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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todesschwur
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zurück. Seine Frau
Mira kam aus der Küche gerannt. »Richard! Bist du das?«
»Ja, ich bin’s«, antwortete Nordeschenko. Er nahm beide fest
in seine Arme. Noch vor drei Tagen war ungewiss, ob er sie je
wiedersehen würde. »Ist das schön, wieder zu Hause zu sein.«
Das war es tatsächlich. Der Blick durch die Glastür auf das
türkisfarbene Mittelmeer war wie ein Willkommensgruß, wie
ein Stimmungsaufheller für ihn. Ebenso wie die zärtliche
Umarmung seiner Familie. Er würde sie nie wieder täuschen. Er
hatte so viel Geld, wie er brauchte – seine Karriere war zu Ende.
Und schließlich war diese Art von Arbeit eher für junge Männer
geeignet.
»Vater, schau mal.« Pavel zog ihn an der Hand. »Ich habe eine
Verteidigung gegen Kasparows Spanische Eröffnung gefunden.
Ich habe sie geknackt!«
»Was wir doch für einen Einstein großgezogen haben«, witzelte er mit Mira.
»Nein, was für einen Kasparow«, korrigierte ihn Pavel.
Der Junge zerrte ihn ins Zimmer. Nordeschenko war erschöpft.
Nicht nur vom Flug. Er hatte Cavello in einem sicheren Haus in
der Nähe von Baltimore abgesetzt. Das Schwein sollte in eine
Kiste gepackt und auf einen Frachter verladen werden. Und
wohin? Nordeschenko fand das Ziel einigermaßen belustigend.
Selbst Interpol würde nicht auf die Idee kommen.
Er war glücklich, dass sich ihre Wege getrennt hatten. Dieses
bösartige Tier tötete aus Sport, nicht fürs Geschäft oder aus
Notwendigkeit. Es lag in seiner Natur. Damals in Russland hätte
man auf ihn gespuckt und ihn einen Teufel genannt. Nun ja,
Nordeschenko hatte seine Arbeit erledigt. Er hoffte, dieses Stück
Dreck nie wieder in seinem Leben sehen zu müssen.
»Schau mal, Vater.« Pavel zog ihn zum Schachspiel, wo er
einen damenseitigen Läufer anhob.
Nordeschenko nickte, allerdings nur zum Schein. Er war so
unglaublich erschöpft. In den Figuren auf dem Brett erkannte er
nur ein Durcheinander. Auch Schach war was für junge Männer.
Doch er lächelte und wuschelte seinem Sohn im Haar. »Schau in
der Tasche nach. Ich habe dir was mitgebracht«, sagte er.
Hastig öffnete der Junge die Verpackung und riss die Augen
weit auf.
World Championship Poker. Pavel brach in helle Freude aus.
»Komm«, sagte er und schob das Schachbrett zur Seite. »Wir
spielen.«
»Mein kleiner Einstein will Poker spielen? Okay. Höchstens
drei Spiele, bis einer gewonnen hat. Dann werde ich ungefähr
eine Woche lang schlafen!« Als Nordeschenko einen Stuhl an
den Tisch zog, erinnerte er sich an den großen Bluff, den er in
New York abgezogen hatte und der schon eine Ewigkeit
zurückzuliegen schien. »Und ich kann dir eine ziemlich gute
Geschichte vom Pokern erzählen, Pavel.«
Seine Füße fühlten sich doppelt so dick an, wie sie waren. »Ich
will nur noch schnell die Schuhe ausziehen.«
Eine ganze Woche lang verließ ich meine Wohnung kein
einziges Mal. Immer wieder ließ ich das Band von Cavellos
Flucht laufen. Die Szene im Fahrstuhl. Ich hatte sogar die Zeit
gemessen – genau siebenundvierzig Sekunden. Ich sah es mir
immer wieder an. Dann spulte ich es zurück. Und dann noch
einmal. Und noch einmal.
Ab und zu klingelte das Telefon – der Arzt, der sich nach mir
erkundigte; mein Abteilungsleiter vom College; das FBI, weil
immerhin noch eine Untersuchung lief. Und Andie, die mich ein
paar Mal auf dem Handy anrief.
Schließlich ging ich nicht mehr ran, auch nicht ans Handy. Sah
mir nur noch die Aufnahme an. Jedes Mal war es dasselbe.
Cavello streckt die Hand aus und drückt den Knopf. Die beiden
Marshals versuchen, ihn zu packen. Die Türen gleiten zur Seite.
Der Mann mit Bart tritt ein und überrascht die Marshals. Keine
Zeit, um zu reagieren. Er erledigt die beiden Marshals und zieht
Cavello die Verkleidung über. Nur ein paar Sekunden später
sind sie weg.
Ich konzentrierte mich auf den Kerl mit dem Bart. Holte sein
Gesicht nah heran. Ich versuchte, mir jede Falte, jeden Gesichtszug zu merken. Dann blätterte ich die Fotos durch, die ich vom
Heimatschutz erhalten hatte. Ich wusste nicht, wonach ich
suchte. Aber irgendetwas mussten mir diese Bilder verraten.
Cavello war fort. Wahrscheinlich schon außer Landes. Man
konnte aus Newark oder Baltimore mit einem Frachter verschwinden; man konnte auf irgendeinem Landestreifen in
Mexiko in einen Privatjet steigen, ohne einen Flugplan einreichen zu müssen. Reisepässe ließen sich fälschen.
Immer wieder rief ich mir in Erinnerung, dass ich seit dreizehn

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