Patterson James
Beulen am Hinterkopf.
Ich versuchte zu lächeln. »Du siehst aus wie eine Miezekatze«,
meinte ich und malte Schnurrhaare auf meinem Gesicht, um ihm
zu zeigen, wo Aris Klauen ihn verletzt hatten. Er blickte mich
sauer an.
»Fang, ich bin ja nur froh, dass du lebst!«, sagte ich, dann
versagte mir fast die Stimme. »Wenn du lebst, bist du auch bald
wieder okay.«
Ohne Warnung beugte ich mich zu ihm hinunter und küsste
ihn auf den Mund. Einfach so.
»Aua«, sagte er und berührte seine geplatzte Lippe. Dann
starrten wir uns beide schockiert an.
Ich wurde rot wie eine Tomate. Nudge und der Gasman
blickten mich auch ungläubig an. Zum Glück war Iggy blind,
und Angel holte für Fang Wasser.
Der Gasman schaute mich an, dann Fang, dann Iggy.
Offensichtlich war er sicher, dass ich jegliche Verbindung zur
Realität verloren hatte.
Langsam setzte Fang sich mit zusammengekniffenen Lippen
auf. Schweiß brach ihm auf der Stirn aus. »Mann, das fühlt sich
echt übel an«, sagte er.
Das war das Höchste, was er je zugegeben hatte, jedenfalls in
Bezug auf Schmerzen. Mühsam stand er auf und nahm von
Angel das Wasser. Er spülte sich den Mund aus und spuckte in
den Sand.
»Ich werde Ari umbringen«, erklärte Fang.
F
ang und der Rest von uns flogen zurück nach Manhattan,
ohne wegen Verletzungen oder Erschöpfung – oder beidem
– vom Himmel zu stürzen.
»Du bist schon ein echter Macho«, sagte ich, als wir in der
Dunkelheit des Central Park landeten. Er sah total fertig aus,
verschwitzt und blass, aber er war die gesamte Strecke geflogen,
ohne sich zu beklagen.
»Ja, so bin ich eben«, sagte er und blickte mich durchbohrend
an. Dieser Blick sagte deutlich: Ich habe nicht vergessen, was du
getan hast. Der Kuss.
Ich wurde tiefrot. Es war mir unglaublich peinlich. Darüber
würde ich nie im Leben hinwegkommen.
»Ist wirklich alles okay mit dir, Fang?«, fragte Nudge rührend
besorgt. Nudge liebte Fang.
Fang sah aus, als sei er von einer Klippe gefallen. Große
purpurrote Blutergüsse entstellten sein Gesicht. Dann die
furchtbaren Kratzer von Aris Klauen auf den Wangen.
Steifbeinig, offensichtlich mit Schmerzen, bewegte er sich.
»Alles im grünen Bereich«, erklärte er. »Das Fliegen hat mir
geholfen.«
»Hört mal, wir müssen einen Platz finden, wo wir eine Zeit
lang untertauchen und wieder zu Kräften kommen können.
Danach starten wir einen neuen Versuch wegen des Instituts«,
sagte ich.
»Wir müssen herausfinden, wo das ist – jetzt können wir nicht
aufgeben. Richtig, Leute?«
»Ja, richtig«, sagte Nudge. »Das machen wir, damit wir es
hinter uns bringen. Ich will über meine Mom Bescheid wissen.
Und noch anderes. Ich will die ganze Geschichte wissen – gut
oder schlecht.«
»Ich auch«, sagte der Gasman. »Ich will meine Eltern finden,
damit ich ihnen sagen kann, was für Ärsche sie sind. Zum
Beispiel: Hallo, Mom und Dad. Ihr habt sie echt nicht mehr
alle! «
Ich beschloss, aus Sicherheitsgründen lieber unterirdisch zu
bleiben. In der U-Bahnstation sprangen wir vom Bahnsteig und
marschierten auf der Strecke weiter. Irgendwie sah alles bekannt
aus. Und tatsächlich – nach wenigen Minuten kamen wir zu der
großen, von Feuern erleuchteten Höhle, wo die Obdachlosen
lebten. Ein trautes Heim, besonders wenn man eine Kanalratte
war.
»Mann, das sieht echt einladend aus«, sagte Fang und rieb sich
die Hände.
Ich schnitt eine Grimasse, als wir auf unseren Betonvorsprung
kletterten. Im Inneren war ich froh, noch genug Energie zu
haben, um sarkastisch zu sein.
Plötzlich fühlte ich mich erschöpft und emotional ausgelaugt.
Ich streckte die Faust vor, um unsere Schlafzeremonie
durchzuführen. Danach kuschelte sich Angel an mich. Ich
vergewisserte mich, dass alle, besonders Fang, okay waren.
Dann legte ich mich hin. Verzweiflung legte sich über mich wie
eine Decke.
Ich war mitten in einer durch den Schlaf verursachten
Hirnexplosion, als ich spürte, wie ich an die Oberfläche des
Bewusstseins trieb. Ich öffnete aber nicht die Augen. Ohne den
Impuls zu analysieren, streckte ich blitzschnell die Hand aus –
und erwischte von jemandem das Handgelenk.
Immer noch rein instinktiv setzte ich mich auf und drehte dem
Unbekannten den Arm auf den Rücken. Dann waren alle meine
Sinne hellwach.
»Ganz cool bleiben!«, flüsterte der Besitzer des Arms wütend.
Ich drückte weiter. Gleich würde ich ihm den Arm auskugeln.
Ja, das hätte ich tatsächlich getan.
»Du pfuscht wieder mit
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