Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Ikarus-Gen
Vom Netzwerk:
geschrien
hatte. Seine Stimme war in ihr Gehirn eingeprägt, quasi fest in
ihr Nervensystem verdrahtet.
Max ließ ihre Umhängetasche fallen, rannte zum Fenster und
blickte zwei Stockwerke hinab auf den staubigen Schulhof. Und
da war Matthew! Ein Rudel von Jungs jagte ihn, und einige von
ihnen schwangen Hockeystöcke. Andere hatten Dosen in der
Hand. Verdammt, was machen die da?
    Sie bemerkte ein metallisches Blitzen, und gelber Nebel
erfüllte die Luft. Dann begriff sie. Die Jungen versuchten,
Matthews Flügel mit Farbe einzusprühen. Es war das dritte Mal,
seit sie in diese Schule gingen, dass eine Bande von
jugendlichen Taugenichtsen sich auf Max’ kleinen Bruder
gestürzt hatte.
»Hey!«, brüllte sie. »Hört auf damit! Hört sofort auf damit!«
    Sie hämmerte mit den Fäusten gegen die Scheibe, doch
niemand sah zu ihr auf. Natürlich nicht. Sie können mich nicht
hören! Max rannte aus der Klasse, zwängte sich zwischen den
anderen Kindern auf der breiten Treppe nach unten und schoss
hinaus auf den Schulhof. Sie achtete sorgsam darauf, in der
Schule niemals zu fliegen. Nicht einmal in einer Situation wie
dieser.
    Sie konnte die Raufbolde am anderen Ende des Schulhofs
entdecken. Sie fühlten sich ach so cool in ihren Klamotten von
Aéropostale, American Eagle und Abercrombie. Fünf Jungs, alle
in der neunten Klasse, hatten in der Nähe des
Maschendrahtzauns einen Halbkreis um Matthew gebildet. Der
Neunjährige war zwischen ihnen gefangen. Die Gesichter der
Jugendlichen waren verzerrt von Hass und Wut, während sie
Matthew verspotteten. Gott sei Dank war die Presse an diesem
Tag nicht zugegen, sonst wären Matthew und sie schon wieder
in Live at Five zu sehen gewesen.
    Sie konnte alles hören, was die Jungs sagten, doch manche
Schimpfworte trafen sie mitten ins Herz. »Missgeburt!«,
»Madenüberträger«, »Vogelhirn!« waren nur einige davon.
    Der größte der Jungen, ein stämmiger, dicker Schläger mit
weiten Gangsta-Hosen und einem Sweatshirt von Avalanche,
packte Matthew an den Armen, während ein anderer Junge eine
Dose mit Sprühfarbe hob. Rot!
    Max hörte das Klackern der Mischkugeln, dann das Zischen
und den Gestank von Farbaerosol.
»Hört sofort auf damit, ihr Mistkerle!«, brüllte sie.
Die Jungen hielten verblüfft inne und lösten ihren Halbkreis
    auf. Matthew befreite sich mit einem Ruck aus dem Griff des
großen Dicken und fiel zu Boden. Seine Federn und seine
Kleidung troffen vor klebriger Farbe. Matthew zwang sich, nicht
zu weinen. Was für ein tapferer kleiner Junge! So ein guter
Junge!
    »Matty, ich bin da«, sagte Max und trat zu ihrem Bruder, um
ihm auf die Beine zu helfen. Sie küsste ihn auf die Stirn. Mehr
war nicht erforderlich, um erneutes Leben in die verblüfften
Taugenichtse zu bringen. Die Sprühdosen zischten erneut.
    »Wen nennst du Mistkerle, du Missgeburt?«, rief der Anführer
des Rudels.
»Oh, weißt du das nicht?«, entgegnete Max. »Ich habe dich
gemeint«, spuckte sie giftig. »Du bist derjenige, den ich mir jetzt
vornehmen werde.«
Der Junge war vielleicht fünfzehn und wog bestimmt schon
siebzig Kilo. Sie kannte seinen Ruf. Sein Vater war ein
Football-Profi bei den Denver Broncos gewesen oder sonst
irgendwas furchtbar Beeindruckendes in der Art. Er lachte Max
aus. »Na, dann zeig mir mal, was du draufhast. Los, zeig’s mir.«
Max hatte ihren leiblichen Eltern versprochen, nie einem
anderen Kind in der Schule wehzutun oder es zu verletzen.
Genau wie Matthew. Sie hätte diesen Mistkerl am liebsten in der
Luft zerrissen, doch sie hielt sich zurück, was ihr wirklich
schwer fiel. Fast unmöglich schwer.
Dann sah sie die hellrote Farbe, mit der sie den armen
Matthew eingeschmiert hatten, und erneut stieg die Wut in ihr
auf. Zeig mir mal, was du draufhast? Dieser widerliche Wichser
hat ja keine Ahnung, um was er da bettelt!
»Wie heißt du, Punk?«, fragte sie.
»Du weißt nicht, wer ich bin? Scheiße, Mädchen, ich bin
Bryce Doulin. Jeder kennt mich.«
» Du weißt nicht, mit wem du dich eingelassen hast, Mistkerl«,
knurrte Max. »Du und deine Freunde, ihr habt nicht die
geringste Ahnung! Aber vielleicht wird sich das gleich ändern.«
Doulin war ein wenig fett, doch unter dem Fett verbargen sich
Muskeln. Er stürzte sich auf sie, doch Max packte ihn und
drehte ihn in den Schwitzkasten. Er zerrte mit beiden Händen an
ihrem Arm. »Hey, lass mich los!«, ächzte er geschockt.
Max’ Finger waren wie Schraubzwingen. Sie

Weitere Kostenlose Bücher