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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todesschwur
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Unsere Blicke begegneten sich, als ich ihr
so nahe kam, dass wir uns beinahe umarmen konnten. »Nach
dem Austausch wartest du eine Stunde, länger nicht. Wenn ich
nicht in die Pension zurückkomme, fährst du nach Tel Aviv und
nimmst den Flug.«
»Wenn was schiefläuft?«
»Das wirst du nicht erfahren. Du fliegst einfach ab, okay?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich verlasse dich nicht.«
»Glaub mir, wenn ich in einer Stunde nicht zurück bin, musst
du dir darüber keine Sorgen mehr machen.«
Ich weiß nicht, wessen Idee es ursprünglich war, diese riesigen,
sich über mehrere Terrassen erstreckenden, steilen Gärten am
Berg Karmel anzulegen, die dem Bahai-Glauben geweiht sind.
Aber wer es auch gewesen sein mochte, hatte gewusst, was es
hieß, wenn man Bedarf an einem geheimen Treffpunkt hatte.
Die Gärten waren so gut besucht, dass man untertauchen
konnte, ihre offene und weitläufige Anordnung der Terrassen
verhinderte jedoch, dass sich unerwünschte Komplizen unbemerkt nähern konnten. Es gab mehrere Ausgänge, die auf dicht
befahrene Hauptstraßen mündeten. Die Polizei patrouillierte
regelmäßig, und an diesem späten Donnerstagnachmittag waren
die Gärten so voll wie eine Wiese bei einem Freiluftkonzert.
Wenn die Sache klappt, versuchte ich meine Nerven zu beruhigen, könnte ich mir ja überlegen zu konvertieren.
Ein paar Minuten zu früh, um Viertel vor sechs, stellte ich
mich auf der untersten Terrasse an die Statue, die einen gewissen Sayyid Ali Muhammad, auch Bab genannt, darstellte, wo
ich mich mit Remlikov verabredet hatte. Ich hatte ihm nur
dreißig Minuten Zeit gegeben, was nicht viel war, um sich
vorzubereiten. Die Gärten bestanden aus achtzehn Terrassen. Er
wusste nicht, ob ich weiter oben oder unten war. Da die Ben
Gurion Street nur wenige Meter entfernt lag, würde es für Andie
einfach sein, den Jungen aussteigen zu lassen und weiterzufahren.
Wie ich mich verdrücken konnte, stand auf einem anderen
Blatt.
Ich hatte schon ein paarmal geheime Treffen vereinbart, aber
immer im Vertrauen, dass mir jemand mit einem Abhörgerät
und einem Heckenschützengewehr den Rücken deckte. Nie
nackt auf ungeschütztem Terrain – und ohne mich mit dem
kleinen Problem abplagen zu müssen, dass ich den Sohn eines
kaltblütigen Mörders entführt hatte.
Menschen strömten herbei. Ein israelischer Folksänger trat
zwei Terrassen über mir auf. Der Ort konnte nicht besser
gewählt sein, sagte ich mir. Genau wie im Madison Square
Garden. Sobald der Austausch stattgefunden hatte, brauchte ich
nur in der Menge unterzutauchen und zu verschwinden.
Um fünf vor sechs nahm ich mein Handy heraus und rief
Remlikov ein letztes Mal an. »Sind Sie da?«
»Ich bin da. Was ist mit meinem Sohn?«
»Gehen Sie zur Statue des Ali Muhammad in der Nähe vom
Ausgang zur Ben Gurion Street. Kennen Sie die?«
»Kenne ich. Wie werde ich Sie erkennen?«
»Ich bin derjenige, der einen zwölfjährigen Jungen mit Klebeband über dem Mund hält. Keine Sorge. Ich werde Sie
erkennen.«
Remlikov zog wenig begeistert die Nase hoch. »Ich brauche
ein paar Minuten. Ich bin auf einer der oberen Terrassen.«
»Ihr Problem. In fünf Minuten bin ich weg.« Ich drückte die
Austaste. Er würde kommen. Ich wollte ihm keine Gelegenheit
lassen, sich vorzubereiten.
Ich muss zugeben, dass ich in den nächsten Minuten so angespannt und aufgeregt war wie noch nie in meinem Leben. Ich
versuchte, mich auf die Menschen zu konzentrieren, die auf dem
Weg zu den oberen Terrassen waren. Hin und wieder schlender
te ein Polizist mit der allgegenwärtigen Uzi vorbei.
Ein letztes Mal kontrollierte ich meine Glock und rückte
meine Sonnenbrille zurecht. Versuchte, den Aufruhr in meinem
Bauch zu dämpfen.
Eine Minute vor sechs. Komm schon, Remlikov. Jetzt oder
nie!
Dann erblickte ich ihn in der Menge. Er trug ein offenes,
gemustertes Hemd und eine schwarze Lederjacke. Ein paar
Leute gingen zwischen uns vorbei, doch er hatte mich fest ins
Visier genommen. Musste an dem Schachbuch liegen, das ich
auffällig in der Hand hielt. Er kam direkt auf mich zu, nahm
seine Sonnenbrille ab und blickte mir lange in die Augen. Ich
hatte schon oft Berufskillern ins Gesicht gesehen. Ihr Blick war
immer etwas stumpf, auch wenn sie lächelten. Remlikovs Augen
waren mustergültig.
»Stellen Sie sich vor mich«, verlangte ich und drehte mich
selbst mit dem Rücken zur Statue.
Ich wollte nicht von einem plötzlichen Hinterhalt überrascht
werden.
Er blickte auf das Schachbuch. »Ich

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