Patterson James
wollte nicht, dass Jarrod hörte, wenn ihre
Stimme kippte.
Ich vermisse dich mehr, als du dir je vorstellen kannst.
Am Freitag und Montag konnten wir mit drei weiteren starken
Zeugen aufwarten, die den Fall gegen Dominic Cavello erhärteten und das Seil um seinen Hals immer enger zogen.
Einer war Thomas Mussina, der berühmte Tommy Mustopf,
der Boss von Ralphie D. Er nahm derzeit am Zeugenschutzprogramm teil.
Mussina bestätigte alles, was Machia und Ralphie zuvor
ausgesagt hatten: dass Cavello ihm den direkten Befehl gegeben
hatte, Sam Greenblatt zu töten; dass Tommy ihn tatsächlich in
seinem grauen Lincoln in der Nähe des Tatorts umhergefahren
hatte; dass Cavello, nachdem er die Schüsse gehört und seine
Jungs hatte wegfahren sehen, die Hände aneinandergerieben und
gesagt hatte: »Das wäre also erledigt. Wie wär’s mit ein paar
Eiern?«
Mussina hatte auch Denunziattas Geschichte darüber, was mit
Stevie passiert war, bekräftigt. Er bestätigte dieselben Worte:
»Stevie muss verschwinden.«
Dann erzählte er den Geschworenen von Gloria, einer Tänzerin, die in einem schicken Stripclub in Rockland County im
Staat New York gearbeitet hatte. Gloria hatte vor einem der
anderen Mädchen geprahlt, sie habe dreißigtausend Dollar
Bargeld auf die Seite geschafft. Ihre »I-70-Ersparnisse«, wie sie
das nannte. Eines Tages nämlich wollte sie sich ihre Tochter
schnappen und über die Interstate 70 nach Westen fahren, um
ein neues Leben zu beginnen.
»Als Mr. Cavello das hörte, drehte er durch«, erzählte Tommy
Mussina den Geschworenen. »Er dachte, das Weib würde ihn
beklauen. Also schickte er ein paar Jungs in ihre Wohnung. Sie
haben sie gevögelt, sie erwürgt und die Leiche in einen Müllcontainer geworfen. Zum Glück war die Tochter in der Schule.«
»Fanden sie das Geld?«, wollte Goldenberger wissen.
»Ja.« Mussina nickte. »In einem Koffer im Schrank. Dreißig
Riesen, genau wie Gloria gesagt hatte. Sie brachten das Geld zu
Cavello.«
»Warum?«
»Er wollte es.« Mussina zuckte mit den Schultern. »Er hat
gelacht und gesagt: ›Gebt Cäsar, was Cäsar gehört.‹ Ich war
dabei.«
Der edle Cavello. Kaltherzig und nutzlos. Grausam bis zum
Gehtnichtmehr.
»Zeigte sich am Ende, dass das Geld gestohlen war?«, fragte
Goldenberger und schüttelte traurig den Kopf.
»Nö. Sie hatte es tatsächlich gespart. Mr. Cavello gab es der
Familie zurück, als Grundstock für Glorias Tochter. Er musste
sich ganz schön auslachen lassen. Die Knete hatte tatsächlich
diesem Mädchen gehört.«
Nach Mussinas Zeugenaussage zogen sich die Geschworenen
zum Essen in ihr Zimmer zurück. Niemand schien richtigen
Hunger zu haben. »Habt ihr gesehen, wie dieses Arschloch
dasitzt?« Hector schüttelte wütend den Kopf. »Er verzieht kaum
eine Miene. Als hätte er die ganze Welt unter Kontrolle.
Einschließlich uns.«
»Na, wenn’s nach mir ginge, hätte er keine Kontrolle mehr.«
Rosella bekreuzigte sich. »Gott gebe seiner Seele Ruhe. In der
Hölle.«
Andie setzte sich und sah zu Marc hinüber, der am Fensterbrett lehnte und seinen Blick über Manhattan schweifen ließ.
»Diese arme Tänzerin. Geld, um abzuhauen, hm? Ich habe
einen kleinen Sohn. Das hätte genauso gut ich sein können, zu
einem anderen Zeitpunkt in meinem Leben«, sagte sie.
Marc nickte mitfühlend. »Wie hieß der Club, in dem du getanzt hast?«
»Sehr lustig.« Andie schnitt eine Grimasse, aber zumindest
lockerte der Witz die Anspannung im Raum. Einer nach dem
anderen setzte sich lächelnd an den Tisch, dann wurden die
Teller ausgeteilt.
»Wenn das vorbei ist, sollten wir uns alle noch einmal treffen.
Ich kenne da eine Farm in den Poconos«, schlug John O’Flynn
vor, der sich Aufschnitt auf sein Brot legte.
Winston, der Mechaniker, lachte. »Ja, aber pass auf, dass du
nicht über die Grabhügel stolperst.«
Lorraine kicherte laut los. Damit war das Eis völlig gebrochen.
Es war wunderbar, dass sie nach all den grausamen Zeugenaussagen noch die Köpfe zurückwerfen und herzhaft lachen
konnten.
»Lorraine«, sagte Andie, »ich schlage dir ein Geschäft vor.
Wir legen alle zehn Dollar in eine Kasse, und das nächste Mal,
wenn Augenbraue wieder eine von seinen lächerlichen Bemerkungen loslässt, was für ein guter Bürger Cavello doch sei,
fängst du an, so zu lachen.«
»Das wäre unbezahlbar«, gackerte O’Flynn. »Ich bin dabei.
Ich glaube, selbst die Richterin würde einen Schreikrampf
kriegen.«
Lorraine schien das Bild zu
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