Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Ikarus-Gen
Vom Netzwerk:
bewegten sich
nicht einen Millimeter. Doulin japste nach Luft. Seine
Schweinsaugen traten aus den Höhlen. Max riss ihm die
Spraydose aus der Hand, einfach so.
Was sie Matt angetan hatten, war eine Schändung. Es war ein
Hassverbrechen gewesen, so viel wusste sie. Was sollte sie jetzt
tun? Vielleicht Bryce Doulin von Kopf bis Fuß einsprühen?
Oder ihm das Wort »Mistkerl« auf den Rücken malen? Und was
dann? Dann wäre sie diejenige, die sich ins Unrecht setzte,
oder?
Endlich ließ sie Doulin los und stieß ihn von sich. Er stolperte
und fiel rücklings auf den Hintern. Die anderen Mitglieder
seiner Gang sahen ungläubig zu. Bryce Doulin saß auf dem
Boden, und ein Mädchen hatte ihn dazu gebracht!
Max zerdrückte die Sprühdose, bis sie zischte. Es war ganz
einfach. Sie nahm sich Zeit und starrte jedem der Jungen im
Halbkreis nacheinander in die Augen, insbesondere Doulin.
»Matthew hätte das auch gekonnt. Er ist fast genauso stark wie
ich. Er hat es nicht getan, weil er ein so verdammt anständiger
Junge ist, im Gegensatz zu euch Typen. Wagt es nicht, ihn noch
einmal anzufassen. Nie wieder, bis zu dem Tag, an dem ihr
verrottet und Maden eure wertlosen Eingeweide zerfressen.«
Sie nahm Matthew an der Hand, und gemeinsam sahen sie zu,
wie sich die älteren Jungen murrend und fluchend und mit
eingekniffenen Schwänzen trollten. Sie hatten einen höllischen
Schrecken bekommen. Max würde ihre Gesichter nicht
vergessen. Sie würde sich an jedes einzelne dieser Gesichter
erinnern, solange sie lebte.
    Warum hassen sie uns so abgrundtief? Was haben wir ihnen
getan? Sie fürchtete, dass sie die Menschen niemals verstehen
lernen würde.
    Aber vielleicht war das ja gar nicht so schlecht.
Am Samstagmorgen, etwa eine Woche später, hörte Max
Rufe, gefolgt von einem lauten Schrei oben im Haus der
Marshalls. Sie drehte sich zu ihrem Bruder um, doch der war
versunken in eine Runde Grand Theft Auto auf seiner
Playstation 2.
»Wir gehen besser nachsehen«, sagte Max. »Komm, Matty.
Stopp das Spiel. Hörst du, Matthew?«
»Schon gut, ich hab dich gehört.«
Es war ihnen zwar verboten, im Haus umherzufliegen,
trotzdem flatterten sie in den ersten Stock hinauf und durch den
Flur zum Schlafzimmer ihrer Eltern.
Sie fanden Terry Marshall in der Tür zum Schlafzimmer. Sie
hatte ihre Putzklamotten an: ein kariertes Kopftuch, eine
abgeschnittene Jeans und ein T-Shirt mit einem Aufdruck: EINSTEIN BROTHERS BAGELS.
»Sie ist reingeflogen, als ich das Zimmer lüften wollte«,
erklärte ihre Mutter. »Sie macht alles kaputt. Kannst du mir
helfen, Max? Ich möchte ihr nicht wehtun.«
Max spähte ins Schlafzimmer. »Sie« war eine Taube, die
offensichtlich durch das offene Fenster hereingeflogen war und
den Ausgang nicht mehr fand.
Federn klebten an dem breiten Panoramafenster, das einen
Blick auf den Teich hinaus bot. Am Schnabel der Taube war ein
wenig Blut zu sehen.
»Ganz ruhig, meine Kleine, ganz ruhig«, flüsterte Max der
Taube zu. »Es ist alles in Ordnung, Schätzchen.«
»Was können wir tun?«, fragte Terry Marshall mit zitternder
Stimme. »Kannst du mir ihr sprechen? Schaff sie hier raus!
Bitte!«
»Sie hat Angst « , entgegnete Max verärgert. »Wir kümmern
uns um sie, Moms.« Sie nannte Terry »Moms«, meistenteils aus
Respekt, aber auch, weil es einfach praktisch war.
»Wir wissen, was wir tun müssen«, sagte Max und schob ihre
Mutter aus dem Zimmer. »Überlass nur alles uns.« Dann schloss
sie die Tür.
Matthew sah seine große, normalerweise schlaue Schwester an
und verdrehte die Augen. »Wir reden mit der Taube? Was sollen
wir ihr denn sagen? Werd vernünftig, dämlicher Vogel?«
»Keine Ahnung, Matty. Mir fällt schon irgendetwas ein.«
»Sollen wir sie fangen? Ich bin ganz vorsichtig.«
»Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre, Matty. Sie
wird durchdrehen. Sie hat eine Todesangst, weil sie hier drin
eingesperrt ist.«
Max öffnete die breiten französischen Glastüren, die vom
Schlafzimmer auf einen kleinen Balkon führten.
Die Taube flatterte weiterhin gegen das Panoramafenster – das
einzige Fenster, durch das sie den Raum definitiv nicht
verlassen konnte. Sie war ein wunderschönes Tier mit einem
Federkleid in warmen Brauntönen und rosa Federn und einem
rosa Schnabel.
»Setz dich einen Augenblick zu mir, Matty«, sagte Max
schließlich. »Komm, hier zum offenen Fenster. Setz dich
einfach hin.«
Matthew verdrehte erneut die Augen – seine absolute

Weitere Kostenlose Bücher