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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Ikarus-Gen
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geschlungen und ein weiteres um
den Leib, und es dauerte einen Moment, bis ich mich angezogen
hatte, bevor ich öffnen und dem elenden Lärm Einhalt gebieten
konnte.
    Es war Kit, und er hatte einen enttäuschten Ausdruck im
Gesicht.
»Was ist mit dir und Max?«, fragte ich. »Ist alles in Ordnung?
Geht es Max gut?«
»Sicher«, antwortete er kurz angebunden und schob sich an
mir vorbei in den Raum. »Es geht ihr prima. Sie ist schließlich
Max.«
»Wie ist euer Vier-Augen-Gespräch verlaufen? Das Verhör?«
Kit schnitt eine Grimasse. »Nicht so gut.«
»Sie hat dich also voll auflaufen lassen, habe ich Recht?«
»Ja, ich gebe es ja zu. Sie ist verdammt gut darin«, räumte Kit
ein. »Sie verbirgt irgendetwas vor uns, Frannie. Ich bin ganz
sicher. Irgendetwas macht ihr eine höllische Angst, und sie traut
sich nicht, darüber zu reden. Das macht mir wiederum Angst.«
»Und?«, fragte ich. »Hast du eine Ahnung, was es sein
könnte?«
Kit schüttelte den Kopf. »Nicht die geringste. Es treibt mich in
den Wahnsinn. Was könnte sie vor uns verbergen? Warum verbirgt sie etwas vor uns?«
Ich spürte, wie er mich beim Frottieren meiner Haare
beobachtete, während ich zwischen Badezimmer und
Schlafzimmer hin- und herging. Ich schaltete den Fernseher ein
und bekam eine verschwommene Version von Brad Pitt und
Oprah Winfrey in ihrer Talkshow zu sehen. Ich blieb einige
Sekunden vor dem Apparat stehen. Schließlich machte ich mich
daran, leere Pizzaschachteln einzusammeln und in einen
winzigen Abfalleimer zu stopfen.
»Warum setzt du dich nicht ein wenig hin, Frannie? Du
zappelst ja wie eine Katze in einer Kiste!«, sagte Kit schließlich.
»Ja? Ich mache mir Sorgen wegen der Kinder. Ich mache mir
Sorgen wegen dir, wegen mir, einfach wegen allem. Ich mache
mir Gedanken wegen dem, was Max uns verschweigt. Sie
verschweigt uns ihr Geheimnis, weil sie denkt, die
Informationen könnten uns schaden. Es muss so sein. Mir fällt
kein anderer Grund ein.«
»Komm her zu mir und setz dich. Bitte. Ich streichle dir ein
wenig den Rücken. Du siehst aus, als könntest du es gebrauchen.
Ein wenig Rückenstreicheln.«
Ich sah eine elektrisierende Sekunde lang in seine großen
blauen Augen und spürte, wie von ihnen eine Anziehungskraft
ausging wie von einem Traktorstrahl in Raumschiff Enterprise. »Nein danke«, sagte ich. »Trotzdem, danke für das Angebot.«
Kit seufzte in gespielter Komik. »Ihr beide«, sagte er. »Du und
Max – ihr seid die starrköpfigsten Frauen, die ich kenne.«
Ich lachte, weil ich nicht wusste, wie ich sonst hätte reagieren
sollen. Nun ja, eigentlich schon. Eigentlich wollte ich ja zu Kit
gehen. Eigentlich hätte ich nichts auf der Welt lieber getan, als
die Tür versperren, die Vorhänge zuziehen, mich
splitterfasernackt ausziehen und zum ersten Mal seit Monaten
mit Kit schlafen.
Ich will ganz ehrlich sein.
Ich liebte Kit immer noch – doch was, wenn seine Gefühle
erkaltet waren? Was, wenn er nur eine sentimentale Regung
spürte? Wer auch immer gesagt hat, es ist besser, geliebt und
diese Liebe verloren zu haben, als niemals geliebt zu haben, hat
offensichtlich niemals so sehr geliebt wie ich und so viel
verloren. Ich glaubte nicht, dass ich die Kraft besaß, noch
einmal einen derartigen emotionalen Peitschenhieb zu ertragen.
Also kam Rückenstreicheln überhaupt nicht in Frage, bevor
ich nicht mehr über Kits wahre Gefühle herausgefunden hatte.
Ja, ich gebe zu – wahrscheinlich wollte ich diese berühmten drei
kleinen Worte hören.
Kit schien meine Gedanken gelesen zu haben. Manchmal
konnte er das tatsächlich. »Ich weiß ja, dass wir auseinander
waren«, setzte er an. »Ich hatte Angst, weißt du? Zuerst habe ich
meine Familie verloren, dann die Kinder. Frannie, es ist nicht
…«
Sag die Worte! Sag es endlich …!
Doch Kit sah an mir vorbei, auf irgendetwas hinter mir. Was?
Langsam drehte ich mich um. Die Tür des Bungalows war weit
offen. Max und Oz standen im Eingang und starrten uns aus
aschfahlen Gesichtern an. Sie sahen völlig verängstigt aus, fast,
als hätten sie soeben einen Tornado überlebt.
»In den Wäldern wimmelt es von Jägern«, sagte Oz.
Es konnte nicht schon wieder geschehen – aber verdammt, es
passierte tatsächlich!
Kit zögerte nicht länger als zwei, drei Sekunden. Er zog seine
furchteinflößende Automatik oder Halbautomatik oder was es
auch immer war und sprang aus dem Bungalow, als wäre der
Teufel hinter ihm her. Er bewegte sich

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