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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todesschwur
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Stunde«, fuhr der Amerikaner fort.
»Danach werden Sie Ihren Jungen nie wiedersehen. Ihre
Identität und das Interpol-Dossier werden der israelischen
Polizei ausgehändigt.«
»Und was ist, wenn ich Ihnen nicht helfen kann?«, fragte
Nordeschenko. »Was ist, wenn ich es nicht weiß?«
»Dann würde ich anfangen, meine Sachen zu packen.«
Was konnte er tun? Sie wussten alles von ihm: seinen Namen,
wie sie ihn erreichen konnten und dass er Cavello bei der Flucht
geholfen hatte. Und sie hatten das, was ihm selbst das Wichtigste in seinem Leben war. »Okay«, stimmte er zu.
»Geben Sie mir Ihre Mobilnummer – ich werde Sie in einer
Stunde anrufen. Fahren Sie den Berg runter und warten Sie auf
meinen Anruf. Das Treffen wird kurzfristig sein. Und, Kolya,
ich glaube, wir wissen beide, welche Tragödie es wäre, wenn die
Polizei eingeschaltet wird.«
»Sie haben ganz schön Mut«, meinte Nordeschenko. »Wer
auch immer Sie sind.« Doch er gab dem Mann seine Nummer.
»Das haben Sie schön gesagt, Kolya, nach dem, was ich von
Ihnen gesehen habe.«
Die Verbindung wurde abgebrochen. Nordeschenko nickte
Mira zu, um sie zu beruhigen, dann gab er Reichardt ein
Zeichen.
»Komm, Reichardt. Es gibt Arbeit.«
Wir fuhren mit dem Wagen zu einem verlassenen Tabaklagerhaus, das ich im schäbigen Hadar-Viertel der Stadt entdeckt
hatte. Und warteten. Der Junge schlief friedlich, und jedes Mal,
wenn er sich rührte, ließ ich ihn am Äther schnuppern.
Im Lauf meiner beruflichen Laufbahn hatte ich ein paar Dinge
getan, auf die ich nicht stolz war, aber nichts, was dem hier
gleichkam. Der Junge war unschuldig, egal, was sein Vater
angestellt hatte. Wir beobachteten ihn, wie er auf dem Rücksitz
schlief. Andie saß neben ihm, seinen Kopf auf ihrem Schoß, und
beruhigte ihn. Ein- oder zweimal strich sie über sein hellbraunes
Haar.
Wir beide wollten den Austausch so schnell wie möglich
hinter uns bringen.
»Wo werden wir ihn treffen?«, fragte Andie.
»Du meinst, wo ich ihn treffen werde? In den Bahai-Gärten.
Sechs Uhr. Eine Stunde später findet dort ein Freiluftkonzert
statt. Es wird gestopft voll sein.«
Andie nickte.
»Ich muss seinen Mund verkleben und seine Hände fesseln,
Andie. Das muss sein. Er wird aufwachen. Ich will, dass er bei
dir im Auto bleibt. Du kannst ihm sagen, dass er seinen Vater in
ein paar Minuten wiedersehen wird. Wenn es so weit ist, rufe
ich dich an. Du fährst los, und auf mein Zeichen lässt du ihn
frei. Und dann verschwindest du so schnell wie möglich. Hast
du das verstanden? Ich will nicht, dass du noch irgendwo in der
Gegend bist, wenn die Sache erledigt ist.«
»Wohin?«
»Zurück ins Hotel.« Wir hatten am Morgen unsere Unterkunft
gewechselt, waren von dem schicken Hotel in eine kleinere
Pension in der Altstadt gezogen, wo wir unsere Ausweise nicht
abzugeben brauchten. »Wir fliegen heute Abend von Tel Aviv.«
»Mit welchem Ziel?«
»Paris. Spätabends. Ich gehe davon aus, dass alles glattläuft.«
»Und anschließend?«
Ich öffnete die Wagentür. »Dieser Programmpunkt steht noch
nicht fest.«
Der Junge bewegte sich. Die Wirkung des Betäubungsmittels
ließ nach. Bald würde ich ihn aufwachen lassen. Ungefähr zum
fünfzigsten Mal blickte ich auf meine Uhr. Die Stunde war
vergangen. »Es ist Zeit.«
Andie lächelte tapfer.
Ich stieg aus und rief Remlikov auf seinem Handy an, um ihm
unseren Treffpunkt mitzuteilen, wollte aber nicht, dass Andie
zuhörte.
Als das erledigt war, setzte ich mich wieder ins Auto. »Erledigt.« Ich lehnte mich mit angewidertem Gesichtsausdruck
zurück, als hätte ich Gammelfleisch gegessen.
»Du weißt, dass ich das hier in Ordnung finde, Nick. Wirklich.
Es gibt nur eine Sache, die mir nicht richtig erscheint.«
»Ja, was?«
»Remlikov. Und der Blonde. Sie sind diejenigen, die Jarrod
getötet haben. Kommen sie ungeschoren davon?«
»Das wussten wir, als wir hergekommen sind, Andie. Wir sind
wegen Cavello hier. Er ist derjenige, der den Auftrag gegeben
hat.«
Plötzlich hörte ich, wie sich der Junge bewegte. »Vater?«
Ich stieg aus und öffnete die hintere Tür. »Hier.« Ich warf
Andie eine Baseballkappe zu. »Die lässt du die ganze Zeit über
auf. Und die Sonnenbrille. Dann sieht der Junge nicht dein
Gesicht. Jetzt wird’s heikel, Andie. Ich möchte, dass du von
jetzt ab ganz vorsichtig bist.«
»Ja, danke.« Andie nickte leicht.
Ich nahm das Seil und das Klebeband. Sie streichelte den
Jungen, als wäre er ihr Sohn. »Es wird alles wieder gut.«
»Eine Sache noch.«

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