Ich würde gern wissen, wie dieses Institut ist«, sagte Nudge
nervös. »Ich schätze, es ist so was wie die Schule. Müssen wir
einbrechen? Wie verstecken sie die Eraser vor den ganzen
normalen Leuten? Was für Unterlagen werden sie über uns
haben? Meint ihr, sie haben die Namen unserer richtigen
Eltern?«
»Herrgott noch mal, Nudge, meine Ohren bluten schon«,
erklärte Iggy mit seinem üblichen Takt.
Sie verzog ihr niedliches Gesicht. Ich legte ihr schnell den
Arm um die Schultern. »Ich weiß, dass du dir Sorgen machst«,
sagte ich leise. »Ich auch.«
Sie lächelte mich an. Dann sah ich es: 433 East Thirty-first
Street.
Das war das Gebäude, dessen Zeichnung ich im Kopf gesehen
hatte.
Es war ungefähr fünfundvierzig Stockwerke hoch und hatte
eine grünliche Fassade. Es wirkte ein bisschen altmodisch.
»Ist es das?«, fragte Iggy.
»Jawohl«, erklärte ich.

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